So sehen die Tiny-Häuser von innen aus
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Sie stehen in Gais AR:So sehen die Tiny-Häuser von innen aus

Gemeinde Balgach SG verlangt für drei Tiny Houses drei Zufahrtsstrassen
Grosser Ärger wegen kleiner Häuser

In der Rheintaler Gemeinde Balgach SG sollen drei neue Tiny Houses entstehen. Doch die Gemeinde macht dem Architekten Robert Kochgruber (63) das Leben schwer. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Gemeinderat.
Publiziert: 23.12.2022 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 14:06 Uhr
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Sandro ZulianReporter News

Sie sind beliebt und heiss begehrt: Tiny Houses. Sie bieten ein sparsames, praktisch CO2-neutrales Leben auf lediglich 25 Quadratmetern. Ein eigenes kleines Haus, zu einem bezahlbaren Preis. Viele Menschen auf der ganzen Welt sind davon überzeugt.

In Gais AR stehen bereits vier solche Häuser. Sie kosten je circa 315'000 Franken. Das Grundstück wird hinzugemietet, allerdings auf mehrere Jahrzehnte hinaus und kostet ungefähr 500 Franken pro Monat. Eine einseitige Kündigung ist sehr schwierig, die Kündigungsfristen entsprechend lang. Sämtliche der Konstrukte, gebaut mit Holz aus der Region, sind bereits verkauft. Die ersten Besitzer ziehen in den nächsten Wochen ein.

Der Architekt dieser Häuser ist Robert Kochgruber (63). Er holte sich seine Inspiration auf Reisen mit dem Wohnmobil: «Auf einmal merkte ich, dass ich ja eigentlich gar nicht mehr Platz brauche.» Nach dem erfolgreichen Projekt in Gais hatte Kochgruber Blut geleckt. Mehrere Projekte in der Schweiz sind geplant. So auch in Balgach SG im Rheintal. Doch dort beisst Kochgruber auf Granit.

Robert Kochgruber ist zwar wütend, hat sein Lächeln dennoch nicht verloren.
Foto: Zamir Loshi
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«Zu einem Missverständnis gekommen»

Der Krach mit der Gemeinde fing schon bei der Baueingabe an. Auf diese erhielt Kochgruber nämlich im November 2021 eine knappe Antwort, die Blick vorliegt. Darin steht: Er hätte «unvollständige Unterlagen» eingereicht.

Hat er nicht. Auf Kochgrubers Antwort kam von der Gemeinde nichts mehr zurück. Bis er einen Anwalt einschaltete. Fast drei Monate nach der Baueingabe, die Antwort der Gemeinde: «Aufgrund personeller Veränderungen in der Bauverwaltung ist es hier offensichtlich zu einem Missverständnis gekommen», schreibt der Leiter ad interim. Selbstverständlich seien die Unterlagen vollständig gewesen.

«Danach dachte ich: Yes, jetzt kann es endlich losgehen!», sagt Kochgruber. Doch wiederum zeigte ihm die Gemeinde die kalte Schulter, meldete sich nicht mehr. Es sei über ein halbes Jahr hinweg entweder gar nicht oder dann ausschliesslich mündlich kommuniziert worden. Kochgruber habe schliesslich über drei Ecken erfahren müssen, dass offenbar der Gemeinderat unisono gegen sein Projekt sei. Und das, obwohl selbst der Grundstücksbesitzer Feuer und Flamme für das Vorhaben sei. Einsprachen gegen sein Projekt gab es nie.

Ist die Strasse nicht eingezeichnet, existiert sie nicht

Das Grundstück, auf dem die Tiny Houses geplant sind, ist über zwei geteerte Strassen erreichbar. Doch der Gemeinde reicht das nicht. Weil eine der Strassen nicht im amtlichen Vermessungsplan eingezeichnet ist, existiert sie offiziell auch nicht. Eine Phantomstrasse, nennt das die Gemeinde. Kochgruber soll eine dritte Zufahrtsstrasse auf eigene Kosten bauen lassen. «Ich kann nicht glauben, dass eine Gemeinde, die sich ‹Energiestadt› auf die Fahne schreibt, sich so sehr gegen unser Vorhaben sträubt», schimpft er.

Er wünscht sich nebst weniger Paragrafenreiterei seitens der Gemeinde eigentlich nur eines: «Machen Sie einfach Ihren Job und lassen Sie den gesunden Menschenverstand walten!» Der Fall der Tiny Houses liegt jetzt, nach Einsprache Kochgrubers, beim Kanton St. Gallen. Der Kanton, wie auch die Gemeinde Balgach, wollten sich auf Anfrage von Blick über «laufende Verfahren» nicht äussern. Der Grundstücksbesitzer ist allerdings zu allem bereit, sagt Kochgruber: «Wenn es sein muss, geht er für die Häuser bis vors Bundesgericht.»

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