Das dreckige Geschäft mit der Mode
Fast Fashion ist der zweitgrösste Klimakiller

Unmengen an Wasser, riesiger Pestizideinsatz, giftige Chemikalien, Mikroplastik und lange Transportwege: Die Fashionbranche ist Gift fürs Klima. Und nach der Erdölindustrie sogar jener Wirtschaftszweig, der unsere Erde am meisten verschmutzt.
Publiziert: 16.03.2019 um 23:32 Uhr
|
Aktualisiert: 18.03.2019 um 08:50 Uhr
Dana Liechti

Schwarzer Qualm steigt auf, Ölpfützen schillern auf dem Boden, Männer in zerschlissenen Kleidern pressen Leder in Form, einen Schuh nach dem anderen: In Entwicklungsländern, wo Mode­unternehmen ihre Produkte fertigen lassen, sind solche Bilder Alltag.

Fast zwölf Milliarden Franken gaben die Schweizer 2016 für Bekleidung aus, so das Bundesamt für Statistik. Mehr als 90 Prozent der Textilien kommen aus Asien – die dunkle Seite der sonst so farbenfrohen Modewelt.

Die ist nicht nur für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen verantwortlich, sondern auch für ­gigantische ökologische Folgen: Nach der Erdöl­industrie ist die Modebranche jener Wirtschaftszweig, der die grösste Umweltverschmutzung verursacht.

Vom Rohstoff bis zum Waschen: Kleider haben verheerende Auswirkungen auf die Umwelt. Mehr als 90 Prozent der Kleidung weltweit stammt aus Asien. Dort zeigt sich die dunkle Seite der sonst so schillernden Modebranche. Für die Verarbeitung der Textilien werden oft gefährliche Chemikalien eingesetzt. Diese gelangen durch das Abwasser der Fabriken häufig ungefiltert in die Gewässer und später auch in Trinkwasser und Nahrungsmittel.
Foto: True Cost
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850 Millionen Tonnen CO2 stossen Herstellung, Transport und Gebrauch von Kleidern jährlich aus. Zum Vergleich: 2016 beliefen sich die CO2-Emis­sionen der gesamten Schweiz auf 50 Millionen.

Schuld an der vernichtenden Öko-Bilanz ist Fast Fashion: Modemarken produzieren in immer kürzeren Abständen immer mehr neue Trends. Mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke kamen 2014 auf den Markt, hat Greenpeace errechnet – und sie werden immer weniger lang getragen. Vom Rohstoff bis zum Waschen: Kleider haben verheerende Auswirkungen auf die Umwelt.

Rohstoffgewinnung

Etwa die Hälfte der Kleider wird aus Baumwolle hergestellt – nur knapp ein Prozent ist bio und wird umweltschonend angebaut. Die Produktion verbraucht nicht nur Unmengen Wasser, auch der Pestizid-Einsatz ist enorm. Gefährlich ist das nicht nur für die Umwelt: Die TV-Fashion-Doku «True Cost» zeigte, dass Forscher in indischen Anbaugebieten feststellten, dass die Quote von Geburtsfehlern, Krebserkrankungen, geistigen und körperlichen Behinderungen von Kindern bei erhöhtem Pestizidgebrauch stieg. Die andere Hälfte der Kleider wird aus Polyester gefertigt – einer synthetischen Faser, die aus nicht erneuerbarem Erdöl gewonnen wird – auch dies ein Klimafaktor.

Verarbeitung

Bei der Verarbeitung der Textilien kommen häufig gefährliche Chemikalien zum Einsatz. Durch das Abwasser der Fabriken gelangen sie häufig ungefiltert in die Gewässer, also auch in Trinkwasser und Nahrungsmittel.

Gebrauch

Lange Transportwege und grosse Ladenlokale schaden dem Klima zusätzlich. Bei jedem Waschgang mit Polyester-Kleidern können sich bis zu 700'000 winzige Synthetikfasern lösen. Biologisch sind sie nicht abbaubar und stellen damit eine bedeutende Quelle für Mikroplastik in den Gewässern dar.

Tipps: So geht grüne Mode

Tausch-Partys
Alle bringen Kleider mit, die sie nicht mehr tragen, und tauschen sie mit den anderen Gästen.

Upcycling
Alte Teile können durch Umnähen attraktiver 
werden als Neuware.

Kleider länger tragen
Wenn ein Kleidungsstück zwei Jahre lang getragen wird statt nur eines, sinken die CO2-Emissionen gemäss Greenpeace um 24 Prozent.

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Voller Schrank, aber nichts anzuziehen? Zeitlose Kleidungsstücke, die sich gut kombinieren lassen, helfen gegen dieses Gefühl.

Secondhand
Auch ein T-Shirt aus Biobaumwolle verbraucht Ressourcen. In der Bilanz schneiden Secondhand-Teile am besten ab.  

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