Schausteller trifft die Corona-Krise hart
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Keine Aufträge:Schausteller trifft die Corona-Krise hart

Corona stürzt Schausteller in die Krise
«Mein Budget reicht bis Herbst, dann bin ich fertig!»

Die Festivalsaison fällt diesen Frühling aus. Das trifft besonders Schausteller und Foodtrucks hart. Ihnen droht jetzt das finanzielle Aus. Ohne Kirmes und Volksfest sind sie geliefert.
Publiziert: 13.04.2020 um 18:27 Uhr
|
Aktualisiert: 14.04.2020 um 19:03 Uhr
Franziska Scheven

Ihre Welt sind die Kettenflieger, Topspins und Foodstände. Wo viele Menschen zusammenkommen und Spass haben, sind die Schausteller zur Stelle. Von Frühling bis Herbst sind die Entertainer im Dauereinsatz. Das ist ihr täglich Brot.

Doch jetzt bleiben wegen der Corona-Krise Karusselle, Marktstände und Zirkuszelte im Winterquartier stehen. Und das bedeutet für die Schausteller: keine Einnahmen, aber extra Lagerkosten. «Ich sitze daheim mit meiner Partnerin und meinem Hund und kann nichts machen», sagt der 66-jährige Peter Howald vom Schausteller-Verband-Schweiz.

3000 Mitarbeiter betroffen

Volksfeste wie das Alba Festival, das grösste albanische Festival Europas in Zürich, das Albanfest in Winterthur oder das Sechseläuten in Zürich wurden abgesagt und auf kommendes Jahr verschoben. Zirkusse wie der berühmte Circus Knie öffneten im März und April nicht wie geplant ihre Zelte. Insgesamt müssen 400 Schausteller und knapp 1000 Markthändler zu Hause bleiben. Davon betroffen sind 3000 Mitarbeiter.

Der Circus Knie beginnt wegen Corona die Tournee nicht wie geplant im März.
Foto: Manuel Geisser
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Üblicherweise kommen zu Saisonbeginn, also im März, auch noch Arbeiter aus dem Ausland in die Schweiz. Viele von ihnen traten die Reise gar nicht erst an. Ihnen bricht wichtiges Einkommen weg. Das weiss auch Howald vom Schausteller-Verband und unterstützt seine Mitarbeiter so gut er kann. «Ich bezahle meine vier Arbeiter in Rumänien, Ungarn und der Slowakei trotzdem einmalig 3000 Franken pro Person», so Howald. Normalerweise verdienen sie knapp 4500 Franken brutto pro Monat in der Schweiz.

Kurz vor der Pleite

Der Schausteller Hanspeter Maier (64) hatte seine Arbeiter aus Rumänien bereits einbestellt. Sie helfen ihm jetzt, die Fahrgeschäfte zu renovieren. «Letztes Jahr habe ich eine neue Achterbahn und dieses Jahr ein Riesenrad gekauft», so der Schausteller. «Die Geräte müssen bezahlt werden, aber das Einkommen bleibt aus.» Die Familienachterbahn hat 400’000 Franken gekostet, das Riesenrad 2 Millionen Franken.

Normalerweise wären die Geräte bei gut laufenden Geschäften in zehn Jahren abbezahlt. Nun wird das Durchhalten zur Zerreissprobe. «Mein Budget reicht bis September oder Oktober. Danach bin ich fertig», so Maier.

Maier wohnt zusammen mit seiner Freundin (34) in einem Wohnwagen in Frauenfeld im Thurgau. Dort ist das Paar auch jetzt noch. Ohne Corona wären sie längst auf Tournee.

Keine Foodtrucks mehr

Auch die Foodstationen und -trucks kämpfen um ihre Existenz. Dario Simonini (39) und seine Frau Raquel (32) betreiben insgesamt drei Foodtrucks in Zürich und Umgebung. Die Festivals und Events bleiben aus. Einzig am Letzipark trifft man sie noch an. «Wir haben momentan nur einen Wagen in Betrieb. Normalerweise sind wir mit zwei Trucks von März bis September ausgebucht», so Simonini.

Das Foodgeschäft ist seine Leidenschaft. Der ehemalige Siemens-Angestellte hat seinen Job vor fünf Jahren an den Nagel gehängt, um mit seiner Frau die Foodtrucks zu betreiben. Bisher lief das Geschäft gut. Aber nach dem Schlechtwetterjahr 2019 hofften die beiden auf ein starkes 2020. Das bleibt jetzt aus.

«Unsere Umsätze sind am Mittag bis zu 70 Prozent eingebrochen», so der Unternehmer. Jetzt kann er nicht mal mehr die Fixkosten mit den Einnahmen decken. Miete, Lager und Instandhaltung wollen weiterhin bezahlt werden.

Doch der Unternehmer bleibt zuversichtlich. «Ich suche nach neuen Geschäftszweigen wie Take-out oder Lieferdienste», so Simonini. «Aber wenn sich nicht bald etwas ergibt, muss ich spätestens im Herbst ein Paralleleinkommen suchen».

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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