BLICK auf die USA: US-Korrespondent Nicola Imfeld über den Corona-Albtraum in Manhattan und verwöhnte Schweizer Nörgler
Corona-Skeptiker, geht mal nach New York!

Jede Woche schreibt USA-Korrespondent Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um die Stadt New York, die die Coronavirus-Pandemie mit aller Härte zu spüren bekam.
Publiziert: 09.10.2020 um 03:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 20:57 Uhr
Nicola Imfeld aus New York (USA)

New York ist meine Lieblingsstadt in Amerika. Geschichte, Kultur, Sport: Im Big Apple wird es nie langweilig – und es hat für jeden was. Anfang der Woche war ich schockiert, als ich meine geliebte Stadt erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie für eine Reportage (demnächst im BLICK) besucht habe. Manhattan erkennt man nicht wieder!

Im Frühjahr war New York der Corona-Hotspot der Welt. Über 23'000 Menschen hat das Virus alleine in der Stadt dahingerafft. Was sich hier auch ein halbes Jahr nach dem Horror-Frühling noch abspielt, kann man sich von ausserhalb kaum ausmalen. Während man sich in der Schweiz über eine Maskenpflicht in Läden tagelang echauffiert, tragen in New York diszipliniert alle eine Maske – egal ob beim Sport, Spazieren oder auf einer Parkbank. Kritik? Fehlanzeige!

Der Grund ist tragisch: Die Menschen hier hatten nicht so viel Glück wie wir in der Schweiz. Jeder New Yorker kennt jemanden, der an Covid-19 entweder schwer erkrankt oder gestorben ist. Auf die Strasse zu gehen, um gegen Massnahmen zur Eindämmung des Virus zu demonstrieren – wie es seit Wochen die Möchtegern-Querdenker in der Schweiz oder Deutschland tun – kommt in Manhattan keinem in den Sinn. Die Menschen haben den Tod im Frühling buchstäblich an der Wohnungstür vorbeifahren sehen, als die Leichenwagen im Dauereinsatz waren.

Nicola Imfeld, USA-Korrespondent der Blick-Gruppe.
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Verwöhnte Schweizer Nörgler

Manhattan glich für Monate einer Geisterstadt und erwacht auch jetzt nur langsam aus dem Tiefschlaf. Die Subway wird nach wie vor grösstenteils gemieden, dem leeren Times Square fehlen die Tausenden Touristen und dem Broadway die Shows. Auch wenn die New Yorker mit 9/11 oder dem Hurrikan Sandy schon einige Krisen durchgemacht haben, so stellt die Corona-Pandemie doch ein neues Ausmass dar.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind verheerend: Tausende Unternehmen mussten für immer das Licht ausmachen. Das sind Lebensträume von Menschen, die quasi über Nacht zerstört wurden. Wenn man sich mit den Betroffenen unterhält, spürt man deren Verzweiflung. Der Unterschied aber zu den verwöhnten Schweizer Nörglern ist, dass fast ausnahmslos alle dafür das Virus verantwortlich machen – und eben nicht die Massnahmen.

New York braucht uns – nach der Pandemie

Eine Viertelmillion Schweizer besuchen New York Jahr für Jahr – in normalen Zeiten. Die Stadt ist für viele ein Ort mit einer speziellen Bedeutung. Der erste Kuss? Die Verlobung? Weihnachten zu zweit im Big Apple? Die ersten gemeinsamen Ferien als Familie?

Wem diese Stadt am Herzen liegt, der sollte ihr während der Pandemie noch fernbleiben. Die New Yorker wollen uns auch gar nicht hier, weil man die Pandemie ernst nimmt. Sobald diese weltweite Krise aber ausgestanden ist, sollten wir sowieso alle kurz innehalten und feiern. Und wo geht das besser als in Manhattan?

Im BLICK erscheint demnächst die Reportage aus New York – eine Stadt im Corona-Ausnamezustand.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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