Wetterdaten und Wäsche-Etiketten
So hilft uns Genf durch den Alltag

Dass in Genf über 40 internationale Organisation tätig sind, interessiert kaum. Dabei haben sie grossen Einfluss auf unser tägliches Leben. Beispiele gefällig?
Publiziert: 26.06.2019 um 08:14 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2019 um 09:47 Uhr
Sermîn Faki

Muss das neue Shirt jetzt bei 30 Grad in die Wäsche? Und wie ist es mit Nanopartikeln in den Textilien der Multifunktionsjacke ? Hier hilft ein Blick auf die Wäsche-Etiketten. Ob tumblergeeignet, Handwäsche oder bügelfest – Herrin über die Waschanleitungen ist die Internationale Organisation für Normung (ISO). Und die legt nicht nur fest, was Schwarztee ist und wie Papiergrössen (DIN-Normen) angegeben werden. Sondern unter der Norm ISO 3758 auch, wie Pflegehinweise für Textilien gestaltet werden. In einer globalisierten Welt, in der Kleidung aus aller Welt kommt, sehr hilfreich.

Kann der Regenschirm zu Hause bleiben? Oder sollte man doch eine wärmere Jacke anziehen? Wettervorhersagen gehören für die meisten von uns zum Alltag. Dafür sind die nationalen Wetterdienste verantwortlich. In der Schweiz ist das Meteo Schweiz. Doch würden die Meteorologen sich nur auf ihre Messstationen verlassen, wären ihre Vorhersagen viel weniger zuverlässig. Dank der Internationalen Organisation für Meteorologie haben aber alle Zugang zu Daten von 15 Satelliten, 100 verankerten Bojen, 600 Treibbojen, 3000 Flugzeugen, 7300 Schiffen und rund 10'000 Landbeobachtungsstationen. So lassen sich beispielsweise Naturgefahren wie Hurrikans besser vorhersagen.

Okay, er ist nicht mehr der Strassenfeger von damals. Aber immer noch schauen Hunderttausende Musikfans jedes Jahr den Eurovision Song Contest. Verantwortlich ist die Europäische Rundfunkunion (EBU), ein Zusammenschluss von 72 öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen wie SRG, ARD, ZDF und BBC. Anders als der Name vermuten lässt, sind nicht nur europäische Sender Mitglied der EBU, sondern auch nordafrikanische und asiatische. Sie veranstalten nicht nur den ESC, sondern verhandeln auch gemeinsam über Senderechte für Sport-Grossanlässe oder teure Serien.

In Genf sitzen über 40 internationale Organisationen – ihre Arbeit beeinflusst unseren Alltag.
Foto: Keystone
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Roadtrip in Usbekistan? Gute Idee – zumindest was die Verkehrssicherheit betrifft. Denn seit dem 1968 abgeschlossenen Wiener Übereinkommen über Strassenverkehrszeichen gleichen immer mehr Länder ihre Strassenschilder an den internationalen Standard der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen Europas (Unece) an – und zwar weit über Europa hinaus. Es erleichtert den länderübergreifenden Strassenverkehr und verbessert die Sicherheit – für Fernfahrer, aber auch für abenteuerlustige Touristen. Uno-Sonderbeauftragter für Strassenverkehrssicherheit ist übrigens der ehemalige Ferrari-Formel-1-Teamchef und heutige Präsident des Welt-Automobilverbands FIA, Jean Todt (73).

Ohne Handy geht heute nichts mehr. Doch dass wir überhaupt von (fast) jedem Ort der Welt telefonieren, whatsappen und im Internet surfen können, verdanken wir der Internationalen Fernmeldeunion (ITU). Die Sonderorganisation der Uno legt für die 191 Mitgliedsstaaten die grundlegenden technischen Standards für den Betrieb der aktuellen Funknetze fest – die Transportprotokolle, die Komprimierung von Sprach- oder Videosignalen, aber selbst Frequenzen von Heimnetzwerken. Die ITU geht auf den 1865 gegründeten Internationalen Telegraphenverein zurück und ist damit – nach dem 1863 gegründeten Internationalen Komitee vom Roten Kreuz – die zweitälteste internationale Organisation überhaupt.

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