Post droht Kahlschlag
Rösti will A-Post abschaffen

Keine A-Post mehr, weniger Stellen, der Postbote soll nur noch drei Mal pro Woche klingeln: Die Gewerkschaft ist sauer auf Bundesrat Albert Rösti.
Publiziert: 28.01.2024 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2024 um 16:12 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Es bahnt sich ein Machtkampf an zwischen Bundesrat Albert Rösti (56) und Post-Chef Roberto Cirillo (52). Am Mittwoch dürfte im Bundesrat die Post abgehen: Albert Rösti will ein Papier diskutieren, wonach künftig der Postmann nur noch dreimal pro Woche an Schweizer Wohnungen klingelt – momentan wird die A-Post noch an sechs Tagen zugestellt, von Montag bis Samstag. Laut Röstis Plan würde die Unterscheidung von schneller A-Post und langsamer B-Post wegfallen.

Damit widerspricht Rösti der Strategie des Staatskonzerns: «Auch wenn die Menge der Briefe insgesamt kontinuierlich zurückgeht, bleibt der Anteil der A-Post bei ungefähr einem Drittel stabil. Das zeigt klar: Die A-Post ist ein Bedürfnis», teilte Roberto Cirillo letztes Jahr mit.

Bei der Post-Gewerkschaft Syndicom kommen Röstis Sparpläne nicht gut an. «Das könnte einen Personalabbau von grossem Ausmass bedeuten», warnt Syndicom-Funktionär Manuel Wyss (42) im Gespräch mit Blick. «Wir werden uns gegen einen Kahlschlag massiv wehren. Die Post soll attraktiv bleiben – dazu gehört die A-Post, die unsere Pöstler zuverlässig von montags bis samstags zustellen. Die Menschen wollen einen starken Service public.»

Albert Rösti will die schnelle A-Post abschaffen.
Foto: Keystone
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Die Drei-Tage-Woche bei der Postzustellung soll aber nicht der einzige Hammer sein, den Rösti derzeit prüfen lässt. Laut der «Schweiz am Wochenende» will sein Departement auch zig Postfilialen streichen. «Heute müssen 90 Prozent der hiesigen Bevölkerung in jedem Kanton zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln innert 20 Minuten eine Poststelle erreichen können. Auch hier will Rösti offenbar die Spielregeln etwas lockern», schreibt das Blatt. Eine Sprecherin von Bundesrat Rösti wollte den Medienbericht weder bestätigen noch dementieren.

2023 hat die Schweizer Post 1647 Millionen Briefsendungen befördert. «Das sind gegenüber dem Vorjahr 5,6 Prozent weniger Briefe», teilt die Post mit. «In den letzten 20 Jahren sind die Briefmengen insgesamt um rund 40 Prozent zurückgegangen.»

Massenentlassungen drohen

2023 gab es 13'084 Vollzeitstellen für Pöstlerinnen und Pöstler. Sollte die Hälfte der Zustelltage wegfallen, würde das Tausende von Arbeitsplätzen kosten. 

Briefe und Pakete werden grösstenteils gemeinsam zugestellt. Viele Paketlieferungen sind Sendungen mit garantierten Lieferterminen, etwa bei den Versandhändlern Galaxus oder Amazon. Wie Röstis Kahlschlag mit der starken Nachfrage nach Paketlieferungen zusammenpasst, ist unklar. 

Die Post schweigt zu Röstis Planspielen und will den offiziellen Bericht des Bundesrats abwarten.

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