Affäre in der Zürcher Herzchirurgie
Jetzt zoffen sich Uni und Unispital

Als Lehre aus dem Skandal sollen Klinikdirektoren künftig nicht mehr automatisch Lehrstuhlinhaber sein. Ein internes E-Mail zeigt: Die Hochschule will diese Reform verhindern.
Publiziert: 21.03.2021 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2021 um 10:32 Uhr
Reza Rafi

Stürmische Zeiten für das Universitätsspital Zürich (USZ). Diverse Affären haben es durchgeschüttelt; am verlustreichsten der vom «Tages-Anzeiger» losge­tretene Skandal um ­Francesco ­Maisano, den einstigen Direktor der Herzchirurgie.

In einem herrscht Einigkeit: Der Laden braucht erst ­einmal Ruhe und – wo nötig – Anpassungen seiner Organisationsstruktur. Anfang März publizierte die zustän­dige Subkommission des Kantonsparlaments dazu 75 Empfehlungen.

Eine zentrale For­derung ist Punkt 64: die Entkoppelung von Lehrstuhl und Amt des Klinikdirektors. Bislang waren Klinik­direktoren des Uni­spitals wie Mai­sano automatisch als ordentliche Professoren an der Universität ­Zürich (UZH) angestellt. Ihnen komme bei diesem Modell «unverhältnismässig viel Macht zu», stellt die Aufsicht fest. Resultat seien eine «Angstkultur» und punkto Inte­ressenbindungen, Neben­beschäf­tigungen und Beteiligungen eine «schwach aufgestellte Cor­porate Compliance».

Die Uni Zürich wehrt sich gegen die Vorschläge.
Foto: Keystone
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USZ und UZH sind uneinig

Solche Doppelanstellungen seien «ein Auslaufmodell», monieren die Parlamentarier. Von der bisherigen Praxis profitiere die Uni: «Die Interessen der beiden Institutionen divergieren. Jene der Universität haben Vorrang», wird festgehalten.

Kein Wunder, begrüsst das Unispital in einer Medienmitteilung die Reformvorschläge: Deren Umsetzung habe «hohe Priorität». So weit, so harmonisch.

Allerdings sind sich USZ und UZH keineswegs einig: Bei der Hoch­schule beurteilt man, wie sich nun herausstellt, ­die Forderungen der Aufsicht diametral anders.

Empfehlung der Subkommission zur Kenntnis genommen

Vorletzte Woche meldete sich intern Beatrice Beck Schimmer zu Wort. Die Prorektorin Medizin wandte sich per E-Mail an die Vertreter aller Fakultäten. Und gab den ­Tarif durch: «Die von der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit geforderte Entkoppelung der beiden Positionen Lehrstuhl-Klinikdirektion gilt es zu verhindern», heisst es im Schreiben, das SonntagsBlick vorliegt. Eine Einheit der beiden Positionen bilde «die essenzielle Grundlage für ­Innovation in der klinischen Versorgung».

Beck Schimmer richtet bei dieser Gelegenheit einen flammenden ­Appell an die «visionären Profes­sorinnen und Professoren» und erinnert diese nebenbei auch an den «Auftrag der Regierung».

Neckisches Detail: Die dafür ­zuständige Regierungsrätin – Bildungsdirektorin Silvia Steiner – ist ihre Cousine.

Auf Anfrage teilt die Medienstelle der Universität mit, man habe die Empfehlungen der Subkommission «zur Kenntnis genommen» und werde diese «vertieft analysieren».

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