Weltnichtrauchertag
WHO: Raucherrate in der Schweiz sinkt zu langsam

Genf – Es wird zwar weniger geraucht, aber der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht der Trend nicht schnell genug. Ihr zufolge stehen Millionen Menschenleben auf dem Spiel. Auch E-Zigaretten lösten das Problem nicht - im Gegenteil. Und: Die Schweiz erhält schlechte Noten.
Publiziert: 31.05.2018 um 01:06 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:50 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will die Raucherraten weltweit von 2010 bis 2025 um 30 Prozent senken.
Foto: KEYSTONE/AP/JENS MEYER

Das erklärte Ziel, die Raucherraten weltweit von 2010 bis 2025 um 30 Prozent weltweit zu senken, werde wohl nicht erreicht, berichtete die WHO in ihrem Tabakbericht, der am Donnerstag in Genf anlässlich des Weltnichtrauchertags vorgestellt wurde. In vielen Ländern wüssten die Menschen immer noch nicht, wie schädlich das Rauchen für die Gesundheit sei.

Tabak verursacht nicht nur Krebs, sondern buchstäblich Herzen bricht

«Die WHO weist darauf hin, dass Tabak nicht nur Krebs verursacht, sondern buchstäblich Herzen bricht», sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Tabakkonsum sei nach Bluthochdruck der zweithäufigste Grund für Herzerkrankungen. E-Zigaretten enthielten zwar weniger Giftstoffe, könnten aber auch zu Herzkrankheiten beitragen, so die WHO.

Auch bei E-Zigaretten verengten sich beim Nutzer die Arterien, Herzschlag und Blutdruck stiegen an. «Die Langzeitfolgen sind noch unbekannt, aber es wird davon ausgegangen, dass (E-Zigaretten) das Risiko für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und möglicherweise Herzerkrankungen erhöhen», so die WHO.

Wie schädlich sind E-Zigaretten?

E-Zigaretten sind in den Augen der Gesellschaft praktisch harmlos. Der Teer der die normale Zigarette zum krebserregenden Laster macht, ist in der E-Zigarette nicht vorhanden. Erhältlich ist der elektronische Glimmstängel mit oder ohne Nikotin. Am European Respiratory Society International Congress wurden nun die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die Nikotin in der E-Zigarette in direkten Zusammenhang mit gesundheitlichen Schäden stellt.

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E-Zigaretten sind in den Augen der Gesellschaft praktisch harmlos. Der Teer der die normale Zigarette zum krebserregenden Laster macht, ist in der E-Zigarette nicht vorhanden. Erhältlich ist der elektronische Glimmstängel mit oder ohne Nikotin. Am European Respiratory Society International Congress wurden nun die Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die Nikotin in der E-Zigarette in direkten Zusammenhang mit gesundheitlichen Schäden stellt.

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Jedes Jahr sterben nach Schätzungen drei Millionen Menschen in Folge von Tabakkonsum an Herzerkrankungen. 2010 hätten noch rund 60 Prozent der Chinesen nicht gewusst, das Rauchen Herzinfarkte verursachen kann.

1,1 Milliarden Menschen rauchen weltweit

Weltweit rauchen rund 1,1 Milliarden Menschen, etwa so viele wie im Jahr 2000. Die Weltbevölkerung ist allerdings angewachsen, so dass der Anteil der Raucher weltweit in der Zeit von 27 auf 20 Prozent (2016) sank. Sieben Millionen Menschen starben durch ihre Tabaksucht. Zu den 1,1 Milliarden Rauchern gesellen sich überdies weitere 370 Millionen Konsumenten rauchfreier Tabakprodukte.

In Europa seien im Jahr 2025 Island, Norwegen, Dänemark und Schweden die Klassenbesten mit Raucherraten unter 14 Prozent. Ganz anders die Schweiz: WHO-Hochrechnungen zufolge werden 2025 noch 21 Prozent der über 15-jährigen Schweizer regelmässig zur Zigarette greifen. Im Jahr 2010 lag die Quote bei 25,8 Prozent.

Die Schweiz hat das Ziel nicht erreicht

Die Schweiz werde das Ziel, die Raucherraten von 2010 bis 2025 um 30 Prozent zu senken, nicht erreichen. Es bestehe in der Schweiz grosser Nachholbedarf, monierte Douglas Bettcher, Direktor der WHO-Abteilung für die Vorbeugung von nichtansteckenden Krankheiten.

Raucherquote in der Schweiz konstant

Trotz millionenschwerer Kampagnen der Gesundheitsbehörden sinkt der Anteil der Raucher in der Schweiz nicht mehr signifikant. Seit Jahren liegt er bei rund einem Viertel der Bevölkerung. Für Professor Jürg Barben, Lungenarzt am Kinderspital St. Gallen, ist klar warum: «Es gibt drei Gründe: Die Schweiz hat kein konsequentes Werbeverbot für Tabakprodukte, die Zigaretten-Preise sind nicht wesentlich erhöht worden, und es gibt keinen konsequenten Schutz vor Passivrauchen.»

Damit ist die Schweiz gleichauf mit Ländern wie Kuba oder Afghanistan, die das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs auch noch nicht ratifiziert haben.

Dass es auch anders geht, zeigen Länder wie Kanada und Australien. Hier liegen die Raucherquoten bei rund 11 Prozent der Bevölkerung. Diese beiden Ländern haben schon vor Jahren totale Werbeverbote für Tabak erlassen, ein Päckli Zigaretten kostet bald bis zu 40 Franken, und zum Schutz der Nichtraucher gibts grosszügige Rauchfreizonen vor Hauseingängen. Anders als in der Schweiz kann man also für die Rauchpause nicht einfach raus vors Haus.

Trotz millionenschwerer Kampagnen der Gesundheitsbehörden sinkt der Anteil der Raucher in der Schweiz nicht mehr signifikant. Seit Jahren liegt er bei rund einem Viertel der Bevölkerung. Für Professor Jürg Barben, Lungenarzt am Kinderspital St. Gallen, ist klar warum: «Es gibt drei Gründe: Die Schweiz hat kein konsequentes Werbeverbot für Tabakprodukte, die Zigaretten-Preise sind nicht wesentlich erhöht worden, und es gibt keinen konsequenten Schutz vor Passivrauchen.»

Damit ist die Schweiz gleichauf mit Ländern wie Kuba oder Afghanistan, die das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs auch noch nicht ratifiziert haben.

Dass es auch anders geht, zeigen Länder wie Kanada und Australien. Hier liegen die Raucherquoten bei rund 11 Prozent der Bevölkerung. Diese beiden Ländern haben schon vor Jahren totale Werbeverbote für Tabak erlassen, ein Päckli Zigaretten kostet bald bis zu 40 Franken, und zum Schutz der Nichtraucher gibts grosszügige Rauchfreizonen vor Hauseingängen. Anders als in der Schweiz kann man also für die Rauchpause nicht einfach raus vors Haus.

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Bettcher kritisierte die kantonalen Unterschiede hinsichtlich Rauchverboten und Auflagen für Tabakwerbung. Auch sei die Tabakindustrie im Land anhaltend stark. Schliesslich gehöre die Schweiz zwar zu den Unterzeichnern des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs, habe dieses aber noch nicht ratifiziert.

Mehr Massnahmen im Kampf gegen den Tabak gefordert

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schrieb am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA, die gegenwärtige Gesetzgebung in der Schweiz wie auch der Entwurf des Bundesgesetzes über Tabakprodukte, den der Bundesrat im Dezember in die Vernehmlassung geschickt hatte, entsprächen den Minimalanforderungen des WHO-Rahmenübereinkommens nicht. Auf Bundesebene hätten strengere Massnahmen im Kampf gegen den Tabak bislang keine Mehrheit erhalten, auch wenn die Bevölkerung sich in Umfragen mittlerweile mehrheitlich dafür ausspreche.

Hören Sie endlich mit dem Rauchen auf

Jedes Jahr am 31. Mai ist «Weltnichtrauchertag». Wir wissen, dass ein rauchfreies Leben nicht einfach ist. Darum haben wir für Sie ein paar Tipps zusammengestellt, die Ihnen helfen den inneren Schweinehund zu besiegen.

Nichtraucher, rauchen aufhören, Rauchstop
Starten Sie noch heute und gehören auch Sie bald zu den Nichtrauchern.
iStockphotos

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Wie stark der Anteil der Raucher zurückgehe, hänge auch vom Durchschnittseinkommen der Länder ab, so die WHO. Je höher der Wohlstand, desto stärker der Abwärtstrend. Vorne lägen Nord- und Südamerika sowie Europa.

Im Kampf gegen das Rauchen seien viele günstige Massnahmen wirksam, etwa umfassende Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Werbeverbote, medizinische Unterstützung bei der Entwöhnung und drastische Warnungen auf Tabakpackungen. (SDA)

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