Wenn wir weiter trödeln, laufen wir in die dritte Welle!
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Martin Bäumle befürchtet:Wenn wir weiter trödeln, laufen wir in die dritte Welle!

GLP-Bäumle sagte zweite Welle im BLICK korrekt voraus – und warnt jetzt
«Wenn wir weiter trödeln, laufen wir in die dritte Welle!»

Heute entscheidet der Bundesrat über Corona-Massnahmen, um das Ruder herumzureissen. Nationalrat Martin Bäumle befürchtet, dass wir in eine dritte Welle mit Tausenden Toten schlittern, wenn die Regierung jetzt nicht handelt.
Publiziert: 11.12.2020 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2021 um 18:15 Uhr
Pascal Tischhauser

Es ist schlimmer gekommen, als GLP-Nationalrat Martin Bäumle (56) im BLICK prognostiziert hatte. Der Atmosphärenwissenschaftler, Zahlennarr und Excel-Listen-Freund hatte Mitte September damit gerechnet, dass die Politik zu stärkeren Massnahmen greift. Damit hätte ein Grossteil der etwa 5000 Todesopfer, die die zweite Welle kosten dürfte, vermieden werden können.

Auch wirtschaftlich hätte es sich ausgezahlt, wären die aktuell sehr hohen Ansteckungszahlen vermieden worden. So aber waren gerade in der Westschweiz regionale Lockdowns notwendig – wie Bäumle vorhergesehen hatte.

Die beiden SP-Magistraten, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) und Gesundheitsminister Alain Berset (48), wollen das Ruder herumreissen und am Freitag schweizweit harte Corona-Massnahmen ergreifen.

GLP-Nationalrat Martin Bäumle warnt vor der dritten Welle.
Foto: Keystone
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Bürgerliche sind dagegen

Dagegen formiert sich Widerstand aus SVP und FDP. Für Erstere würden mit den vorgesehenen Massnahmen viele Betriebe «willentlich in den Ruin getrieben». Aber auch die Freisinnigen sorgen sich um die Wirtschaft.

Bäumle sieht das anders. Seine Daten zeigen: «Wenn sich SVP und FDP durchsetzen, und der Bundesrat seine Massnahmen nicht ergreift, laufen wir direkt in die dritte Welle – mit ähnlich vielen Tausend Toten wie in der zweiten.»

Er spreche aber lieber von Lebensjahren. «Es ist ja nicht so, dass die Hochbetagten, die vorwiegend an Corona sterben, alle sowieso in ein oder zwei Monaten verschieden wären. Viele hätten noch zwei, drei Lebensjahre vor sich gehabt, Einzelne noch ein Jahrzehnt.»

Handeln ist besser für die Wirtschaft

Darum plädiert der frühere GLP-Präsident eindringlich dafür, jetzt zu handeln. Und er betont: «Je besser wir die Pandemie im Griff haben, je weniger Ansteckende, Hospitalisierte und Todesfälle wir haben, desto mehr Freiheiten können wir zulassen und desto besser läuft es für die Wirtschaft.»

Wenn der Bundesrat jetzt die Zügel anziehe und unter anderem durchsetze, dass sich nur noch bis zu fünf Personen aus zwei Familien treffen dürfen, «kann er über die Festtage wieder etwas lockern», so Bäumle. Vor allem dann, wenn er bis dahin auch die Restaurants schliessen würde.

Neubeurteilung Anfang Jahr

Ende der ersten Neujahrswoche sollte die Landesregierung die Lage neu beurteilen. Denn: «Wenn sich bestätigt, dass sich die Ansteckungen über Weihnachten wieder erhöht haben, muss der Bundesrat nachbessern», sagt der GLPler.

Damit sollten später auch Sportferien wieder möglich sein, meint er. Und wenn dann die Impfung nach und nach für mehr Schutz der verletzlichen Personen sorgt und ab Spätsommer genügend Leute geimpft sind, sieht es besser aus. Dann dürfte selbst eine nächste Welle im Herbst unterbunden werden können.

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