Um Gotthard-Stau zu bekämpfen
Politiker wollen Maut einführen

Die Idee besteht schon länger: Wer mit dem Auto in den Süden will, soll künftig dafür zahlen. Das fordern Politiker aus FDP, Mitte und GLP. Mit dieser bürgerlichen Allianz könnte die Forderung nun tatsächlich mehrheitsfähig werden.
Publiziert: 04.06.2023 um 10:17 Uhr
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Auch dieses Wochenende war es wieder so weit: Der Verkehr vor dem Gotthard-Nordportal hat sich am Samstag auf einer Länge von bis zu zehn Kilometern gestaut. Den Reisenden wurde einiges an Geduld abverlangt. An Ostern oder Pfingsten ist es meist noch viel schlimmer. Es bildeten sich auch in diesem Jahr wieder Staus von rund 20 Kilometern Länge. Das Warten dauert Stunden.

Jahr für Jahr wird die Kolonne am Gotthard länger. Nun hoffen drei Politiker auf den Befreiungsschlag. Ihr Rezept: Road-Pricing. Schon eine Weile plant der Urner Mitte-Nationalrat Simon Stadler (35), Reisende zur Kasse zu bitten. Nun reicht er gemeinsam mit GLP-Nationalrätin Corina Gredig (35) und FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (61) am Montag eine Motion für eine Tunnelgebühr für den Nord-Süd-Transit ein.

Wer an Ostern ins Tessin will, soll blechen

«Mautsysteme an den alpenquerenden Übergängen sind in den Nachbarländern längst Realität», zitiert die «NZZ am Sonntag» aus dem Vorstoss. Kern der Idee ist demnach der flexible Preis: Die Nutzung der Tunnels am Gotthard und am San Bernardino solle umso mehr kosten, je grösser die Nachfrage ist. Heisst konkret: Wer an Ostern ins Tessin fährt, zahlt mehr als im November.

Gerade die Urner leiden unter dem Verkehr am Gotthard.
Foto: keystone-sda.ch
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Die drei Bundesparlamentarier versprechen sich davon eine Glättung der Stauspitzen. «Wir sind überzeugt, dass ein variabler Preis zu einer besseren Auslastung führt», wird Gredig zitiert. So sei auch in London das Stauaufkommen um 30 Prozent gesunken, nachdem im Jahr 2003 eine flexible Maut eingeführt worden sei.

Bürgerliche Allianz könnte Durchbruch schaffen

Dass Gredig, Stadler und Jauslin gemeinsame Sache machen, sei kein Zufall, schreibt die «NZZ am Sonntag» weiter. Die drei Politiker haben schon früher in den Medien sowie per Einzelantrag eine Maut gefordert. Neu ist, dass sie sich nun zu einer breiten bürgerlichen Allianz zusammengeschlossen haben und als «Trio Gotthard» den Durchbruch suchen. Ihre Verankerung im Mitte-rechts-Lager könnte helfen, den Vorstoss mehrheitsfähig zu machen; die Linke dürfte dem Anliegen sowieso zustimmen.

Doch nicht alle sind begeistert: Kritisch sieht die Idee etwa der SVP-Verkehrspolitiker Thomas Hurter (59). Er befürchte, dass eine Tunnel-Maut zu noch mehr Ausweichverkehr durch die Urner Dörfer führen würde, weil die Pendler die Autobahn meiden. «Sie erreicht das Gegenteil dessen, was die Befürworter bezwecken», zeigt er sich überzeugt.

Es braucht flankierende Massnahmen

Die Motionäre widersprechen. Sie wollen dem Problem mit flankierenden Massnahmen begegnen. «Man muss dafür sorgen, dass die Autofahrer nicht auf die Passstrasse ausweichen.» Eine Option sei deshalb auch eine Gebühr für den Pass. Hinzu kämen Massnahmen, die die Benutzung des ÖV attraktiver machen. (dba)

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