Von Menschen ausgerottet
Wer hat den «Oxford-Dodo» auf dem Gewissen?

Der Oxford-Dodo ist das am besten erhaltene Exemplar des ausgestorbenen Vogels. Lange ging man davon aus, dass er als eine Art lebendiges Museumsexponat eines natürlichen Todes starb. Neue Untersuchungen haben nun die wahre Todesursache ans Licht gebracht.
Publiziert: 31.05.2018 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:40 Uhr
So ähnlich könnte der etwa ein Meter grosse Dodo ausgesehen haben. Er wurde Ende des 17. Jahrhunderts ausgerottet.
Foto: Oxford Museum of Natural History
Thomas Wagner-Nagy @higgsmag

Der Dodo gilt als trauriges Paradebeispiel für eine vom Menschen ausgerottete Tierart. Weltweit gibt es kein komplett erhaltenes Skelett des einst auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean beheimateten flugunfähigen Vogels. Umso bedeutender sind die Dodo-Überreste im Besitz des Naturhistorischen Museums Oxford. Vorhanden sind nur ein Kopf und ein Fuss. Dennoch ist der «Oxford-Dodo» das am besten erhaltene Exemplar des ausgestorbenen Vogels, denn es ist weltweit das einzige mit Geweberesten und DNA-Spuren. Diese halfen beispielsweise dabei, die in Südostasien heimische Kragentaube als nächsten lebenden Verwandten des Dodos zu bestimmen.

Der Dodo als lebendiges Museumsexponat

Die Geschichte des Oxford-Dodo schien lange Zeit klar: Er wurde um 1638 von seiner Heimatinsel Mauritius im Indischen Ozean nach London gebracht und als lebendiges Museumsexponat und Geldquelle gehalten, bis er im Jahr 1656 eines natürlichen Todes starb. Auch die spätere Übergabe der sterblichen Überreste an den Oxforder Regierungsbeamten Elias Ashmole ist dokumentiert. Doch neueste Untersuchungen offenbaren nun eine völlig andere Version zum Ableben des Vogels: Der Dodo wurde erschossen. Das berichten Forschende der University of Warwick. Mit einer Analyse der Überreste im Computertomografen wollten sie neue Hinweise auf Anatomie und Lebensweise des Vogels finden und entdeckten dabei zu ihrer Überraschung kleinste Schrotreste in den Knochen.

Der Dodo-Schädel wird durchleuchtet, in einem Computertomografen an der Universität Warwick.
Foto: Oxford Museum of Natural History

«Das zeigt, dass der Dodo definitiv nicht eines natürlichen Todes gestorben ist», sagt Untersuchungsleiter Mark Williams. Vielmehr sei der Vogel durch Schüsse in den Hinterkopf und Hals zu Tode gekommen. Die Schädelknochen des Dodos waren zwar so dick, dass die Bleimunition nicht ins Gehirn eindringen konnte. «Trotzdem gehen wir davon aus, dass der Schuss sofort tödlich war», sagt Williams, «da mehr als 20 Schrotkugeln gleichzeitig den Kopf des Vogels getroffen haben.»

Die Todesursache bleibt mysteriös

Mit der Klärung der Todesursache werde die Geschichte des Dodos allerdings noch mysteriöser als zuvor, sagt Paul Smith, Direktor des Naturhistorischen Museums Oxford. Wenn es sich um denselben Vogel handelt, von dem 1638 in London berichtet wurde, warum sollte jemand diesen Dodo erschiessen? Falls er wiederum schon auf Mauritius geschossen wurde, stellt sich die Frage, wie er ohne die heute gängigen Konservierungsmethoden mitsamt erhaltenen Weichteilen nach London gebracht werden konnte. Denn Federn und Haut waren noch intakt. Eine Analyse der Munition soll nun diese Frage klären, sagt Mark Williams. «Wir wollen die Isotope des verwendeten Bleis entschlüsseln, um herauszufinden, wo es abgebaut wurde.» Das könnte dann darauf hinweisen, wer den Dodo auf dem Gewissen hat.

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