In Läderach-Geschäften sind Fragen zur bitteren Vergangenheit unerwünscht
«Wir sind hier, um Schokolade zu verkaufen»

Unter dem SRF-Dok über die dunkle Vergangenheit der Schoggi-Familie Läderach hat die Marke stark gelitten. In den Verkaufsläden sind die Enthüllungen aber offenbar kein Thema. Sicherheitsleute sorgen dafür, dass das auch so bleibt.
Publiziert: 25.09.2023 um 20:12 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 22:08 Uhr
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Beat MichelReporter

Am Donnerstag strahlte das SRF den Dok-Film über den früheren Schoggi-König Jürg Läderach (72) aus. Ihm wird vorgeworfen, jahrelang Schüler gezüchtigt zu haben – Zeugen berichten unter anderem von Schlägen mit der Gürtelschnalle. Er hat den Schoggi-Konzern Läderach lange geführt, heute sind seine Söhne am Drücker. Gegen sie stehen keine Vorwürfe im Raum. Trotzdem wird Läderach mit dem ehemaligen CEO in Verbindung gebracht. Wie wirkt sich das auf die Schoggiverkäufer an der Front aus? Was denken sie über den Imageverlust?

Von aussen ist an den Filialen nichts zu erkennen. Die Ladenflächen sind hell beleuchtet, fast schon grell. In der Auslage Schokolade, so weit das Auge reicht. Verschiedenfarbige, frisch gegossene Platten, Pralinés, Tartufi. Die Angestellten wirken etwas angestrengt. Hinter der Auslage, meistens gleich beim Eingang, steht unauffällig der Angestellte einer Sicherheitsfirma. Er mustert aufmerksam jeden Kunden.

Eine seiner Aufgaben: Journalisten dürfen mit den Angestellten an der Front nicht sprechen. Vor allem Fragen zum Dok darf man in diesen Filialen nicht stellen. Die Security weist den Blick-Reporter freundlich, aber bestimmt nach draussen. 

Die Läderach-Filiale an der Bahnhofstrasse in Zürich. Hier darf kein Angestellter mit den Medien sprechen. Ein freundlicher älterer Herr von der Sicherheitsfirma weist Journalisten aus dem Haus.
Foto: Beat Michel
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Das Business brummt trotz SRF-Dok

In den grossen Filialen am Zürcher Bahnhof Stadelhofen, an der Bahnhofstrasse, in der Ladenpassage im Hauptbahnhof hat es das Personal streng. In Scharen strömen hauptsächlich Touristen in die Geschäfte. Die Swiss-Chocolatier-Werbeplakate ziehen sie magisch an. Das Business brummt. Nicht wenige Kunden kommen mit vollen Einkaufstüten aus dem Laden.

Etwas ruhiger ist es in der Filiale im Einkaufszentrum Sihlcity in Zürich. Hier hat es etwas weniger Kunden – und vor allem keine Sicherheitsleute. Ein junger Mann und eine junge Frau führen die Filiale zu zweit. Beim Betreten erhält der Blick-Reporter die neuste Kreation von Läderach zum Probieren, dunkle Schokolade mit Erdbeeren und Pfefferkörnern.

Zum Dok aber wollen sie sich auch nicht äussern. «Wir sind hier, um Schokolade zu verkaufen. Das ist unsere Aufgabe, unsere Leidenschaft. Für PR ist eine andere Abteilung zuständig», sagt die Frau pflichtbewusst. Ein Hauch von Meinung aber entweicht ihr doch: «Es geht hier um die Vergangenheit, die aktuelle Leitung ist nicht von den Vorwürfen betroffen. Und das zu Recht», sagt sie.

Interviews verboten

Auch die Securitys in den anderen Filialen äussern sich sehr knapp, warum sie bei Läderach im Einsatz sind. «Es geht nicht um den Dok», sagt der eine, ohne danach gefragt zu werden. «Wir sind wegen mehreren Sicherheitsaspekten hier.» Auch Schokolade werde geklaut. Und nicht selten seien Taschendiebe unterwegs. Doch alle Sicherheitsleute sagen einheitlich: «Journalisten müssen gehen. Angestellte interviewen ist verboten.»

Bereits 2018 setzte Läderach Sicherheitsleute ein, um die Filialen vor Protesten zu schützen. Der aktuelle CEO Johannes Läderach (37) unterstützte damals den «Marsch fürs Läbe» als Mitglied einer Trägerorganisation – er kämpfte gegen Abtreibung und Homoehe. Schwule und Abtreibungsbefürworter demonstrierten darauf vor den Filialen.

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