Weine der Spitzenklasse
Diese Jura-Weingüter geben Vollgas

Die französische Weinregion Jura ist angesagter denn je. Blick-Weinredaktor Nicolas Greinacher bereiste diesen speziellen Flecken Erde und stellt dir in einer zweiteiligen Serie ausgesuchte Weingüter vor. Hier kommt Teil eins.
Publiziert: 21.06.2023 um 14:14 Uhr
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Domaine Berthet-Bondet

Auf der Suche nach charaktervollen Jura-Weinen wirst du früher oder später über das Weingut von Hélene Berthet (39) stolpern. Ihre Eltern gründeten es in den 80er-Jahren, während ihr Vater Jean das Handwerk bei der benachbarten Domaine Jean Macle lernte. Von den insgesamt 14 Hektar Rebfläche liegt rund ein Drittel in der hochkarätigen Region Château-Chalon, von wo die besten Exemplare des berühmten Vin Jaune stammen. Obwohl das Weingut kleine Flächen mit den dunklen Rebsorten Trousseau, Poulsard und Pinot Noir bewirtschaftet, sind insgesamt 12 Hektar mit den weissen Savagnin und Chardonnay bepflanzt.

Während der jurassische Sommer draussen für gleissende Temperaturen sorgt, zeigt mir Hélene ihren angenehm kühlen Gewölbekeller, wo die Weine in aller Ruhe vor sich hin schlummern. In einigen Fässern lagert ihre Hausspezialität: der legendäre Château-Chalon. Mindestens fünf Jahre müssen die zu 100 Prozent aus der Rebsorte Savagnin gekelterten Weine im Holzfass unter einem dünnen Hefe-Film lagern, der einen gewissen Schutz vor Oxidation bietet. Abgefüllt werden sie in den traditionellen 62-Zentiliter-Clavelin-Flaschen.

Der 2015er Domaine Berthet-Bondet Château-Chalon ist ein betörend schöner Vin Jaune, der von Kraft und Intensität nur so strotzt. In der Nase zeigen sich präzise Aromen von Walnuss, Mandel, Brotkruste, getrockneten Blüten und Äpfeln, Heu und eine Prise Curry. Auch der Gaumen präsentiert sich von seiner besten Seite: komplex, tiefgründig und enorm konzentriert. Obwohl sich dieser Prachts-Vin-Jaune schon jetzt hervorragend trinken lässt, bietet er ein Lagerpotenzial für weitere 50 Jahre.

Die Domaine Berthet-Bondet liegt in der Ortschaft Château-Chalon.
Foto: Nicolas Greinacher
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Domaine Rolet

Mit einer Rebfläche von 65 Hektar zählt die Domaine Rolet zu den grössten Weingütern im französischen Jura. Nach einem Besitzerwechsel vor fünf Jahren arbeitet das neue Team mit Hochdruck daran, die Qualität der Weine weiter zu steigern. So wurde unter anderem die Umstellung auf biologischen Anbau eingeleitet, die im Jura weit verbreitet ist. Ein Highlight der Domaine Rolet ist der Crémant du Jura, der in verschiedenen Varianten abgefüllt wird. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, sind die Rolet-Schäumer nahezu unschlagbar.

Bei der breiten Rolet-Verkostung fällt mir vor allem der 2021 Arbois Savagnin Ouillé auf. Ouillé bedeutet, dass der Wein, im Gegensatz zu Vin Jaune, nicht oxidativ ausgebaut worden ist. Dieser lebhafte Weisse wurde während neun Monaten in alten französischen Eichenholzfässern ausgebaut und verströmt präzise Aromen von Zitronenschale, grünem Apfel und Grapefruit sowie einen Hauch weisser Pfirsich. Die für die Rebsorte Savagnin typisch hohe und lebhafte Säure verleiht dem Wein eine herrliche Frische. Musikfans aufgepasst: Am 21. Juli findet auf der Domaine Rolet das Rock'n'Rolet-Fest statt.

Domaine Jean Bourdy

Seit 1579 keltert die Familie Bourdy im Jura Wein. Weil Laura Bourdy (36) während meines Besuchs mit dem Abfüllen des 2016er-Jahrgangs Château-Chalon beschäftigt war, zeigte mir ihr Vater Jean-Francois (66) Keller und Weine. Es gibt im gesamten Jura-Weingebiet wohl keinen anderen Keller, wo du so alte Vin-Jaune-Weine findest, wie hier. Der Stil des Weinguts ist bewusst elegant und filigran gewählt, Üppigkeit und überbordende Konzentration sucht man hier vergebens.

Neben verschiedenen Rot- und Weissweinen keltert Laura neu einen Orange-Wine aus Chardonnay, der rund drei Wochen in Kontakt mit den Beerenhäuten war. Das Resultat ist ein äusserst aromatischer und delikater Essbegleiter, der gerne jung getrunken werden möchte. Auf der anderen Seite überzeugte der frisch abgefüllte 2016er Château-Chalon mit nussigen und pilzigen Aromen, getragen von einem mittleren Körper und einer frischen Säure. Einziger Wermutstropfen: Lediglich 1200 Flaschen wurden davon abgefüllt.

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