Hitzewellen vernichten fast 1 Kubikkilometer Eis und Schnee
Schweizer Gletscher schmelzen so schnell wie noch nie

Wegen der Rekordhitze schmelzen Schweizer Gletscher im Rekordtempo. ETH-Forscher sind alarmiert, der Verlust von 0,8 Milliarden Tonnen Eis und Schnee in insgesamt nur 14 Tagen sei «absolut aussergewöhnlich».
Publiziert: 06.08.2019 um 09:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2019 um 10:58 Uhr

Jetzt ist es offiziell: Der Juli war der heisseste Monat seit Messbeginn – und das weltweit! Nie zuvor lagen die Temperaturen höher als im vergangenen Monat. Das hat auch Folgen für die Gletscher des Erdballs. Gerade die Gletscher in den Schweizer Alpen schmelzen so schnell wie noch nie.

Diese alarmierende Erkenntnis beruht auf Daten des Gletschermessnetzes GLAMOS der ETH Zürich. Demnach erlebten die Schweizer Gletscher während der letzten Hitzewellen, die den Kontinent Ende Juni und Ende Juli trafen, ungewöhnlich starke Schmelzraten.

Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich und Leiter von GLAMOS, twitterte vergangene Woche: «Schweizer Gletscher haben allein während der beiden #Hitzewellen Ende Juni und letzte Woche rund 0,8 Milliarden Tonnen Schnee und Eis verloren. Absolut aussergewöhnlich für einen Zeitraum von insgesamt nur 14 Tagen! Und der Sommer ist noch nicht vorbei.» Den Tweet schloss Huss mit dem Hashtag #meltdown.

Die Gletscher der Alpen schmelzen im Rekordtempo. Die beiden Hitzewellen im Juni und Juli haben den Gletschern arg zugesetzt. Der Rhonegletscher am Furkapass wird schon seit Längerem mit Planen abgedeckt, um das Schmelzen zu verlangsamen.
Foto: Keystone
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Auch Gletscherskigebiet geschlossen

Umgerechnet sind das 800 Millionen metrische Tonnen Eis – fast ein Kubikkilometer Schmelzwasser, den die beiden Hitzewellen gefordert haben. Huss gab in einem Interview mit dem Energie- und Umwelt-Portal «E&E News» an, diese Zahlen seien vorläufige Schätzungen. Eine detaillierte Analyse liege Ende Sommer vor. Doch die vorliegenden Daten deuten darauf hin, dass die Verluste in diesem Jahr ungewöhnlich schnell erfolgten.

Nach den heftigen Schneefällen im letzten Winter sei es den Gletschern  im Vergleich zu den Vorjahren «aussergewöhnlich gut» gegangen. Die beiden Hitzewellen hätten den Wert auf die durchschnittliche Schmelze während der letzten zehn Jahre zurückgebracht – oder sogar etwas darunter.

Auch andere Gebiete spüren die Folge der extremen Hitze. Das französische Sommerskigebiet in Tinges auf dem Grande-Motte-Gletscher blieb von der Extremhitze nicht verschont. Skifahren auf dem Gletscher ist nicht länger möglich. Die Betreiber schlossen die Anlage vom 25. Juli bis mindestens Ende August.

Schmelzwasser auf 4700 Metern Höhe

Auch der Alpinist Brian Mestre erschrak kürzlich, als er am Dent du Géant auf 4700 Metern über Meer einen grossen Teich mit geschmolzenem Wasser entdeckte. Zehn Tage zuvor lagen dort noch massive Schneemassen. Mestre postete die Fotos auf Instagram, mit den Worten: «Zeit, den Alarm auszulösen.»

Laut Huss schmelzen die alpinen Gletscher seit Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die Verluste haben sich in den letzten Jahrzehnten beschleunigt. Allein der Aletschgletscher, der grösste Gletscher der Alpen, schrumpfte seit 1870 um mehr als drei Kilometer. (kes)

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