Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen über eine tierische Familienzusammenführung
Elefantenkuh Panang ist zurück!

Nach 28 Jahren ist Panang wieder auf Zürcher Boden. Ob Mutter Ceyla-Himali und Tochter Panang einander noch kannten und warum die tierische Familienzusammenführung für das Tierwohl förderlich ist, schreibt Zoodirektor Severin Dressen.
Publiziert: 06.12.2023 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2023 um 15:12 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Als die 34-jährige Elefantenkuh Panang letzte Woche zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder Zürcher Boden unter sich hatte, war alles anders. Es sah anders aus, roch anders, fühlte sich anders an. Doch eine Konstante gab es: Panangs Mutter Ceyla-Himali war noch immer da, und Mutter und Tochter erkannten sich auch nach knapp 30 Jahren wieder. So zumindest interpretieren wir als Aussenstehende ihr Verhalten. 

Panang und Ceyla-Himali sind Asiatische Elefanten und gehören damit einer bedrohten Art an. Der Zoo Zürich beteiligt sich am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Asiatische Elefanten. Mit dem Zuzug von Panang steigen die Chancen auf Nachwuchs und damit auf den Erhalt der Art. Doch das ist nicht der Hauptgrund für Panangs Umzug von München zurück nach Zürich. Vielmehr zeigt er die stete Veränderung in Zoos auf – sowohl in Bezug auf Tierhaltung als auch in Bezug auf die Bedeutung von Artenschutz für moderne Zoos.

Als Panang Mitte der 90er-Jahre Zürich als sechsjährige Kuh verliess, war das eine andere Zeit. Elefanten wurden in faktisch allen europäischen Zoos im sogenannten «direkten Kontakt» gehalten. Heisst: Tierpfleger und Elefanten bewegen sich ohne schützende Struktur zusammen auf einer Anlage. Die Tierpflegerinnen sind Teil der Gruppe und werden von den Elefanten als «Leittier» angesehen. Weil früher noch viele Elefanten Wildfänge waren und oft in Gruppen aus nicht verwandten Weibchen zusammenlebten, funktionierte das. Nach Unruhen in der Zürcher Elefantengruppe wurde so auch Panang aus ihrer Geburtsgruppe in eine andere Haltung gebracht.

Tierische Familienzusammenführung im Zoo Zürich: Panang, Mutter Ceyla-Himali, Schwester Fahra auf der Innenanlage des Zoos.
Foto: Enzo Franchini

Neue Haltungsform für mehr Tierwohl

Doch mit der Zeit veränderte sich die Lage beim EEP, das wenige Jahre nach Panangs Geburt gegründet worden war. Mit zunehmendem Zuchterfolg wuchsen die Gruppen heran, und es entstanden immer mehr Matriarchate, also Gruppen miteinander verwandter Elefantenkühe. Angeführt von jeweils einer Leitkuh – genauso wie in der Natur. Zeitgleich wechselten mehr und mehr Zoos vom «direkten» in den «geschützten» Kontakt. So auch der Zoo Zürich 2014 mit der Eröffnung des Kaeng-Krachan-Elefantenparks. Im «geschützten Kontakt» befindet sich zwischen Elefant und Tierpflegerin ausnahmslos ein Gitter. Das dient nicht nur der Sicherheit der Mitarbeitenden, es ermöglicht den Elefanten auch, ihre eigene soziale Gruppenstruktur zu entwickeln und auszuleben. Die neue Haltungsform führte in vielen Zoos dazu, dass über die Jahre die Grossgruppen entlang der Blutlinien auseinanderbrachen. So teilte sich auch bei uns die Elefantengruppe in zwei Matriarchate mit jeweils Indi und Ceyla-Himali als Chefinnen. Seither müssen wir beide Gruppen getrennt voneinander halten. 

In den letzten Jahren hat das EEP damit begonnen, in solche gewachsenen Elefantenfamilien Mitglieder zurückzuführen, die noch in anderen Zoos leben. So hat auch Panang den Weg zurück nach Zürich gefunden. Für Zürich war dies die letzte Zusammenführung. Weder Ceyla-Himali noch Indi haben weitere Töchter in anderen europäischen Zoos. Nun müssen die Gruppen selbst wachsen – hoffentlich zukünftig auch mit Panangs Hilfe.


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