SVP-Bundesratskandidat Hans-Ueli Vogt (52) passt in keine Schublade
Immer bei sich, immer bei der Sache

Die einen finden ihn verkopft, die anderen brillant. SVP-Bundesratskandidat Hans-Ueli Vogt polarisiert. Wer ist der Zürcher Jus-Professor?
Publiziert: 26.11.2022 um 00:09 Uhr
|
Aktualisiert: 26.11.2022 um 09:21 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1148.JPG
Sermîn FakiPolitikchefin

Introvertiert, unnahbar, verkopft. Diese Adjektive hört, wer nach Eigenschaften von Hans-Ueli Vogt (52) fragt. Aber auch: angenehm, sensibel, brillant.

So richtig fassbar für die Öffentlichkeit ist der Überraschungs-Bundesratskandidat der SVP und Herausforderer von Kronfavorit Albert Rösti (55) nicht. Weshalb Medien gern zu einem weiteren Eigenschaftswort greifen: «bunt».

Hans-Ueli Vogt soll Bundesrat werden
2:08
Er selbst ist überrascht:Hans-Ueli Vogt soll Bundesrat werden
Wer ist Hans-Ueli Vogt? Manche beschreiben ihn als unnahbar, andere als sensibel.
Foto: Keystone
1/6

Der Zürcher Jus-Professor nimmt es gelassen: «Wenn man bunt versteht als verschiedene Facetten, die man gemeinhin nicht miteinander in Verbindung bringt – Stadtmensch, Wissenschaftler und SVPler – nehme ich das einfach zur Kenntnis.»

Homosexualität löst Reaktionen aus

Wobei mit «bunt» auch gemeint ist: schwul. Vogt ist der erste Bundesratskandidat, der aus seiner Homosexualität kein Geheimnis macht. Was im 21. Jahrhundert keine Rolle spielen sollte, aber doch Reaktionen auslöst. Das werde ihm bei den Linken Punkte bringen, unken Parteikollegen, die nicht zu Vogts Freunden zählen.

Der Helene-Fischer-Fan sei «politisch nicht schwul genug», kontern Linke, die nicht verstehen, wieso ein Angehöriger einer Minderheit bei der Scharfmacher-SVP landet und sich nicht als Aktivist für Schwulenrechte einsetzt.

Er passt in keine Schublade

Dabei ist vieles an Hans-Ueli Vogt atypisch.

Politik war im Elternhaus in Illnau ZH, wo er als zweiter von drei Söhnen eines Notars und einer Hausfrau aufwuchs, kein Thema. Fasziniert von Bundesbern war er, seit Vogt als Kind mit der Mutter die SRF-Sendung «Café Fédéral» schaute, wo Figuren wie Helmut Hubacher (1926–2020) und Moritz Leuenberger (76) an transparenten Glastischen debattierten. In die SVP eingetreten ist Vogt aber erst mit 38. Weil er sich erst dann habe politisch engagieren wollen. Nach sechs Jahren im Nationalrat hatte er davon jedoch schon wieder genug.

SVP-Vogt bringt Berner ins Schwitzen
1:57
Bundesratsrennen wird spannend:SVP-Vogt bringt Berner ins Schwitzen

Vogt kann sich unermüdlich für Menschenrechte einsetzen. So wie bei der Konzernverantwortungs-Initiative, die Schweizer Konzerne zur Einhaltung der Menschenrechte im Ausland verpflichten wollte. Vogt wollte die Initianten mit einem Gegenvorschlag zum Rückzug bewegen. Und auf der anderen Seite die radikale Selbstbestimmungs-Initiative ausarbeiten, die die Menschenrechte aushebeln würde.

Er gilt als rationaler Kopfmensch und kann doch hochemotional reagieren, wie ein Vorfall in der Rechtskommission des Nationalrats zeigte, der 2018 in Tränen endete, als Vogt von Freund und Gegner massiv angegriffen wurde.

Vogt ist schwer fassbar. Manche sagen, unberechenbar. Soll man so jemanden in den Bundesrat wählen?

Mitte-Mann weibelt für ihn

Fragt man den Obwaldner alt Nationalrat Karl Vogler (66), sollte die Vereinigte Bundesversammlung Vogt auf jeden Fall wählen: «Ja, er ist SVPler, aber als Wissenschaftler orientiert er sich an Fakten. Und er ist ein absolut brillanter Jurist – das kann man nicht anders sagen.»

Vogler, der in der linken Christlich-Sozialen Partei politisierte, arbeitete beim Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungs-Initiative eng mit Vogt zusammen. Dessen starke Führungspersönlichkeit «täte dem Bundesrat nur gut», sagt er. Und: «Mit Hans-Ueli lassen sich einfacher Kompromisse finden als mit Albert.»

Macht interessiert den Menschen Vogt nicht

Vogt sei ein Sach-, kein Machtpolitiker, sagen auch andere. Und Vogt selbst? Macht sei wichtig, um Mehrheiten zu schaffen und damit politische Ziele zu realisieren. Ihm persönlich aber bedeute Macht nichts. «Sie bleibt nicht an mir haften.» Macht würde bei manch anderem zu einem arroganteren Auftreten führen, sagt er. Bei ihm nicht. «Ich bin der Hans-Ueli Vogt, der ich immer war.»

SVP-Bundesratskandidat Hans-Ueli Vogt.
keystone-sda.ch
11 ganz private Fragen

Blick: Sind Sie Morgen- oder Nachtmensch?

Hans-Ueli Vogt: Ein Durch-den-Tag-Mensch.

Wo haben Sie die besten Ideen?

Beim Zähneputzen und wenn ich beim konzentrierten Arbeiten mal eine Pause mache.

Wie erholen Sie sich von einem stressigen, nervigen Tag?

Indem ich zu Hause Musik höre und etwas Belangloses lese – über Fitness oder Inneneinrichtung zum Beispiel.

Was wollten Sie als Kind werden?

Zuerst Bäcker, dann TV-Ansager und dann Lehrer.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Im Volg in Illnau an der Kasse, es gab 5 Franken pro Stunde.

Was ist Ihre Superkraft?

Ich kann mich auf Kommando erholen.

Welche Aufgabe erledigen Sie im Haushalt?

Alles, denn ich lebe ja allein.

Woran scheitern Sie immer?

(Überlegt lange) Es fällt mir nichts ein, womit ich nicht sagen möchte, dass mir alles gelingt.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Ich mag asiatisches Essen.

Was ist Ihr geheimes Laster?

Ich rauche zwischendurch schon mal eine Zigarette, vielleicht sind es so zwei am Tag.

Wo, ausser in der Schweiz, würden Sie gern leben?

In den USA, vielleicht in Florida, wo es warm ist und die Sonne scheint.

SVP-Bundesratskandidat Hans-Ueli Vogt.
keystone-sda.ch

Blick: Sind Sie Morgen- oder Nachtmensch?

Hans-Ueli Vogt: Ein Durch-den-Tag-Mensch.

Wo haben Sie die besten Ideen?

Beim Zähneputzen und wenn ich beim konzentrierten Arbeiten mal eine Pause mache.

Wie erholen Sie sich von einem stressigen, nervigen Tag?

Indem ich zu Hause Musik höre und etwas Belangloses lese – über Fitness oder Inneneinrichtung zum Beispiel.

Was wollten Sie als Kind werden?

Zuerst Bäcker, dann TV-Ansager und dann Lehrer.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Im Volg in Illnau an der Kasse, es gab 5 Franken pro Stunde.

Was ist Ihre Superkraft?

Ich kann mich auf Kommando erholen.

Welche Aufgabe erledigen Sie im Haushalt?

Alles, denn ich lebe ja allein.

Woran scheitern Sie immer?

(Überlegt lange) Es fällt mir nichts ein, womit ich nicht sagen möchte, dass mir alles gelingt.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Ich mag asiatisches Essen.

Was ist Ihr geheimes Laster?

Ich rauche zwischendurch schon mal eine Zigarette, vielleicht sind es so zwei am Tag.

Wo, ausser in der Schweiz, würden Sie gern leben?

In den USA, vielleicht in Florida, wo es warm ist und die Sonne scheint.

Macht mag ihm nichts bedeuten, Hierarchie schon. «Ich glaube, dass Führung mit klarer hierarchischer Ordnung zu tun hat», sagt er. Auch wenn überall die Rede sei von flachen Hierarchien und Netzwerken – in Realität würden Organisationen spätestens, wenn sie unter Druck kämen, zu stärkeren Hierarchien zurückfinden. «Jemand muss Ziele, Verantwortungsbereiche, Aufgabe und Zeitrahmen definieren und Entscheide durchsetzen.» Hier drückt der Oberleutnant a.D. durch.

«
«Für mich ist die Kollegialität zentral.»
Hans-Ueli Vogt
»

Er ruht in sich selbst

Doch auf die Frage, ob er es mit dem Kollegialitätsprinzip genauso locker nehmen würde wie der abtretende Ueli Maurer (71), stellt Vogt klar, dass er als Teamplayer kandidiere. «Für mich ist die Kollegialität zentral», auch wenn sie eine Gratwanderung sei: «Man ist Mitglied eines Gremiums und soll gleichzeitig seine Positionen nicht verleugnen.»

Vogt scheint in sich zu ruhen, seiner selbst ganz gewiss zu sein. Sein Coming-out mit 19 Jahren, sagt er etwa, habe ihn nicht belastet. «Es war einfach eine weitere Facette meines Selbst.» Und nach Gesprächen mit ehemaligen Bundesräten und deren Umfeld ist jetzt er sicher: «Wie stark das Amt einen in Beschlag nimmt, entscheidet man auch selbst. Es gibt Raum für unterschiedliche Persönlichkeiten.»

Darum fiel die Wahl auf Vogt und Rösti
0:43
SVP-Aeschi erklärt:Darum fiel die Wahl auf Vogt und Rösti
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?