Zoodirektor Severin Dressen über die Rangerarbeit in Kenia
Naturschutz-Geschichten aus erster Hand

Der Zoo Zürich hat neu 17 Naturschutzbotschafter. Einer davon ist Edward Ndiritu, der Leiter der Anti-Wilderer-Einheit des Lewa Wildlife Conservancy in Kenia. Zoodirektor Severin Dressen erklärt, warum das Rangerteam auf die lokale Bevölkerung zählen muss.
Publiziert: 25.08.2024 um 10:04 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Der Zoo Zürich engagiert sich in acht Naturschutzprojekten weltweit. Alle acht sind von globaler Bedeutung und eng mit dem Zoo verknüpft. Das klingt erst mal toll. Aber was genau heisst das überhaupt? Wie funktioniert das? Was passiert in den Projekten?

Diese Fragen können am besten diejenigen beantworten, die tagtäglich in den verschiedenen Naturschutzprojekten vor Ort arbeiten. Und genau deshalb hat der Zoo Zürich seit neustem 17 Naturschutzbotschafterinnen und -botschafter verpflichtet. 17 Persönlichkeiten, die alle in einem der acht Naturschutzprojekte des Zoos arbeiten und zukünftig regelmässig von ihrer spannenden, aber oft auch herausfordernden Arbeit berichten.

Da wäre zum Beispiel Edward Ndiritu. Er ist der Leiter der Anti-Wilderer-Einheit des Lewa Wildlife Conservancy in Kenia. Tag und Nacht ist sein Team im Einsatz und überwacht dabei ein 380 Quadratkilometer grosses Gebiet. Mit Erfolg! Seit 2019 wurde kein einziges Nashorn mehr gewildert. Möglich ist das, weil sein Team mit modernster Technik ausgestattet ist und sehr gut ausgebildet. Mindestens genauso wichtig ist es aber, dass Edward und sein Team in permanentem Austausch mit der lokalen Bevölkerung stehen. Das ist ein Schlüsselelement für erfolgreichen Naturschutz. Wer die Artenvielfalt erhalten will, muss ganzheitlich denken.

Edward Ndiritu ist Leiter der Anti-Wilderer-Einheit des Lewa Wildlife Conservancy in Kenia.
Foto: Zoo Zürich
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Es geht eben nicht nur darum, Lebensräume zu schützen, zu renaturieren und den dort lebenden Tieren ein sicheres Zuhause zu bieten. Es müssen vor allem auch die Menschen mitgenommen werden. Sie sind es, die mit den Veränderungen leben. Ist die lokale Bevölkerung nicht involviert, ist die Gefahr gross, dass ein Naturschutzprojekt scheitert. Im Fall von Edward und seinem Team gelingt dies sehr gut. Das liegt unter anderem an zwei ganz besonderen Helfern, die dem Team zur Seite stehen. Zwei Spürhunde sind Teil der Einheit und helfen nicht nur, Wilderer dingfest zu machen, sondern kommen auch zum Einsatz, wenn es Probleme in den umliegenden Dörfern gibt. Das Vertrauen in die Hunde und das Rangerteam ist so gross, dass die lokale Bevölkerung bei Überfällen oder Viehraub nicht als Erstes die Polizei alarmiert, sondern nach Edward und den Hunden ruft.

So dienen rund 80 Prozent der Einsätze des Rangerteams der Sicherheit der lokalen Gemeinden und derer Einwohner. Etwa 20 Prozent sind tatsächlich Wilderei-Einsätze. Das mag im ersten Moment verwundern, aber genau durch diese Zusammenarbeit gelingt es dem Rangerteam, frühzeitig und gut informiert zu bleiben. Die lokale Bevölkerung steht auf ihrer Seite und gibt ihnen regelmässig Tipps, wenn sie etwas mitbekommen.

Wenn es also darum geht, die Natur zu schützen, dann dürfen die Menschen vor Ort nicht vergessen gehen. Und so befinden sich unter den 17 Naturschutzbotschafterinnen und -botschaftern des Zoos eben nicht nur Biologen oder Tierärztinnen, sondern beispielsweise auch Ranger, die für Menschen im Einsatz sind, und Lehrerinnen, die in Schulen unterrichten. Sie alle erleben bei ihrer Arbeit in einem der durch den Zoo Zürich unterstützten Naturschutzprojekte viele Geschichten, die darauf warten, erzählt zu werden. So wird Naturschutz erlebbar, greifbar, nahbar. Und vor allem wird deutlich, was alles dazugehört, damit Naturschutz erfolgreich ist.

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