SP-Frauen empört über Deal
Helsana gibt Abtreibungs-Gegnern Rabatt

Der Krankenversicherer Helsana gewährt Pro-Life-Mitgliedern Rabatte – diese müssen allerdings eine Charta zum Verzicht auf Abtreibung unterzeichnen. Das treibt die SP-Frauen zur Weissglut. Sie fordern, die Partnerschaft sofort aufzulösen.
Publiziert: 25.08.2022 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2022 um 14:56 Uhr

Die SP-Frauen sind empört. Ihr Zorn richtet sich gegen den Versicherungskonzern Helsana. In einem offenen Brief sowie mit einer Unterschriftensammlung greifen sie das Unternehmen an. Helsana müsse «jegliche Zusammenarbeit mit der Anti-Abtreibungsorganisation» Pro Life beenden – und zwar sofort!

Die SPlerinnen beziehen sich auf eine Recherche von «Swissinfo.ch». Demnach erhalten Mitglieder des Vereins Pro Life Ermässigungen von zehn Prozent auf die Prämien für eine Zusatzversicherung der Helsana – aber nur, wenn diese eine Charta zum Verzicht auf Abtreibung unterzeichnen.

Rechtlich ohne Bedeutung

Das ist etwa der Berner Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz, Tamara Funiciello (32), ein Dorn im Auge. Auf Twitter prangert sie den Versicherungskonzern an.

Das Recht auf Abtreibung wird auch in der Schweiz vermehrt zum Thema. Abtreibungsgegner wie hier beim «Marsch fürs Läbe» sind auf dem Vormarsch.
Foto: Keystone
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«Das Recht auf Abtreibung ist ein Grundrecht, für das Generationen von Frauen in der Schweiz und auf der ganzen Welt gekämpft haben und immer noch kämpfen», kritisiert die SP-Sektion in ihrem offenen Brief. Und: «Durch Ihre Zusammenarbeit mit Pro Life unterstützen Sie eine Bewegung, welche dieses Grundrecht und damit auch die physische und psychische Gesundheit von Frauen direkt angreift.»

Rechtlich hat genannte Charta allerdings ohnehin keine Bedeutung, weil ein Schwangerschaftsabbruch gesetzlich von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bezahlt werden muss.

Helsana: «Wir schliessen niemanden aus»

«Wir bedauern, dass sich die Befürworter der Abtreibung angegriffen fühlen», erklärt ein Helsana-Sprecher auf Anfrage. Gleichzeitig aber betont er: Es liege nicht an Helsana, die Positionen seiner Versicherten zu beurteilen. «Das sind persönliche Entscheide, die wir respektieren, die uns aber nichts angehen.»

Helsana und Pro Life hätten lediglich einen branchenüblichen Kollektivvertrag abgeschlossen. Rabatte auf Zusatzverträge seien in solchen Fällen üblich. «Diese Rabatte haben aber nichts zu tun mit den jeweiligen Ausrichtungen, Statuten etc. der Organisationen», heisst es weiter. Helsana habe und nehme keinen Einfluss auf die Statuten von Vereinen und anderen Organisationen. Der Konzern schliesse mit verschiedenen Vereinen und Verbänden Kollektivverträge ab.

Das Thema Abtreibungen sei eine gesellschaftliche Debatte, «die politische Antworten erfordert, nicht von uns als Krankenkasse». Zwischen Helsana und Pro Life gebe es auch keine gemeinsame Position zum Thema Abtreibung. Das Unternehmen teile und beurteile die Positionen und Ziele von Pro Life und seiner Mitglieder nicht. Aber: «Wir schliessen niemanden vom Anspruch auf Versicherungsschutz aus, unabhängig von der politischen, religiösen oder sexuellen Orientierung.»

Den SP-Frauen scheint das nicht zu reichen. (dba)

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