Kolumne Geschichte von Claude Cueni
Elvis lebt!

Haben Sie kürzlich den (offiziell 1977 verstorbenen) King of Rock 'n' Roll gesehen? Dann sollten Sie sich vielleicht mal mit Ihrem zentralen Nervensystem befassen. Kolumnist Claude Cueni über Verschwörungstheorien.
Publiziert: 06.02.2020 um 22:58 Uhr
Claude Cueni

Eine Hausfrau aus Michigan begegnete 1988 einem aufgedunsenen Mann, der in einer Filiale von Burger King in Kalamazoo einen Hamburger verdrückte. Das Magazin «Weekly World News» brachte die sensationelle Story auf die Titelseite und erzielte damit die höchste Auflage ihrer Geschichte. Der Mann war angeblich der offiziell 1977 verstorbene King of Rock 'n' Roll.

Beim Beatle Paul McCartney war es umgekehrt. 1969 erschien in einer Studentenzeitung der University of Michigan ein Beitrag mit der Schlagzeile «Ist Paul McCartney tot?». Angeblich sollte er drei Jahre zuvor verstorben und seitdem auf Drängen des Managements durch einem Doppelgänger ersetzt worden sein. Dass der Linkshänder auf dem Cover von «Abbey Road» (1969) die Zigarette in der rechten Hand hält und barfuss über die Strasse geht, war ein klares Indiz dafür, dass McCartney im Reich der Toten spazieren geht.

Zmittag mit Aliens

Der Wissenschaftler David Grimes analysierte die populärsten Verschwörungstheorien – wie die geheimnisumwitterte Ufo-Raststätte Area 51 im militärischen Sperrgebiet nordwestlich von Las Vegas. Dort soll sich die Regierung der USA mit Ausserirdischen zum Lunch getroffen haben.

Claude Cueni, Schriftsteller.
Foto: Thomas Buchwalder

Grimes rechnete aus, dass die Nasa in den 1960er-Jahren beinahe eine halbe Million Mitarbeiter beschäftigte. Also auch Sekretärinnen, die geheime Dokumente kopierten, und unzufriedene Köche und Chauffeure. Je mehr Menschen an einem Geheimnis beteiligt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass es gelüftet wird. Spätestens auf dem Sterbebett würde ein Eingeweihter beichten, dass er mit einem Ausserirdischen einen Joint geraucht hat. Grimes errechnete eine Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent und ein Verfalldatum für die Geheimhaltung von maximal drei Jahren und acht Monaten.

Pssst, da ist Michael Jackson!

Neurologen halten Verschwörungstheorien für eine kreative Leistung des zentralen Nervensystems. Ist der Sauerstoffgehalt in einer bestimmten Hirnregion besonders hoch, erscheint diese auf dem Gehirnscan in gelben und roten Farben. Bei Verschwörungstheoretikern ist dieser Bereich, der für «magisches Denken» und Aberglauben verantwortlich ist, besonders stark durchblutet.

Falls Sie also morgen am Taxistand Michael Jackson begegnen, behalten Sie es gescheiter für sich.

Claude Cueni (64) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK. Seine ersten 50 BLICK-Kolumnen sind unter dem Titel «Die Sonne hat keinen Penis» erschienen.

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