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Telefon-Terror
So schützen Sie sich vor Werbeanrufen

Schon wieder ein Callcenter am Draht: Werbeanrufe können gehörig nerven. Wie wir uns vor aufsässigen Unternehmen schützen.
Publiziert: 04.04.2016 um 11:42 Uhr
|
Aktualisiert: 26.09.2019 um 15:08 Uhr
Robert Bösiger

Die freundliche Dame mit dem südländischen Akzent preist einen Drei-Liter-Kanister natives Olivenöl aus Portugal an – natürlich zum Freundschaftspreis. Ein Herr, er ruft wahrscheinlich aus dem Kaukasus an, möchte, dass wir für 50 Franken einer armen Bauernfamilie in Afrika eine Ziege spenden. Am Abend darauf sollen wir an einer Umfrage teilnehmen. Und schon wieder will uns jemand helfen, Krankenkassenprämien zu sparen. Ach ja: Eine andere Anruferin verspricht, uns «gegen eine bescheidene Gebühr» von lästigen Werbeanrufen zu schützen.

Darf man die Nummern nach Telefonbuch in der Schweiz wählen?

An sich sind seit vier Jahren Werbeanrufe in der Schweiz nur noch in zwei Fällen erlaubt: wenn eine Rufnummer im Telefonverzeichnis ohne Stern eingetragen und auch nicht in einer Sperrliste erfasst ist. Und zweitens, wenn mit der anzurufenden Person bereits eine Kundenbeziehung besteht. In diesem Fall dürfen Unternehmen uns auch mit Sterneintrag übers Telefon kontaktieren. In allen anderen Fällen sind Werbeanrufe verboten.

Basis ist das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Fast täglich aber klingelt das Telefon: Werbeanrufe gehören mit zum Nervtötendsten, was es gibt. Das Thema landet auf der jährlichen Ärgerliste des Konsumentenschutzes denn auch regelmässig auf den vordersten Plätzen. Vor Telefonmarketing gibt es keinen absoluten Schutz. Es sei denn, man verzichtet gänzlich auf ein Telefon. Aber es gibt Möglichkeiten, die Anzahl der Anrufe auf ein Minimum zu reduzieren. Ein Leitfaden.

Lassen Sie sich erst gar nicht in ein Gespräch mit Callcenter-Angestellten verwickeln.
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Wie tun bei Werbeanrufen?

Beenden Sie ohne Hemmungen das Gespräch, falls Sie sich bedrängt fühlen. Oder verweisen Sie auf Ihren Werbestern – und darauf, dass sich ein Anrufer strafbar macht, setzt er sich darüber hinweg.

Am besten lassen Sie sich bei Werbeanrufen erst gar nicht auf Gespräche ein.

Falls Sie aber vorsorgen wollen: Fragen Sie hartnäckig nach dem Namen der anrufenden Firma.

Verlangen Sie, dass Ihre Daten gelöscht und Ihr Name samt Rufnummer von der Liste des Anrufers gestrichen werden.

Beachten Sie nach einem Anruf allfällige Briefsendungen – und widerrufen Sie sofort mit eingeschriebenem Brief, falls etwas bestätigt wird, was Sie gar nicht wollen.

Erhalten Sie eine unerklärliche Rechnung, fordern Sie die Aufnahme des Telefongesprächs an. Nur bei einer vollständigen Aufnahme lässt sich beurteilen, ob ein Vertrag entstanden ist oder nicht.

Wie können wir uns schützen?

Lassen Sie Ihren Telefonbucheintrag mit einem Stern versehen – unter www.local.ch oder der Gratisnummer Tel. 0800 86 80 86. Bei www.local.ch kann man den Eintrag gar selber vornehmen. Ein Stern verhindert allerdings nicht immer, dass Sie unerwünschte Anrufe erhalten. Tipp: Sie können sich auf Wunsch auch nur mit der Postadresse – also ohne Nummer – im Telefonbuch notieren lassen.

Falls Ihre Nummer nicht in einem Verzeichnis publiziert ist, können Sie diese durch den Schweizer Dialogmarketing Verband auf eine Sperrliste setzen lassen. Mehr Infos: sdv-dialogmarketing.ch

Sie werden angerufen, aber keiner antwortet? Dann handelt es sich wahrscheinlich um einen automatisierten Massenanruf. Derlei Anrufe gelten als unlautere Massenwerbung und sind in der Schweiz verboten.

Rufen Sie nie auf Nummern zurück, die Ihnen unbekannt sind. Denn genau das wollen Callcenter erreichen, deshalb lassen sie oft nur wenige Male das Telefon läuten.

Den kompletten Eintrag im elektronischen Telefonbuch löschen

Hilft alles nichts, können Sie beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine offizielle Beschwerde einreichen. Das Seco kann danach im Namen des Bundes gegen Unternehmen vorgehen,die unrechtmässige Werbeanrufe tätigen.

Und, besonders wichtig: Gehen Sie sorgsam mit Ihren Daten um! Nehmen Sie folglich nur an sehr ausgewählten Wettbewerben und Umfragen teil. Denn mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen (die kaum jemand liest) akzeptieren wir meist eine Klausel, die Firmen berechtigt, unsere Angaben für Werbezwecke zu verwenden, an Geschäftspartner weiterzugeben oder sogar an spezialisierte Unternehmen zu verkaufen.

Auch übers Handy werden wir zusehends belästigt

Callcenter und Werbefirmen entdecken zusehends auch unsere Handys. Und es klingelt selbst bei Leuten, die ihre Nummer sorgsam hüten und sie nirgends registrieren. Mittlerweile ist bekannt, dass einzelne Apps klandestin persönliche Daten absaugen und weitergeben. So werden auch unsere gespeicherten Adressbücher zur Beute von Datensammlern. Damit lässt sich ordentlich Kasse machen. Gesammelte Handynummern werden mittlerweile für gutes Geld gehandelt – wie andere Produkte auch. Vor allem Gratis-Apps stehen unter Verdacht, Nutzerdaten zu barem Geld zu machen.

Edgar Weippl, Experte des Forschungszentrum SBA Research in Wien, bestätigt: «Für viele Entwickler ist es lukrativer, Daten zu verkaufen als die App kostenpflichtig zu machen.» So kommt es, dass unsere Handynummer früher oder später bei einem Callcenter landet. Oder ein Wählcomputer findet diese heraus, indem er nonstop Nummern generiert und abtelefoniert. Es gibt aber auch hier verschiedene Möglichkeiten, sich zu schützen.

Mit dem Permission Manager (Android) können Handynutzer einsehen, welche App auf welche Daten zugreift. Er gibt uns die Möglichkeit, die Berechtigungen einzelner Apps nachträglich zu ändern. Der Download ist kostenlos.

Mit der App Andrubis (Android) analysieren Sie andere Apps – und können sehen, was diese klammheimlich machen. Andrubis – derzeit noch als Forschungsprototyp – schätzt das Risiko der untersuchten Apps ein und teilt uns dieses mit, auf einer Skala zwischen 0 und 10. Die entsprechenden Einschätzungen basieren auf den Erfahrungsdaten Zehntausender bekannter Apps. Der Download ist kostenlos.

Auch mit der App search.ch kann man Anrufe von Callcentern blockieren. Wie sie funktioniert, skizziert Mediensprecher Christos Bräunle: Eine integrierte Anruferkennung überprüft die Nummern aller Anrufer – und macht diese sichtbar, bevor man in ein Gespräch verwickelt wird. Ist eine Nummer nicht im persönlichen Telefonbuch des Smartphone-Nutzers gespeichert, durchsucht die App umgehend das Telefonbuch von search.ch mit knapp vier Millionen Einträgen. Der Name des unbekannten Anrufers wird ohne zeitliche Verzögerung auf dem Display des Smartphones angezeigt. Steht dort «Telefonmarketing» kann jeder selber entscheiden, ob er den Anruf entgegennehmen möchte. Wegdrücken – danach ist Ruhe. Auch der Download der Search.ch-App ist kostenlos.

Auch Ringier, Herausgeberin des SonntagsBlick, betreibt Telefonmarketing: nach festen Regeln. Die Zahl der Kontaktversuche und -nahmen werden eingegrenzt.

Technische Helfeshelfer fürs Zuhause

Telekomanbieter offerieren, alle Anrufe mit unterdrückten Rufnummern zu sperren. Das funktioniert aber nur bei digitalen Telefonstationen, die eingehende Anrufnummern anzeigen. Auch möglich: *99# wählen, Bestätigungstext abwarten, auflegen. Dieser kostenlose Swisscom-Dienst blockiert alle Anrufe, die nicht mit CLIP (Caller ID) ausgerüstet sind. Geeignet vor allem für ausländische «Dienste», die ihre Rufnummer unterdrücken.

DECT-Telefone

Die insgesamt neun Panasonic DECT-Modelle (zum Beispiel KX-TG8521GB oder KX-TG8523GB) können bis zu 30 Telefonnummern blockieren. Sie sind sehr einfach zu bedienen und in der Schweiz im Elektronikmarkt oder via Online-Shop erhältlich.

TrueCall

Der kleine Callblocker wird zwischen der Telefonleitung und dem Telefon angeschlossen. Er fängt unerwünschte Anrufe und Faxe ab und gibt nur jene an Ihr Telefon weiter, die nicht in der Schwarzen Liste (Blacklist) gespeichert sind. Das Gerät hat weitere Vorteile: u.a. eine Nachtruhefunktion und automatische Gesprächsaufzeichnung für Hunderte von Stunden. Das Gerät kann Hunderte von Rufnummern blockieren. Die Menüführung und Ansagen sind leider nur in Englisch erhältlich. Man kann die meisten Texte ändern. Die Bedienung danach ist unkompliziert. Rufnummern lassen sich auch manuell blockieren, indem man während eines Gesprächs eine Taste drückt. TrueCall wird mit Schweizer Adaptern geliefert. Das Gerät hat diverse Auszeichnungen erhalten. Nur bei www.truecall.co.uk, für ca. 140 Franken.

FritzBox

Sie ist WLAN-Router-Telefonanlage für Internet- und Festnetztelefonie mit integriertem Anrufbeantworter in einem – und kann ebenfalls Rufnummern sperren (zum Beispiel das Modell FRITZ!Box 7360). Der Nachteil: Das Gerät eignet sich nur für technisch versierte Anwender. Erhältlich im Elektronikmarkt oder im Online-Handel.

Telekomanbieter offerieren, alle Anrufe mit unterdrückten Rufnummern zu sperren. Das funktioniert aber nur bei digitalen Telefonstationen, die eingehende Anrufnummern anzeigen. Auch möglich: *99# wählen, Bestätigungstext abwarten, auflegen. Dieser kostenlose Swisscom-Dienst blockiert alle Anrufe, die nicht mit CLIP (Caller ID) ausgerüstet sind. Geeignet vor allem für ausländische «Dienste», die ihre Rufnummer unterdrücken.

DECT-Telefone

Die insgesamt neun Panasonic DECT-Modelle (zum Beispiel KX-TG8521GB oder KX-TG8523GB) können bis zu 30 Telefonnummern blockieren. Sie sind sehr einfach zu bedienen und in der Schweiz im Elektronikmarkt oder via Online-Shop erhältlich.

TrueCall

Der kleine Callblocker wird zwischen der Telefonleitung und dem Telefon angeschlossen. Er fängt unerwünschte Anrufe und Faxe ab und gibt nur jene an Ihr Telefon weiter, die nicht in der Schwarzen Liste (Blacklist) gespeichert sind. Das Gerät hat weitere Vorteile: u.a. eine Nachtruhefunktion und automatische Gesprächsaufzeichnung für Hunderte von Stunden. Das Gerät kann Hunderte von Rufnummern blockieren. Die Menüführung und Ansagen sind leider nur in Englisch erhältlich. Man kann die meisten Texte ändern. Die Bedienung danach ist unkompliziert. Rufnummern lassen sich auch manuell blockieren, indem man während eines Gesprächs eine Taste drückt. TrueCall wird mit Schweizer Adaptern geliefert. Das Gerät hat diverse Auszeichnungen erhalten. Nur bei www.truecall.co.uk, für ca. 140 Franken.

FritzBox

Sie ist WLAN-Router-Telefonanlage für Internet- und Festnetztelefonie mit integriertem Anrufbeantworter in einem – und kann ebenfalls Rufnummern sperren (zum Beispiel das Modell FRITZ!Box 7360). Der Nachteil: Das Gerät eignet sich nur für technisch versierte Anwender. Erhältlich im Elektronikmarkt oder im Online-Handel.

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Kein Anschluss unter dieser Nummer

Mit der App www.local.ch lassen sich bestimmte Anrufe automatisch abweisen. Sie erkennt eingehende Anrufe von nicht registrierten Telefonmarketingfirmen und zeigt diese im Display an. Die User können entsprechenden Anrufen auch ein Ende machen, indem sie im Adressbuch den Kontakt manuell unterdrücken.

Seit neustem lädt die App gar einige Hundert Nummern von Telefonmarketingfirmen ins Adressbuch und aktualisiert diese Liste regelmässig. Wird ein Anruf erkannt, wird er im Display als «Telefonwerbung» angezeigt. Den entsprechenden Eintrag auf «Sperren» setzen – und die Anrufer werden künftig abgewiesen. www.local.ch listet zudem die 20 meistgesuchten Telefonmarketingnummern und aktualisiert die Auswahl täglich neu.

Mit der App www.local.ch lassen sich bestimmte Anrufe automatisch abweisen. Sie erkennt eingehende Anrufe von nicht registrierten Telefonmarketingfirmen und zeigt diese im Display an. Die User können entsprechenden Anrufen auch ein Ende machen, indem sie im Adressbuch den Kontakt manuell unterdrücken.

Seit neustem lädt die App gar einige Hundert Nummern von Telefonmarketingfirmen ins Adressbuch und aktualisiert diese Liste regelmässig. Wird ein Anruf erkannt, wird er im Display als «Telefonwerbung» angezeigt. Den entsprechenden Eintrag auf «Sperren» setzen – und die Anrufer werden künftig abgewiesen. www.local.ch listet zudem die 20 meistgesuchten Telefonmarketingnummern und aktualisiert die Auswahl täglich neu.

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