Exklusive BLICK-Umfrage: Das sagt die Jugend zum Klimawandel
Klima retten subito – aber wehtun darfs nicht

Die Schweizer Jugend ist überzeugt: Um den Klimawandel zu stoppen, muss jetzt etwas unternommen werden. Sie setzt ihre Hoffnungen in die Forschung, von Verboten hält sie nichts. Vor allem nicht, wenn sie den eigenen Lebensstil betreffen.
Publiziert: 10.03.2019 um 23:40 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:28 Uhr
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Sermîn FakiPolitikchefin

Am Freitag streiken sie wieder fürs Klima. Weltweit werden Millionen von Jugendlichen auf die Strasse gehen, um griffige Massnahmen gegen den Klimawandel einzufordern. Auch Schweizer Schülerinnen und Schüler werden zu Tausenden ihrer Angst um eine lebenswerte Zukunft Ausdruck verleihen.

Der Klimawandel hat die Generation Instagram politisiert. Er ist nach Altersvorsorge und Gesundheitskosten die grösste Sorge der unter 25-Jährigen. Das zeigt eine exklusive BLICK-Umfrage, an der knapp 17'000  Deutschschweizer teilgenommen haben, darunter fast 2000 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren.

Es ist fünf vor zwölf

Anders als die beiden anderen Themen, die seit Jahren im Fokus der Medien stehen, kommt die Sorge ums Klima von den Jugendlichen selbst. Sie sind überzeugt: Am Klimawandel sind wir Menschen schuld (70 Prozent), und es ist fünf vor zwölf – um die Erderwärmung zu stoppen, müssen wir sofort handeln (69 Prozent).

Am kommenden Freitag findet der nächste Klimastreik statt. Demonstranten protestierten gegen die globale Klimapolitik Anfang März in Basel.
Foto: Keystone
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Die Daten, die das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag von BLICK erhoben hat, zeigen auch: 70 Prozent der Jungen unterstützen die Klimastreiks.

Was ist radikal?

So sehr der Umweltschutz die Jungen bewegt – in ihrem Kampf ums Klima sind sie nicht frei von Widersprüchen: So fordern 64 Prozent der Jugendlichen, dass die Politik «radikale Massnahmen gegen Umweltsünder» ergreifen soll. Verbote, etwa von Benzin- oder Dieselmotoren, lehnen aber 66 Prozent ab.

Selbst eine Flugticketabgabe findet nur eine knappe Mehrheit von 51 Prozent gut. Damit sind die Jungen skeptischer als ihre Eltern und Grosseltern. Diese sind Lenkungsabgaben gegenüber aufgeschlossener.

Die Jugend setzt auf Belohnung statt Strafe: Drei Viertel sprechen sich für Subventionen und Steuerersparnisse für jene aus, die sich klimafreundlich verhalten und etwa Solaranlagen aufs Dach montieren.

Mehr Eigenverantwortung

63 Prozent wollen gar nichts von einer Einmischung des Staates wissen. Sie finden, es brauche vor allem mehr Eigenverantwortung – Verzicht aus Vernunft.

Aber auch bei der Eigenverantwortung zeigt sich: Die Konsequenz der Jungen hält sich in Grenzen, wenn es um sie selber geht. Auf die Frage, was sie für die Rettung der Welt tun, nennen sie vor allem den Kauf regionaler (84 Prozent) und saisonaler (83 Prozent) Produkte.

Schon bei den Elektrogeräten, die sie benutzen, spielt der Energieverbrauch nur für 59 Prozent eine Rolle. Auf Flugreisen, Kurztrips oder Ferien im Ausland verzichten will nur eine Minderheit, 42 respektive 29 Prozent. Nicht einmal ein Drittel (31 Prozent) der Jungen überdenkt den eigenen Fleischkonsum – obschon die extensive Viehzucht gemäss Stand der Wissenschaft einer der wichtigen Treiber des CO2-Ausstosses ist.

Wehtun soll Klimaschutz nicht

Doch für die Jungen ist die Abholzung der Regenwälder am Amazonas oder in Indonesien die Hauptursache für den Treibhauseffekt und damit für die Erderwärmung. Tatsächlich schenkt vor allem unser Energieverbrauch ein, fürs Heizen, fürs Autofahren, fürs Herstellen all jener Produkte, die unser Leben angenehm machen. 

Klimaschutz ja, aber wehtun soll er nicht. Darin unterscheiden sich die Generationen, wie die Umfrage zeigt, also nicht so sehr.

So wurde gefragt

Die Klima-Umfrage des Meinungsforschungsinstitut gfs.bern im Auftrag von BLICK fand zwischen dem 1. und 8. März online statt. Teilgenommen haben 16'849 Einwohnerinnen und Einwohner aus der Deutschschweiz ab 15 Jahren. Der Fehlerbereich liegt bei +/–1,2 Prozentpunkten. Die Resultate sind repräsentativ für die Deutschschweiz.

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