Foto: AP

Die Argumente der Klimaskeptiker im Faktencheck
Alles nur Hysterie? Schön wärs!

Die Argumente der Klimawandel-Skeptiker sind zahlreich. Doch was steckt dahinter? BLICK hat den Faktencheck gemacht.
Publiziert: 13.03.2019 um 23:06 Uhr
|
Aktualisiert: 14.03.2019 um 16:56 Uhr
Die globale Durchschnittstemperatur ist seit Ende des 19. Jahrhunderts um etwa 0,85 Grad gestiegen. Beobachten lässt sich die Klimaerwärmung beispielsweise am Schmelzen der Gletscher.
Foto: Manuel Geisser
1/12
RMS_Portrait_AUTOR_1049.JPG
Lea HartmannRedaktorin Politik

Der Klimawandel ist Tatsache – und trotzdem haben noch immer viele Menschen Zweifel. Eine Studie ergab, dass hierzulande zwar kaum jemand mehr die Klimaerwärmung in Abrede stellt. Doch nur 44 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind der Überzeugung, dass diese vor allem auf den Menschen zurückzuführen ist. Was sind die häufigsten Argumente der Skeptiker? Und was entgegnet ihnen die Wissenschaft? BLICK liefert den Überblick.

1. Es stimmt nicht, dass es immer wärmer wird. In Wahrheit sinken die Temperaturen.

Die Aussage ist nachweislich falsch. Das Argument wird meist mit Zahlen unterlegt, die sich auf einen Zeitraum von wenigen Jahren beziehen. So ist die globale Durchschnittstemperatur in den letzten zwei Jahren tatsächlich leicht gesunken. Jedoch war 2016 das heisseste Jahr seit Messbeginn. Eine derart kurze Periode, beeinflusst durch das Wetter, sagt nichts über die Entwicklung des Klimas aus. Seit 1880 ist die globale Durchschnittstemperatur über Land und Meer laut dem Weltklimarat etwa um 0,85 Grad gestiegen.

2. Die Eisschmelze an den Polkappen ist ein Mythos. Am Südpol haben sich die Eismassen in den letzten Jahrzehnten ausgedehnt.

Messungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigen, dass sich das Meereis in der Antarktis tatsächlich leicht ausgedehnt hat. Allerdings betrifft diese Entwicklung nur das Meereis, also schwimmendes Eis aus gefrorenem Meerwasser. Einen Einfluss auf die Höhe des Meeresspiegels hat aber das kontinentale Land- oder Gletschereis. Und dieses schmilzt – schneller, als die Wissenschaft dies vor einigen Jahren noch prognostizierte.

3. Klima-Schwankungen gab es schon immer. Es wurden schon wärmere Perioden verzeichnet – und das, obwohl der CO2-Gehalt in der Luft geringer war.

Stimmt: Gletscher haben sich in der Erdgeschichte zurückgezogen und wieder ausgedehnt, der CO2-Gehalt schwankte. Doch das beweist nicht, dass die Klimaerwärmung, die wir aktuell erleben, nicht menschengemacht ist. Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre sei heute so hoch wie nie zuvor in den letzten 800'000 Jahren, hält der Weltklimarat fest. Nach Auswertung unzähliger Studien kommt er zum Schluss, dass die Erwärmung «mit einer Sicherheit von 95 Prozent zum grössten Teil» menschengemacht ist.

4. Die Sonne verursacht den Klimawandel.

Die Sonne hat einen Einfluss auf das Klima, das ist unbestritten. Aber Schwankungen der Sonnenaktivität können die derzeitige Klimaerwärmung nicht erklären. Denn seit Mitte des 20. Jahrhunderts kühlt sich die Sonne etwas ab, die Temperaturen auf der Erde aber steigen.

5. Der Klimawandel hat Vorteile. Es gibt auch positive Effekte für die Landwirtschaft.

Das stimmt. Verglichen mit den Nachteilen – zum Beispiel häufigeren Hitzeperioden und Dürren – haben die Vorteile aber nur wenig Gewicht. Was den Einfluss der Klimaerwärmung auf die gesamte Wirtschaft anbelangt, hält der Weltklimarat fest, dass dieser noch schwierig abzuschätzen sei.

6. Tiere und Pflanzen können sich der Klimaerwärmung anpassen.

Natürlich, das ist die Evolution. Solche Veränderungen geschehen allerdings langsam – zu langsam. Forscher des Instituts für Klimafolgenforschung in Potsdam haben beispielsweise nachgewiesen, dass sich der Amazonas-Regenwald über Jahrhunderte dem Klima angepasst hat. Es sei aber fraglich, ob er mit dem Tempo des aktuellen Klimawandels mithalten könne, so das Fazit der Wissenschaftler.

7. Zum Klimawandel gibt es keinen wissenschaftlichen Konsens.

Es stimmt, dass es Klimaforscher gibt, welche die Klimaerwärmung anzweifeln. Sie stellen jedoch eine Minderheit dar. Untersuchungen zeigen: 97 Prozent der Klimaforscher kommen zum Ergebnis, dass der Klimawandel massgeblich menschengemacht ist.

8. Die Temperaturmessung ist nicht verlässlich. Die Klimaerwärmung ist auf Messfehler oder unsaubere Daten zurückzuführen.

Die Erkenntnis, dass sich das Klima erwärmt, basiert auf verschiedenen unabhängigen Messungen und Studien. Selbst wenn eine davon fehlerbehaftet sein sollte, würde dies den Forschungsstand nicht auf den Kopf stellen. Sehr häufig sind die Daten und die verwendete Auswertungssoftware zudem öffentlich zugänglich und damit überprüfbar.

9. Klima-Modelle sind unzuverlässig. Die Prozesse sind zu komplex für Prognosen.

Klar: Modelle sind letztlich eine Vereinfachung der Realität und nie perfekt. Um die Verlässlichkeit zu testen, wird ein Modell aber erst an der Vergangenheit geprüft. Die Klimamodelle, die heute zum Einsatz kommen, erklären die Entwicklungen bis heute gut.

10. Die Klimaforscher verfolgen eine politische Agenda oder finanzielle Interessen.

Es gibt Klimaforscher, die sich politisch äussern. Diese Woche haben über 12'000 Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum in einer Stellungnahme die Klimastreiks unterstützt. Allerdings kann man daraus nicht ableiten, dass ihre Forschung politisch gefärbt sein muss. Eine Studie wird in einem Fachmagazin nur veröffentlicht, wenn sie eine Prüfung durch andere Forscher besteht. ETH-Klimaforscher Reto Knutti gibt ausserdem zu bedenken: «Wenn ich wirklich beweisen könnte, dass der Klimawandel kein Problem ist, wäre ich reich und weltberühmt.»

Das Wetter ist etwas anderes

Wenn man vom Klimawandel spricht, ist eine Unterscheidung ganz wichtig: jene zwischen Wetter und Klima. Das Wetter sind kurzfristige Zustände der Atmosphäre – wenn es regnet, schneit, die Sonne scheint oder es stürmt. Das Klima hingegen ist ein längerfristiger Wetterverlauf, der sich nicht mit einem Blick aus dem Fenster oder aufs Thermometer feststellen lässt. In der Regel spricht man ab einer Zeitspanne von 30 Jahren vom Klima. Wenn also ein Winter besonders kalt ist, lässt sich daraus noch keine Aussage zum Klima und zur Klimaerwärmung ableiten. 

Wenn man vom Klimawandel spricht, ist eine Unterscheidung ganz wichtig: jene zwischen Wetter und Klima. Das Wetter sind kurzfristige Zustände der Atmosphäre – wenn es regnet, schneit, die Sonne scheint oder es stürmt. Das Klima hingegen ist ein längerfristiger Wetterverlauf, der sich nicht mit einem Blick aus dem Fenster oder aufs Thermometer feststellen lässt. In der Regel spricht man ab einer Zeitspanne von 30 Jahren vom Klima. Wenn also ein Winter besonders kalt ist, lässt sich daraus noch keine Aussage zum Klima und zur Klimaerwärmung ableiten. 

Mehr
Klimawandel im Fokus
Emissionsrechte sollen den CO2-Ausstoss eindämmen. Nun werden die Handelssysteme der Schweiz und der EU verknüpft. (Archivbild)
CO2 ist zu rund drei Vierteln für den menschengemachten Treibhauseffekt verantwortlich.
Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?