Grosse Übersicht zur Berset-Nachfolge
Das Feld lichtet sich

Wer folgt auf Alain Berset in den Bundesrat? Blick sagt, wer kandidieren will, wer absagt – und wer es sich noch offen lässt.
Publiziert: 26.10.2023 um 07:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2023 um 07:47 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Es bleibt dabei: 5 Männer, 1 Frau. Lange war die Suche nach einem Nachfolger für Innenminister Alain Berset (51) eine rein männliche Angelegenheit. Das hat sich mit der Berner Regierungsrätin und ehemalige Nationalrätin Evi Allemann (45) geändert. Sie steigt ebenfalls in den Ring.

Anders als die Parteispitze mit Mattea Meyer (35) und Cédric Wermuth (37). Sie haben sich beide gegen eine Kandidatur entschieden. In der neuen Legislatur hat die Parteileitung für sie Priorität, erklären sie. Die Meldefrist für die Interessentinnen und Interessenten für Bersets Nachfolge läuft am Sonntag ab. Bislang gibt es sechs offizielle Kandidaten. Die Übersicht.

Sie wollen

Evi Allemann (45, BE): Mit Evi Allemann steigt die erste Frau ins Rennen um die Berset-Nachfolge ein. Es ist bereits ihr zweiter Versuch für das Regierungsamt. Allemann wollte bereits Simonetta Sommaruga (63) beerben, schaffte es aber hauchdünn nicht auf das Ticket der SP-Fraktion. In diesem Jahr werden ihr gute Chancen attestiert, von der eigenen Partei nominiert zu werden. Als Berner Regierungsrätin hat hat sie Exekutiverfahrung und kann schon auf mehr als zwei Jahrzehnte in der Politik zurückblicken. Sie sass lange im Nationalrat und wurde dort als Verkehrs- und Sicherheitspolitikerin wahrgenommen. Ihr grösstes Handicap auf dem Weg in das Bundesratszimmer ist ihre Herkunft. Mit Albert Rösti (56) sitzt bereits ein Berner in der Landesregierung.

Ex-SP-Chef Christian Levrat verzichtet auf eine Bundesratskandidatur.
Foto: Philippe Rossier
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Roger Nordmann (50, VD): Der Waadtländer sitzt schon seit 2004 im Nationalrat und gehört dort zu den wichtigsten Strippenziehern. Jetzt will er in den Bundesrat. Weil schon der andere SP-Bundesratssitz mit der Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider (59) von einer Welschen besetzt wird, werden Nordmanns Chancen als begrenzt eingeschätzt. Er gilt in der sozialdemokratischen Partei aber als ein Schwergewicht, der zwar manchmal provoziert, aber auch Kompromisse mit Bürgerlichen schliessen kann.

Jon Pult (38, GR): Gemeinderat, Grossrat, Nationalrat – und nun bald Bundesrat? Der Bündner Nationalrat Jon Pult kandidiert, und wurde von seiner Kantonalpartei einstimmt zuhanden der nationalen Partei nominiert. Pult ist erst 38-jährig – und erfüllt damit sicher einen Traum der jungen Garde der SP, die kritisieren, dass der heutige Bundesrat überaltert sei. Der Rätoromane spricht auch perfekt Italienisch und Deutsch. «Ich träume dreisprachig», sagte er an der Medienkonferenz. Der Verkehrspolitiker ist als Präsident der Alpen-Initiative auch schweizweit eine bekannte Figur. Er gilt als Polit-Talent. Allerdings sitzt er erst seit 2019 im Nationalrat. Auch seine Herkunft mindert seine Wahlchancen: Es ist noch nicht lange her, seitdem mit Eveline Widmer-Schlumpf (67) eine Bündnerin in der Landesregierung sass. Die wirtschaftlich starke Region Basel wartet schon deutlich länger.

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Beat Jans (59, BS): Der Basler Regierungspräsident will Bundesrat werden. «Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans im September an einer Pressekonferenz. Jans ist schon länger im Gespräch für die Berset-Nachfolge. Jans hat bis Ende 2020 noch im Nationalrat politisiert und ist daher für die eidgenössischen Parlamentarier kein Unbekannter. «Das Amt als Bundesrat ist eine Herausforderung, doch ich liebe Herausforderungen», begründete er unter anderem seine Kandidatur. Seine Erfahrungen in der Kantonsexekutive seien «besonders wertvoll» für das Amt.

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Daniel Jositsch (58, ZH): Auch Ständerat Daniel Jositsch (58) ist im Rennen. An einer Medienkonferenz in Zürich verkündete er seine Kandidatur. Er wolle mithelfen, die grossen Herausforderungen des Landes zu lösen, so Jositsch. «Ich habe Höllenrespekt vor diesem Amt.» Es war längst ein offenes Geheimnis, dass Jositsch antreten wird. Er wollte schon bei der Sommaruga-Nachfolge kandidieren – und hat sich dabei in einer Auseinandersetzung mit der Partei verzettelt. Das dürfte nun ein Nachteil sein. Bei vielen Genossinnen und Genossen ist der Ärger noch nicht verpufft. Schafft er es aber als offizieller Kandidat aufs SP-Ticket, hat er bis weit ins bürgerliche Lager Wahlchancen. Eine wilde Kandidatur schliesst Jositsch aber aus.

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Matthias Aebischer (55, BE): Ambitionen auf das Bundesratsamt wurden SP-Nationalrat Matthias Aebischer schon lange nachgesagt. Bei der Sommaruga-Nachfolge hielt sich der frühere Fernsehmann vornehm zurück, doch bei der Berset-Nachfolge wittert er nun seine Chance. Deshalb steigt auch er in den Ring. «Ich habe grossen Respekt vor dieser Aufgabe, aber ich traue mir dieses Amt zu», sagte Aebsicher bei der Ankündigung seiner Kandidatur. «Ich bin ein Teamplayer und würde dies gerne im Bundesrat einbringen.» Aebischers Zurückhaltung bei der Sommaruga-Kandidatur dürfte ihm in der Partei nun einige Punkte einbringen. Auch politisiert er eher gemässigt, womit er im bürgerlichen Lager Stimmen machen würde. Sein Nachteil: Mit SVP-Mann Albert Rösti (56) sitzt bereits ein Berner im Bundesrat.

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Sie haben abgesagt

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Cédric Wermuth (37, AG): Lange war unklar ist, ob Cédric Wermuth als Co-Präsident der SP seinen Hut auch noch in den Ring werfen will. Immerhin gilt die bevorstehende Wahl als seine letzte Chance, in die Landesregierung einziehen zu können. Und er hatte zweifelsfrei die nötige Erfahrung und das politische Gewicht mitgebracht. Private wie politische Gründe aber hätten dagegen gesprochen, argumentiert er. Für ihn habe in der neuen Legislatur die Parteileitung Priorität.

Mattea Meyer (35, ZH): Für die Zürcher Nationalrätin Mattea Meyer gilt dasselbe wie für ihren Co-Parteichef Cédric Wermuth: Auch Meyer verzichtet auf eine Kandidatur für die Berset-Nachfolge. Sie habe schon länger zu einem Nein tendiert, die definitive Entscheidung aber vertagt auf nach den Wahlen. Und: «Das Co-Präsidium ist im Moment der Ort, wo ich mich wohl und getragen fühle von unserer Basis.»

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Tamara Funiciello (33, BE): Die Co-Präsidentin der SP-Frauen, Tamara Funiciello hat eine Kandidatur lange erwogen. Am Dienstag nach den Wahlen sagte sie ab. «Nein, ich kandidiere nicht für den Bundesrat», sagt sie gegenüber Blick. «Angesichts des Rechtsrutschs im Parlament sehe ich meine Aufgabe momentan im Parlament: als Scharnierfunktion zwischen den Bewegungen, in denen ich verankert bin, und dem Bundeshaus. Im Nationalrat ist der Einsatz für feministische, klimaschützerische und gewerkschaftliche Anliegen nötiger denn je.»

Christian Levrat (53, FR): Der frühere SP-Chef und heutige Post-Präsident Christian Levrat hat durchaus Bundesratsformat. Mit ihm würde ein Freiburger auf den Freiburger Berset folgen. Lange hielt er sich bedeckt, doch gegenüber dem «Tagesanzeiger» gab er seine Absage bekannt. Er habe sich eine Kandidatir zwar überlegt, räumt er ein. Die Post sei aber «ein entscheidendes Unternehmen für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz, für den Service public und für das Schweizer Volk». Die Transformation der Post sei auf rund zehn Jahre angelegt, und es wäre «verantwortungslos, jetzt von Bord zu gehen».

Fabian Molina (33, ZH): Der Zürcher Nationalrat Fabian Molina ist zwar noch etwas jung für den Bundesrat. Trotzdem hat er sich eine Kandiatur lange überlegt. Nun sagt er ab. «Die SP-Fraktion hat das Glück, aus zahlreichen exzellenten Kandidierenden für den Bundesrat auswählen zu können», schreibt er. «Jede und jeder einzelne wäre eine tolle Vertretung in der Regierung. Deshalb werde ich nicht kandidieren.»

Mustafa Atici (53, BS): Der Basler Nationalrat Mustafa Atici war der Erste, der seine Kandidatur bekannt gegeben hatte. «Ja, ich will!», sagte er gegenüber dem Basler Lokalmedium «Primenews». Es brauche nun einen Bundesrat mit Migrationshintergrund. Nachdem mit Beat Jans ein anderer Basler mit deutlich besseren Chancen seine Kandidatur bekannt gab, zog er seine Kandidatur allerdings wieder zurück.

Eva Herzog (61, BS): Die Basler Ständerätin Eva Herzog verzichtet auf eine erneute Bundesratskandidatur. Das hat sie auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) bekannt gegeben. Sie wolle sich auf das Amt als Ständeratspräsidentin konzentrieren. Herzog ist derzeit erste Vizepräsidentin und wird im kommenden Amtsjahr der kleine Kammer vorstehen. Die Baslerin unterlag vergangenes Jahr bei der Ersatzwahl von Simonetta Sommaruga (63) knapp der heutigen Vorsteherin des eidgenössischen Justizdepartements Elisabeth Baume-Schneider (59).

Min Li Marti (49, ZH): Die Nationalrätin Min Li Marti schliesst eine Kandidatur aus. Zuerst dachte die Zürcherin über eine Kandidatur nach, weil sie ein Exekutivamt reizen würde. «Aber eher im Regierungs- oder Stadtrat. Für mich persönlich wäre die Exponiertheit zu gross und damit auch der Druck auf Familie und Angehörige.»

Jean-François Steiert (62, FR): Auch der Freiburger Staatsrat überlegte sich geine Kandidatur. Er ist, neben der Aufgabenlast des Amts, aber der Ansicht, dass seine Regionen - Westschweiz und Mittelland - bereits ausreichend im Bundesrat vertreten ist, wie «Le Temps» berichtete. Er hofft, dass die Wahl eine neue Generation von SP-Politikern hervorbringen wird.

Priska Seiler Graf (55, ZH): Die Zürcher Nationalrätin Priska Seiler Graf nimmt sich aus dem Rennen um die Berset-Nachfolge. Sie verzichtet aus persönlichen Gründen, wie die Co-Präsidentin der SP Zürich einen entsprechenden Artikel in der «SonntagsZeitung» bestätigte. «Im Bundesrat zu sein ist zweifelsohne eine sehr interessante und herausfordernde Aufgabe, meine persönliche Freiheiten sind mir aber wichtiger», schrieb Seiler Graf der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die SP sei glücklicherweise in der Lage, genügend fähige und geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu stellen.

Samira Marti (29, BL): Mit der Region Basel wurde auch eine Kandidatur von Nationalrätin Samira Marti eine Option. Allerdings wird sie künftig gemeinsam mit SP-Nationalrat Samuel Bendahan (43) das SP-Fraktionspräsidium leiten, welches im September neu bestimmt wird. Die Wahl gilt nur noch als Formsache. Kommt hinzu: Samira Marti sagt auch für die SP-Bundesratskandidaur ab, weil sie zusammen mit Nationalrats-Kollegin Nadine Masshardt den Kandidatinnen- und Kandidaten-Prozess leiten wird, wie sie auf Anfrage von Blick sagt.

Nadine Masshardt (38, BE): Schon bei der Sommaruga-Nachfolge wurde Nationalrätin Nadine Masshardt als möglich Kandidatin gehandelt, doch sie sagte früh ab. Sie dürfte sich eher für ein Amt in der Berner Regierung bereithalten. Auf die Frage nach einer Kandidatur sagte sie vor den Sommerferien zu Blick: «Ich werde nun über den Sommer in aller Ruhe eine Lagebeurteilung machen.» Das hat sie nun getan. Auch sie sagt für die Kandidatur ab und wird gemeinsam mit Samira Marti den Kandidatinnen- und Kandidaten-Prozess verantworten, wie sie Blick bestätigt.

Pierre-Yves Maillard (55, VD): Der frühere Waadtländer Regierungsrat und heutige Nationalrat und Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard ist ein politisches Schwergewicht. Er war schon 2011 im Bundesratsrennen und zog damals gegen Alain Berset den Kürzeren. Im Herbst kandidiert er mit guten Chancen für den Ständerat. Für den Bundesrat kandidiere er aber nicht, sagte er in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Eric Nussbaumer (63, BL): Der Baselbieter Nationalrat hatte sich überlegt, die Berset-Nachfolge anzutreten, falls einzig der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch zur Wahl steht. Mittlerweile unterstützt er aber die Kandidatur von Beat Jans.

Flavia Wasserfallen (44, BE): Auch der Berner Nationalrätin Flavia Wasserfallen (44) wird Bundesratsformat attestiert. Bei der Sommaruga-Nachfolge hat sie sich gegen eine Kandidatur entschieden. Damals kam sie zum Schluss, dass der Schritt zu einer Kandidatur «zum jetzigen Zeitpunkt» für sie nicht stimme. Auch diesmal wird sie nicht zur Verfügung stehen, wie sie am Mittwoch auf ihrer Webseite bekannt gab. Sie kandidiert für den Ständerat, um den Sitz des abtretenden Hans Stöckli (71) zu verteidigen.

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