Letzte Betten müssen für Notfälle frei bleiben
St. Gallen lehnt Corona-Patienten aus anderen Kantonen ab

Den Spitälern droht eine Überlastung. Dort, wo die Intensivbetten bereits voll sind, müssen Personen in andere Kantone verlegt werden. St. Gallen hat dafür aber keine Kapazität: Obwohl es noch freie Plätze hat, kann das Kantonsspital keine Patienten aufnehmen.
Publiziert: 31.08.2021 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2021 um 11:26 Uhr

Die Betten in den Intensivstationen füllen sich. In der Schweiz steigen die Corona-Fälle seit dem Ende der Sommerferien wieder stark an. Im Thurgau waren am Wochenende alle 22 Intensivplätze ausgelastet. Der Kanton hatte keine andere Wahl, als Patienten in andere Kantone zu verlegen.

Der Kanton St. Gallen zeigt sich diesbezüglich aber zurückhaltend, wie FM1 Today berichtete. Es gebe dort nicht ausreichend Platz, um Covid-Patienten aus anderen Kantonen aufzunehmen. «Wir müssen schon seit Tagen Anfragen anderer Kantone ablehnen, die uns Covid-Intensivpatienten überweisen wollen», sagte Philipp Lutz, Kommunikationsbeauftragter des Kantonsspitals, gegenüber FM1 Today.

Und das, obwohl es noch wenige freie Intensivplätze hat im Kantonsspital St. Gallen. Diese müssten aber für Notfälle zur Verfügung stehen. Werden nach einem Unfall beispielsweise mehrere verletzte Personen eingeliefert, könne es zu Versorgungsproblemen kommen, wenn die Intensivbetten bereits komplett besetzt seien.

Das Kantonsspital St. Gallen kann keine Corona-Patienten aus anderen Kantonen aufnehmen (Symbolbild).
Foto: Keystone
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Fast die Hälfte der Intensivpatienten sind Corona-Fälle

Im Kanton St. Gallen beträgt die Auslastung der Intensivstationen 77,8 Prozent, wie Zahlen des BAG zeigen. Sie liegen damit im landesweiten Durchschnitt. Auffallend ist aber, dass St. Gallen sehr viele Corona-Patienten hat: Sie belegen über 44 Prozent der Intensivbetten.

Schweizweit befinden sich zurzeit viele Reiserückkehrer auf den Intensivstationen – die meisten davon sind ungeimpft. «Das sorgt beim Personal für ein gewisses Unverständnis und auch Unmut. Trotz allem ist die Stimmung bei uns nicht schlecht», sagte Lutz gegenüber der Zeitung.

Das Personal stehe unter einer enormen Belastung. Diplomierte Pflegefachleute mit Intensivausbildung seien stark spezialisiert und dementsprechend gesucht. «Sie geben seit Monaten Vollgas, das ist natürlich ermüdend. Es ist eine grosse Herausforderung, personelle Lücken zu schliessen und den Schichtbetrieb aufrechtzuerhalten», sagte Lutz weiter.

«Kein Verständnis für Angst vor Impfnebenwirkungen»

Lutz erlebt, wie vermehrt junge, ungeimpfte Personen mit schweren Verläufen auf der Intensivstation landen. «Ich kann nicht verstehen, wie man das Risiko einer Nebenwirkung einer Impfung immer noch höher gewichten kann als das mehrfach höhere Risiko eines solch schweren Verlaufs», sagte er.

Sollte die Situation weiterhin angespannt bleiben, könnten strengere Massnahmen folgen. Erste Verschärfungen dürften bereits am Mittwoch definitiv beschlossen werden: Derzeit steht eine Ausweitung der Zertifikatspflicht in gewissen Kantonen zur Diskussion. (gin)


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