Ex-Kriminalkommissar Markus Melzl (70) zum Urteil über Viviane O. (36)
«Sie hat nichts mehr zu verlieren»

Mit 19 Schlägen alleine gegen den Kopf soll Viviane O. (36) ihren Ehemann totgeprügelt haben: Am Freitag hat das erstinstanzliche Gericht die Boxerin des Mordes schuldig gesprochen. Ex-Kriminalkommissar Markus Melzl (70) ordnet das Urteil ein.
Publiziert: 09.12.2022 um 21:31 Uhr
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Luisa ItaRedaktorin «Food»

Sie beteuerte immer wieder ihre Unschuld: Viviane O.* (36) wurde am Freitag wegen Mordes vom Regionalgericht in Thun BE schuldig gesprochen. Sie soll ihren Gatten – den beliebten Kult-Wirt vom Restaurant Des Alpes – in der Nacht auf den 19. Oktober 2020 in seinem Domizil in Interlaken BE kaltblütig mit einem Baseballschläger totgeprügelt haben.

16 Jahre muss die international bekannte Box-Grösse hinter Gitter, ausserdem kassiert sie einen Landesverweis von zwölf Jahren. Sämtliche Kosten soll sie selbst berappen und der Schwester des Opfers zudem eine Genugtuung von 6000 Franken bezahlen.

Gute Ermittlungsarbeit

«Ich habe dieses Urteil erwartet», sagt der pensionierte Kriminalkommissar Markus Melzl (70), der den Fall für Blick einordnet. «Die Staatsanwältin hätte nicht eine derart klare Anklageschrift formuliert, wenn sie sich nicht auf eindeutige Spuren und Befunde der Kriminalpolizei hätte stützen können – da wurde gründliche Ermittlungsarbeit geleistet.»

Dass der Verteidiger von Viviane O. im Interview mit Blick bereits angekündigt hat, das Urteil weiterzuziehen, verwundert den erfahrenen Kriminalisten nicht: «Sie hat nichts mehr zu verlieren.» Die Strafe könne nur noch minim erhöht werden, jedoch bestehe immer auch eine geringe Chance, dass die zweite oder schlussendlich dann die dritte Instanz eine deutlich mildere Strafe fälle.

Erwartete das Gericht einen Ausraster?

Aus prozesstaktischen Gründen geht Melzl davon aus, dass auch die Staatsanwaltschaft ans Obergericht weiterziehen wird: «Ansonsten wird die zweite Instanz keine Haftstrafe aussprechen, die höher als 16 Jahre ist.»

Dass die Staatsanwältin im Gegensatz zu den ersten beiden Prozesstagen bei der Urteilseröffnung von zwei Polizisten flankiert wurde, versteht der pensionierte Kriminalist: «Da Frau O. während der Verhandlung mehrfach emotional reagiert hat, sind solche Vorkehrungen sinnvoll.» Auch die Sicherheitshaft, die nun für mindestens drei Monate aufgrund von Fluchtgefahr verlängert wurde, sieht er als notwendige Massnahme an: «Sie hat schliesslich noch Familie in Brasilien.»

* Name bekannt

** Name geändert

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