Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen über das Projekt Pantanal-Voliere
Ein Meilenstein für Tierwohl und Artenschutz

Nach langem Hin und Her kann der Zoo Zürich endlich sein lang ersehntes Projekt Pantanal-Voliere in Angriff nehmen. Das ist ein grosser Meilenstein für das Tierwohl und den Artenschutz. Zoodirektor Severin Dressen erzählt von den Vorbereitungsarbeiten.
Publiziert: 20.12.2023 um 08:44 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Die Freude im Zoo Zürich ist riesig. Endlich kann das nächste grosse Projekt, die Pantanal-Voliere, realisiert werden. Im neu geplanten Lebensraum werden in einer einzigartigen Haltungsform auf einer Fläche von rund 11'000 Quadratmetern gefährdete Affen- und Vogelarten, wie Goldene Löwenäffchen und Hyazintharas, aber auch Flachlandtapire, Ameisenbären, Springtamarine, Rotschwanzamazonen oder Sonnensittiche leben. In der grossen, dem südamerikanischen Feuchtgebiet Pantanal nachempfundenen Voliere können sich die verschiedenen Vogelarten in Schwärmen frei bewegen und in dem bis zu 35 Meter hohen Luftraum ihrem natürlichen Bedürfnis nach Fliegen nachkommen. 

Der Baustart hatte sich wegen eines Rekurses um Jahre verzögert. Nachdem dieser vor rund einem Monat vom Baurekursgericht in allen Punkten abgewiesen wurde, hiess es intern zunächst noch bangen. Vor wenigen Tagen kam dann die lang erhoffte Erlösung: Die Rekurrentinnen und Rekurrenten ziehen den Entscheid dankenswerterweise nicht weiter an das Verwaltungsgericht. Das hätte das Projekt erneut um weitere Jahre verzögert. 

Wir können also mit dem Bau beginnen. Und nun fängt der Stress erst richtig an: Die Pantanal-Voliere steht später mitten im «alten», oberen Teil des Zoos. Von «einer Operation am offenen Herzen» spricht unser Technischer Direktor, wenn er Details der Baustelle erläutert. Doch bevor der Bau beginnen kann, muss das Baufeld geräumt werden. In den kommenden Monaten haben die zuständigen Kuratorinnen und Kuratoren alle Hände voll zu tun. 47 Tierarten gilt es aus dem Bauareal zu entfernen und nach Möglichkeit umzuplatzieren. Seit Jahren sind die Kuratorinnen und Kuratoren mit den entsprechenden Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen(EEP) im Gespräch und haben sich auf den Moment des Baubeginns vorbereitet. Manche Tiere, wie unsere Ameisenbären, werden in Abstimmung mit dem EEP in andere Zoos geschickt, um dort zum Ausbau von Reservepopulationen beizutragen. Andere zügeln zoointern, so zum Beispiel die Chileflamingos (auf die Vogelwiese), die Leierhirsche (in den Kaeng-Krachan-Elefantenpark) oder die Goldenen Löwenäffchen (hinter die Kulissen). 

So in etwa soll das grosse Lebensraum-Projekt Pantanal-Voliere für gefährdete Affen- und Vogelarten des Zoo Zürich aussehen.
Foto: Zoo Zürich
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Doch nicht nur Tiere zügeln. Der Zoo versucht – wo immer sinnvoll – Bestehendes zu bewahren. So möchten wir möglichst viele Bäume erhalten, weswegen in den kommenden Monaten eine grosse Umpflanzaktion erfolgt: Zahlreiche Bäume wechseln dann vom künftigen Bauareal auf die Freifläche oberhalb der Lewa-Savanne. Auf der Baustelle können sie nicht bleiben, denn selbst bei bestem Schutz wäre die Gefahr zu gross, dass sie dauerhaft Schaden nehmen. 

Wie immer im Zoo Zürich werden solche Projekte komplett aus privater Hand, durch Spenden und Legate finanziert, und wir danken all den vielen Menschen, die uns bereits bei der Finanzierung geholfen haben oder zukünftig helfen werden. Wer noch einmal das alte Pantanal, die alten Huftieranlagen oder den Regenwaldflügel im Exotarium besuchen möchte, hat nun noch ein paar Monate Zeit. Dann kommen die Bagger.

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