Ähnlichkeiten mit dem Welthit «We Are Family»
Hat der SVP-Song juristische Konsequenzen?

Der SVP-Song hat Ähnlichkeiten mit «We Are Family» von der Band Sister Sledge. Droht der SVP jetzt eine Klage? Experten schliessen das nicht aus.
Publiziert: 14.08.2023 um 21:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2023 um 13:22 Uhr

Bundesrat Albert Rösti (56) reisst die Hände in Höhe, Magdalena Martullo-Blocher (54) tanzt und «DJ Tommy» alias Thomas Matter (57) gibt den Takt vor. Die SVP hat einen neuen Wahlkampf-Song veröffentlicht. Doch schon kurz nach der Veröffentlichung sind kritische Stimmen laut geworden. Der Refrain des Songs erinnere an «We Are Family» von der Band Sister Sledge. Hat die SVP «alles nur geklaut»?

Und tatsächlich: Die Musikgenossenschaft Suisa – sie vertritt die Rechte von Musikern – erkennt Ähnlichkeiten, «insbesondere bezüglich Rhythmisierung und Tonalität», sagt Mediensprecher Giorgio Tebaldi. «Allerdings unterscheidet sich die Melodie im Refrain in einigen Punkten.» Er verweist dabei auf den zweiten Teil des Refrains. «Ob es sich hier allerdings tatsächlich um ein Plagiat handelt, können wir nicht beurteilen.» Dies müsste ein Gericht entscheiden.

Ed Sheeran wurde freigesprochen

Grundsätzlich seien sogenannte «Soundalikes» eine Grauzone, heisst es bei verschiedenen Experten. Bleibt der originale Charakter des Ursprungssongs bestehen, müssen die Urheber die Genehmigung für die Verwendung eines Songs geben. Im Normalfall lassen sie sich das einiges kosten. Gerade im politischen Zusammenhang müsse man besonders aufpassen, da auch Persönlichkeitsrechte betroffen sein könnten, sagt Suisa-Sprecher Tebaldi.

Der Song der SVP hat Ähnlichkeiten mit ...
Foto: SVP
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Erst kürzlich wurde der britische Popstar Ed Sheeran (32) jedoch von Plagiatsvorwürfen freigesprochen. Das Urteil dürfte weitreichende Auswirkungen für die Musikbranche haben. Die Frage war, ob auch Akkordfolgen urheberrechtlich geschützt sein können. Mit dem Urteil setzte sich eine enge Auslegung des Plagiatsbegriffs durch. Wäre das Urteil anders ausgefallen, hätte es für die SVP schlecht ausgesehen.

Ob es sich beim SVP-Song tatsächlich um ein Plagiat handelt, würden bei einer Klage die Richter entscheiden. Noch ist aber unwahrscheinlich, dass jemand klagt. Das Management von Sledge Sister sowie die «We Are Family Foundation» haben auf Anfrage von Blick bislang nicht reagiert. Die Foundation setzt sich für die Vision einer «globalen Familie» ein und entwickelt Programme zur Förderung der kulturellen Vielfalt.

2015 mit DJ-Antoine abgesprochen

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die SVP beim Musikmachen inspirieren lässt. 2015 veröffentlichten sie den Song «Welcome to SVP», angelehnt an «Welcome to St. Tropez» von DJ Antoine (48). «Das war damals ganz anders aufgebaut», sagt SVP-Nationalrat Matter, der beide Lieder verantwortet und das neue Lied auch eingesungen hat. «Wir haben im 2015 DJ Antoine angefragt und von Anfang an auf seinem Song aufgebaut. Ein ganz bewusster Entscheid.»

Jetzt hätten sie etwas Eigenes komponieren wollen. «Ich kenne den Song von Sister Sledge, auch ein super Song», sagt Matter. «‹Das isch d'SVP› wurde jedoch extra für dieses Projekt geschrieben und hat nichts mit ‹We are Family› zu tun.»

Das neue Lied sei ein Pop-Song mit «ganz vielen Facetten», schreibt Matter weiter. «Klar – in der Popmusik gibt es 1'000'000 Songs, die sich ähneln, das ist nichts Überraschendes oder Neues.»

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