Champagner-Laune bei den frisch Gewählten
Das sind die Neuen im Bundeshaus

Neue Gesichter werden im Bundeshaus für Furore sorgen. In Glarus schnappte ein Grüner der SVP den Sitz weg. Und auch eine Bundesratskandidatin darf endlich in Bern politisieren.
Publiziert: 20.10.2019 um 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2019 um 09:50 Uhr
Nico Menzato und Ruedi Studer

Letztes Jahr verabschiedete sich der frühere SVP-Präsident Toni Brunner (45) aus Bundesbern. Doch jetzt wird auf seinem Hof weiterhin eidgenössisch politisiert: Denn Brunners Lebenspartnerin Esther Friedli (42) zieht neu für die SVP nach Bern. Einst gehörte sie der CVP an, nun ist sie Sekretärin der SVP-Kantonalpartei.

In Zürich schaffte etwa Jungfreisinnigen-Präsident Andri Silberschmidt (25) den Sprung ins Bundeshaus. In Bern gelang dasselbe der kürzlich zurückgetretenen Juso-Chefin Tamara Funiciello (29). 

Eine Sensation gab es im Kanton Glarus: Der Grüne Mathias Zopfi hat den Bisherigen Werner Hösli (SVP) aus der kleinen Kammer verdrängt – der Sitz wandert also von ganz rechts nach ganz links. Allerdings gilt der 35-Jährige als gemässigt. Er präsidierte als erster Grüner das Glarner Kantonsparlament und ist seit vier Jahren Vizepräsident der Gemeinde Glarus Süd.

Die frühere Juso-Chefin Tamara Funiciello schafft den Sprung in den Nationalrat.
Foto: Keystone
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Grüne Welle auch in Zug: Manuela Weichelt-Picard (52) hat für die Alternative - die Grünen (ALG) den Nationalratssitz zurückerobert, den die Partei vor acht Jahren der FDP abtreten musste.

Neue Persönlichkeiten schickt der Kanton Uri nach Bern. So schnappte die CVP der SVP den Sitz des abtretenden Beat Arnold (41) weg: Landrat Simon Stadler (31) schaffte die Wahl. Er ist der Sohn von Hansruedi Stadler (66), der beim Ja zur Alpen-Initiative 1994 als tanzender Landammann in die Geschichte einging.

Z'graggen – Nicht Bundesrätin, dafür Ständerätin

Ebenfalls für Uri politisiert im Ständerat eine neue Altbekannte: Heidi Z’graggen (53). Die abtretende CVP-Regierungsrätin ist im letzten Dezember in der Bundesratswahl an Viola Amherd (57) gescheitert. Nun wird sie Nachfolgerin von Isidor Baumann (64, CVP) im Stöckli.

Historisches geschah in Obwalden: Der Halbkanton schickt erstmals in der Geschichte eine Frau nach Bern: Monika Rüegger (51, SVP) holt sich den Sitz knapp vor einem CVP-Mann, der von einem überparteilichen Komitee nominiert worden war.

Herzog mit Traumergebnis

Mit Eva Herzog, abtretende Regierungsrätin, schickt Basel ein politisches Schwergewicht nach Bern. Die SP-Frau freut sich über ihr «glänzendes» Resultat: «Dass ich im ersten Wahlgang gewählt werde, damit konnte ich eigentlich rechnen, dass das Resultat so deutlich ausfällt, überrascht mich aber», freut sie sich.

Im Thurgau wird Jakob Stark (SVP) aller Voraussicht neuer Ständerat. Appenzell Innerrhoden hat mit Thomas Rechsteiner (47, CVP) einen neuen Nationalrat.

Zwei neue Gesichter in Solothurn

Im Kanton Solothurn ziehen gleich zwei neue Gesichter in den Nationalrat ein. SP-Kantonalpräsidentin Franziska Roth (53) schnappt ihrem Parteikollegen Philipp Hadorn (52) den Sitz weg. Sie war ihm schon vor vier Jahren gefährlich nahe gekommen. Die Lehrerin hat ihn nun aber überholt. Sie hat in den letzten vier Jahren nochmals an Bekanntheit zugelegt, führte sie doch linken Abstimmungskampf gegen die kantonale Umsetzung der Steuervorlage an – und gewann.

Der grüne Oltner Felix Wettstein (61) schnappt der SP einen Sitz weg. Er erbt jenen der abtretenden SP-Frau Bea Heim (73). Wettstein ist Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten. Sein thematischer Schwerpunkt ist Gesundheitsförderung und Prävention. Er ist Kantonsrat und seit 2012 Präsident der Kantonalsektion.

Erneuerung im Aargau und in Graubünden

Im Kanton Aargau wird die Deputation deutlich erneuert: Neben neun Bisherigen politisieren künftig sechs Neue. Der abtretenden Urlich Giezendanner (65) hatte sich gewünscht, dass künftig sein Sohn Benjamin (37) in Bern politisiert und damit die Giezendanner-Dynastie weiterführt. Sein Wunsch ging in Erfüllung. Giezi junior schaffte die Wahl. Für die Aargauer SVP ziehen zudem Martina Bircher und Jean-Pierre Gallati nach Bern. Allerdings dürfte Gallati auf seinen Sitz verzichten, sollte er in den Regierungsrat gewählt werden.

Neben Bircher ziehen drei weitere Aargauer Frauen neu ins Bundeshaus ein: Gabriela Suter (47, SP), Lilian Studer (41, EVP) und Marianne Binder (61, CVP). Letztere ist auf dem nationale Parkett bereits bekannt, war sie doch früher Kommunikationschefin der CVP Schweiz.

Auch in Graubünden kommt es zu einer deutlichen Erneuerung. Die SP schickt gleich zwei neue Köpfe nach Bern: Mit Jon Pult (35) einen bereits national bekannten Politiker, ist er doch Präsident der Alpen-Initiative. Ihn begleitet künftig SP-Frau Sandra Locher Benguerel. Die FDP wiederum erobert einen Sitz zurück, den nun die Bergeller Gemeindepräsidentin Anna Giacometti (58) besetzt. Sie war wegen der Felssturz-Katastrophe von Bondo national bekannt.

Auch in St. Gallen kommt es zu einer Blutauffrischung: Neben SVP-Frau Esther Friedli ziehen für den Kanton neu die Grüne Franziska Ryser (27), GLP-Mann Thomas Brunner (59) und FDP-Frau Susanne Vincenz-Stauffacher (52)  nach Bern. Letztere hatte dieses Jahr schon den Ständeratssitz von Karin Keller-Sutter (55) zu erobern versucht, die in den Bundesrat gewählt worden war. Vergeblich, nun zieht sie halt in die grosse statt in die kleine Kammer ein.

Im Kanton Luzern feiert ein alt Nationalrat sein Comeback: Nach vier Jahren Abwesenheit kehrt Roland Fischer (54) für die GLP in die grosse Kammer zurück.

Viele neue Gesichter im Welschland

Viele neue Gesichter gibt es auch im Welschland. In der Waadt ziehen gleich mehrere Nationalräte neu ins Bundeshaus ein. Die beiden Prominentesten darunter sind Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard (51, SP) und Regierungsrätin Jacqueline de Quattro (59, FDP).

Neuenburg schickt mit Céline Vara neu eine grüne Ständerätin nach Bern. Zudem auch gleich drei neue Nationalräte mit Damien Cottier (FDP), Baptiste Hurni (SP) und dem Grünen Fabien Fivaz.

In Genf wird die Nationalratsdelegation um die Hälfte erneuert: Von zwölf Nationalrätin reisen sieben zum ersten Mal nach Bern. So bekommt die GLP mit Michel Matter erstmals einen Genfer Sitz. Neu zieht mit Jocelyne Haller auch die äussere Linke wieder nach Bern.

National- und Ständeratsratswahlen 2019

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.

Für die Ständeratswahlen sind die Kantone zuständig. Bei den Nationalratswahlen arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammen.

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