Schauspielerin Senta Berger (79) klagt Leinwandpartner an
Die Täter wussten, dass sie schweigt

Jahrzehntelang schwieg die grosse deutsche Schauspielerin über die düsteren Momente ihrer Karriere. Nun packt sie aus und erhebt schwere Vorwürfe gegen einstige Leinwandhelden. Es geht um sexuelle Belästigung und versuchte Vergewaltigung.
Publiziert: 09.04.2021 um 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2021 um 16:53 Uhr

Senta Berger (79) gehört zu den wenigen deutschsprachigen Schauspielerinnen, die internationale Erfolge feiern konnten. Lange schwieg sie über die düsteren Momente ihrer Karriere – bis jetzt! In einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit» erzählt Berger erstmals, was sie in frühen Jahren erleben musste. «Ganz jung habe ich in Wien am Theater gespielt. Es war noch die Zeit, als man in den Po gezwickt worden ist, kurz vorm Auftritt.»

O. W. Fischer habe versucht, sie zu vergewaltigen

Auch später an Filmsets musste sie sich viel gefallen lassen. Den schwersten Vorwurf erhebt Berger gegen den österreichischen Schauspieler O. W. Fischer (1915–2004). Bei den Dreharbeiten zu «Es muss nicht immer Kaviar sein» im Jahr 1961 habe er versucht, sie zu vergewaltigen. Und er habe sie geschlagen. «Danach hätte ich sagen müssen: ‹Diesen Film kann ich nicht mit Ihnen machen›», sagt Berger. Stattdessen habe sie während des sechswöchigen Drehs kein privates Wort mehr mit ihm gewechselt. Entschuldigt habe sich Fischer am Schluss mit dem «Faust»-Zitat: «Das ewig Weibliche zieht uns hinan.» Berger: «Ich habe nur gesagt: ‹Ja und? Was willst du mir mit der ‹Faust›-Zeile sagen?›»

Senta Berger spielte im US-amerikanischen Kriegsfilm «Der Schatten des Giganten» von 1966 an der Seite von Kirk Douglas. Er soll versucht haben, sie gegen ihren Willen zu küssen.
Foto: picture-alliance /
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Kirk Douglas versuchte, sie gegen ihren Willen zu küssen

Dreist war offenbar auch Kirk Douglas (1916–2020). Am Set zum Kriegsfilm «Der Schatten des Giganten» von 1966 habe er versucht, sie zu küssen. Als sie sich wehrte, habe er sich mit dem Satz gerechtfertigt: «Deine Leute haben meine Leute umgebracht.» Eine Anspielung auf den Zweiten Weltkrieg, Douglas entsprang einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie.

Das Aufkommen der #Metoo-Debatte im Oktober 2017 und die damit verbundene Verurteilung von Filmmogul Harvey Weinstein (69) habe sie «nicht wirklich» erstaunt, so Berger. «Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich. Aber meiner Ansicht nach wird zu viel über die Sprache und Gendersternchen diskutiert und zu wenig über die realen Verhältnisse. Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen.»

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