Stadtpräsident Stöckling schlägt gegen Seeufer-Schützer zurück
«Es würde sich um eine Enteignung handeln»

Die Bevölkerung habe ein Anrecht auf einen Uferweg auf dem Grundstück von Roger Federer, ist der Verein Rives Publiques überzeugt. Martin Stöckling, Stadtpräsident von Rapperswil-Jona SG, verspürt hingegen keine Lust, den Tennis-Star zu enteignen.
Publiziert: 13.08.2019 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2019 um 08:33 Uhr
Marco Latzer

Die Stadt Rapperswil-Jona SG soll auf einen Uferweg auf dem neuen Grundstück von Tennis-Ass Roger Federer (38) pochen. Das Uferland in der Bucht von Kempraten gehöre der Öffentlichkeit, ist der Verein Rives Publiques um Präsident Victor von Wartburg überzeugt.

Jetzt nimmt Martin Stöckling (44), Stadtpräsident von Rapperswil-Jona, Stellung zum Thema.

BLICK: Herr Stöckling, was halten Sie von der Forderung nach einem Uferweg auf dem Grundstück von Roger Federer und seiner Familie?
Martin Stöckling:
Nicht viel. Herr Federer ist der rechtmässige Eigentümer dieses Landes. Rechtlich erachte ich die Forderung als äusserst schwierig, da es sich um eine Enteignung handeln würde. Dazu kommt, dass die Bucht von Kempraten grösstenteils bebaut ist und es weder auf diesem noch auf den Nachbargrundstücken heute einen Uferweg gibt.

Martin Stöckling, Stadtpräsident von Rapperswil-Jona SG, kann den Forderungen nach einem Uferweg in Kempraten nicht viel Positives abgewinnen.
Foto: zvg
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Wie weit sind denn die Baupläne von Familie Federer inzwischen fortgeschritten?
Die Baubewilligung wurde erteilt und ist inzwischen rechtskräftig. Wir gehen davon aus, dass die Bauarbeiten in den nächsten Wochen beginnen werden. Bevor es so weit ist, müssen wir seitens der Stadt allerdings noch eine Entwässerungsleitung verlegen.

Sind bei der öffentlichen Auflage Beschwerden eingegangen?
Anwohner haben zwei, drei Details eingebracht, die relativ schnell geklärt werden konnten. Eine Forderung nach einem Uferweg war aber nicht dabei. In Bezug auf das besagte Grundstück kommt diese nun auch ausserordentlich spät.

Hat die Stadt Rapperswil-Jona selbst keinen Bedarf an einem Uferweg?
Unsere Gemeinde verfügt über rund 14,5 Kilometer Uferlinie. Zehn davon sind am Obersee durch einen malerischen Landweg erschlossen. Der fehlende Abschnitt liegt in der Bucht von Kempraten. Das einstige Sumpfgebiet hat sich erst in den letzten Jahrzehnten zu einer bevorzugten Wohnlage entwickelt, während gleichzeitig am Obersee ein Uferweg realisiert wurde.

Was spricht in Ihren Augen dagegen, nun auch noch die Bucht zu erschliessen?
Wege müssen Sinn machen, damit sie attraktiv sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Spass macht, einen 30 Meter langen und einen Meter breiten Weg hin- und wieder zurückzulaufen. Gefragt sind grössere Rundwege. Ausserdem ist das Gebiet in Kempraten bereits auch durch den Seezugang Gubel erschlossen.

Damit sprechen Sie einen dünnen Streifen Land an, den die Einheimischen auch «Verrichtungsstreifen» nennen. Die Leute gehen dorthin, um ihre Lust nach freiem Seezugang zu befriedigen.
Unsere Erfahrung zeigt, dass die Menschen es schätzen, Zugang zum See zu haben. Wo es eine solche Gelegenheit gibt, wird diese auch wahrgenommen. Trotzdem müssen solche Projekte sinnvoll sein. Es braucht Infrastruktur, eine Liegewiese, im Idealfall auch Duschen. Was Kempraten betrifft, sind seitens der Stadt keine weiteren Schritte geplant.

Wie glücklich sind Sie eigentlich, dass Roger Federer in Ihre Stadt zieht?
Es erfüllt uns natürlich mit Stolz, dass uns Herr Federer und seine Familie als Wohnort ausgesucht haben. Es gilt noch anzufügen, dass es ein Privileg ist, direkt am See zu wohnen. Das ist auch mit Auflagen bezüglich Uferschutz verbunden, die erfüllt sein müssen. Im vorliegenden Fall hat die Bauherrschaft die Sensibilität erkannt und ihr Bauvorhaben äusserst sorgfältig geplant.

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