Nach Druck auf Bund
Jetzt soll die Affenpocken-Impfung kommen

Die Zahl der mit Affenpocken Infizierten in der Schweiz steigt stetig. Jetzt könnte Bewegung in die Sache kommen. Laut einem Insider berate der Bund bald über die Beschaffung des Impfstoffs.
Publiziert: 23.08.2022 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2022 um 11:30 Uhr

Mehr als 400 Fälle von Affenpocken sind in der Schweiz bereits gemeldet. Eine wirksame Impfung gibt es zwar schon, doch bei uns ist sie noch nicht zu haben. Jetzt aber kommt Bewegung in die Sache.

Wie die Zeitungen von CH Media berichteten, wird der Bundesrat wohl am Mittwoch über einen Kredit zur Impfstoff-Beschaffung beraten. Sie schätzen die Menge auf 40'000 Dosen. Es gebe aber noch keinen Liefervertrag.

Noch keine Zulassung

Dies, obwohl der Impfstoff in der Schweiz noch keine Zulassung hat. Was allerdings nicht am Bund liegt. Der Hersteller Bavarian Nordic hat bisher in der Schweiz gar kein Zulassungsgesuch eingereicht.

Am Mittwoch berät der Bundesrat voraussichtlich über einen Kredit für die Beschaffung der Affenpocken-Impfung.
Foto: keystone-sda.ch
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Zwar könnte der Impfstoff von Medizinern eingeführt werden, doch sind die Mindestbestellmengen vom Hersteller so hoch, dass nicht einmal der Kanton Zürich sie erfüllen konnte. Die Beschaffung kann also nur der Bund organisieren.

In der EU, den USA und Kanada ist der Impfstoff schon länger verfügbar. Dort können sich Risikogruppen unkompliziert impfen lassen. Und die Weltgesundheitsorganisation hat schon im Juli eine internationale Gesundheitsnotlage ausgerufen.

Druck hat genützt

Betroffen von Affenpocken sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben. Der Schwulen-Verband Pink Cross forderte deshalb vor zwei Wochen die Ausrufung der besonderen Lage. Auch einzelne Politiker kündigten an, beim Bundesamt für Gesundheit Druck zu machen.

Dieser hat nun offenbar genützt. Laut einer involvierten Person habe der Bund die Impfstrategie angepasst und plane nun die Impfung für die ganze Risikogruppe anzubieten. Anfangs sei nur eine Impfung der Kontaktpersonen von Infizierten geplant gewesen.

Impfung dank Ausnahmeregelung

Damit der Bund die Impfung auch ohne Zulassung bei Swissmedic einführen kann, muss er sich auf eine Ausnahmeregelung stützen. Arzneimittel ohne Zulassung dürfen nämlich durch Fachpersonen eingeführt werden, wenn es kein alternatives Mittel gibt oder das Mittel von einem Land mit «vergleichbarer Arzneimittelkontrolle» bereits zugelassen ist.

Eigentlich dürften solche Medikamente ohne Zulassung nur «in kleinen Mengen» eingeführt werden. Aber wenn der Hersteller über solche Mengen gar nicht erst verhandelt, wird hier wohl ein Auge zugedrückt. (tom)

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