Armeeapotheke hat zu viel Corona-Schutzmaterial
Jetzt gibts 60 Millionen Masken gratis!

Für Hunderte Millionen Franken hat die Armeeapotheke Corona-Schutzmaterial. Einen Teil davon will sie nun wieder loswerden. Darunter auch 60 Millionen Hygienemasken, die einst zur Verteilung an die Bevölkerung vorgesehen waren.
Publiziert: 28.05.2021 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2021 um 18:04 Uhr
Ruedi Studer

Für Hunderte Millionen Franken hat die Armeeapotheke letztes Jahr Corona-Schutzmaterial beschafft. Viel zu viel, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Deshalb hat der Bundesrat der Armee grünes Licht gegeben, überschüssiges Corona-Material – mal zu Markt-, mal zu Schnäppchenpreisen – an Kantone, Gemeinden oder soziale Institutionen weiterzuverkaufen. Oder gar gratis abzugeben.

Das neuste Angebot: 60 Millionen Schutzmasken gibts gratis! Diese Woche ging das entsprechende Schreiben an Gesundheitsdirektoren, Kantonsapotheken und weitere interessierte Kreise raus. Dabei handelt es sich um Typ-I-Hygienemasken, die im Frühjahr 2023 verfallen. Die Armeeapotheke will sie loswerden, «um die hohen Lagerbestände im Bereich Schutzmaterial zu senken», wie es im Schreiben heisst.

Selber schnell bei der Armeeapotheke vorbeigehen und eine Kiste Masken abholen kann man nicht. Altersheime, Schulen oder Spitäler können sie aber für den Eigengebrauch beziehen. Und möglich wäre auch, dass ein Kanton oder eine Gemeinde Masken bezieht und der Bevölkerung zur Verfügung stellt.

Die Armeeapotheke hat im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit viel Corona-Schutzmaterial beschafft.
Foto: Helena Schmid
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Als «Volksmaske» eingeplant

«Es handelt sich um Hygienemasken, welche für den Einsatz im Gesundheitswesen nicht geeignet sind, sich aber für die Verwendung im öffentlichen Raum und Schulen gut eignen», erklärt Armee-Sprecher Stefan Hofer gegenüber Blick. «Diese Produkte wurden im Frühjahr 2020 im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit als sogenannte ‹Volksmaske› beschafft und waren für die Verteilung an die Bevölkerung vorgesehen.» Dieses Vorhaben wurde später sistiert.

Wer sich nun aber die Hände reibt und auf das grosse Weiterverkaufs-Geschäft hofft, wird enttäuscht: Die angebotenen Artikel dürfen nämlich nur für den Eigengebrauch erworben werden. «Ein Weiterverkauf ist ausgeschlossen», macht Armeeapotheke-Chef Daniel Aeschbach (46) im Schreiben klar.

Auch Testungsmaterial muss weg

Eine Vorgabe, die auch für weitere Artikel gilt, welche die Armee ebenfalls seit dieser Woche neu anbietet – diese allerdings nicht gratis. So gehen rund 20 Millionen Typ-IIR-Hygienemasken in den Verkauf, für 240 Franken pro 2000er-Paket. Und auch Händedesinfektionsmittel in 500-ml-Flaschen wird unter die Leute gebracht.

In einem zweiten Schreiben vom Mittwoch wird zudem Testungsmaterial angeboten. Dieses wurde letztes Jahr als Notfallreserve beschafft, wird nun aber angesichts der ausreichenden Versorgungslage nicht mehr benötigt. Deshalb werden die entsprechenden Lager gleich ganz aufgelöst. Dazu gehören etwa Probeentnahmetupfer, Extraktionskits oder PCR-Test-Geräte.

Corona-Ausverkauf seit Februar

Begonnen mit dem Corona-Ausverkauf hat die Armee schon im Februar. Von den bis anhin rund 29 Millionen Typ-IIR-Masken wurden gut 17 Millionen verkauft, und 5 Millionen wurden bei der Armee und in der Bundesverwaltung eingesetzt. Die restlichen 7 Millionen sind noch an Lager, aber mittlerweile verfallen.

Zudem wurden über 40'000 Liter Desinfektionsmittel gratis abgegeben. Etwas harziger lief es hingegen beim ersten Verkauf von Testungsmaterial, welches zwischen März und Mai verfiel. Von gut einer Million PCR-Test-Kits beispielsweise ging nur gut ein Viertel weg.

Keiner will Ganzkörperschutzanzüge

Seit Mitte April am Laufen ist der Verkauf von gut 34 Millionen medizinischen Einweghandschuhen (13 Millionen sind schon weg) sowie über 100'000 Ganzkörperschutzanzügen (die bisher keine Abnehmer gefunden haben). Und auch rund 1,3 Millionen FFP2-Schutzmasken sind noch zu haben.

Alles in allem gesehen ist für Armeesprecher Hofer klar: «Das Fazit der Verkäufe ist positiv!»

«Bund, Kantone und Bürger haben in Bevorratung versagt»
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