Seeufer-Schützer erklärt sich
Darum lege ich mich mit Federer an

Der Verein «Rives Publiques» fordert von Roger Federer freien Ufer-Zugang zu dessen Grundstück am Zürichsee. Vereinspräsident Victor von Wartburg (76) erklärt die Hintergründe.
Publiziert: 13.08.2019 um 14:16 Uhr
|
Aktualisiert: 11.04.2021 um 21:30 Uhr
Marc Ribolla

Den Stein ins Rollen in der Causa «Federer» und Ufer-Zugang an seinem Grundstück bringt ein gewisser K.D. am 21. Juli. Mit einer Anfrage an den Stadtpräsidenten von Rapperswil-Jona SG. Darin fordert die Person, dass der Tennis-Star auf seinem Areal den Uferbereich öffentlich zugänglich macht.

Weil die Antwort der Behörden tagsdarauf aus seiner Sicht unbefriedigend ausfällt, wendet sich K.D. an den Verein «Rives Publiques», der sich für öffentlichen Seeuferzugang einsetzt. Präsident Victor von Wartburg löst deshalb seinerseits am 12. August eine Anfrage an die politischen Behörden aus. Gegenüber BLICK erklärt der 76-Jährige die Hintergründe.

Von Wartburg: «K.D. ist eine Person aus der Region der Stadt St. Gallen und hat direkt nichts mit dem Federer-Grundstück zu tun. Er möchte aber anonym bleiben und ist an uns herangetreten, ob wir ihm helfen könnten. Er setzt sich extrem für öffentliche Uferzugänge ein und stört sich daran, dass dies selten der Fall ist.»

Blick auf das rund 16'000 Quadratmeter grosse Grundstück von Tennisspieler Roger Federer in Rapperswil-Jona.
Foto: keystone-sda.ch
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«War klar, dass wir reagieren müssen»

Dass sich ausgerechnet der prominente und beliebte Tennis-Star Federer ein Grundstück mit See-Anstoss erworben hat, spielt dem Verein «Rives Publiques» in die Karten. Von Wartburg gibt drum auch ehrlich zu: «Der Aufhänger Roger Federer ist bestimmt positiv für uns und unser Anliegen. Als wir von K.D. darauf aufmerksam gemacht, war rasch klar, dass wir reagieren müssen.»

Die Diskussion um freien Seeuferzugang beschäftigt Von Wartburg schon über 15 Jahre. Die rechtlichen Ansichten und Meinungen dazu gehen trotz Gerichtsurteilen bis auf Stufe Bundesgericht immer noch auseinander. Was erhofft sich Von Wartburg von seiner Federer-Aktion?

Der Zürcher, der seit vielen Jahren am Genfersee lebt, antwortet: «Natürlich wäre es wegweisend, wenn sich Federer dazu durchringen würde, seinen Uferbereich für alle zugänglich zu machen. Es würde vielleicht bei vielen anderen Seeanstössern ein Umdenken auslösen.»

Sicherheitsbedenken sind kein Grund

Mit einer raschen Replik des Tennis-Maestros oder der St. Galler Behörden rechnet Von Wartburg nicht. «Ich bezweifle, ob oder dass je eine schnelle Reaktion oder Antwort kommt. Ich denke, das wird nun zuerst zwischen der Stadt Rapperswil-Jona und dem Kanton diskutiert werden.»

Für ihn sind auch oft geäusserte Sicherheitsbedenken von Promis kein Argument, den Uferbereich der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Wenn Verbrecher etwas im Schilde führten, sei es viel leichter übers offene Wasser aufs Grundstück zu gelangen, wenn dieses direkt ans Wasser grenze.

So sieht die Rechtslage aus

Die Forderung ist klar: Victor von Wartburg von Rives Publiques will, dass das Seeufer auf Roger Federers Grundstück in Rapperswil-Jona SG für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. «Es gibt weder eine rechtliche noch eine moralische Verpflichtung, dies zuzulassen», entgegnet Marie-Theres Huser.

Huser ist bei Spiess + Partner Rechtsanwältin und Spezialistin bei Baurechtsfragen. «Für einen durchgehenden Seeuferweg existiert keine kantonale Gesetzesgrundlage. Zudem wäre ein solcher Weg ein baulicher Eingriff in die geschützte Uferlandschaft, was eine Interessenabwägung, ein Planverfahren und Kreditzusagen der Steuerzahler zwingend macht.»

Das Argument, der Grossteil des Schweizer Seeufers sei bereits verbaut, lässt Huser so nicht gelten. «Gerade in der Stadt Rapperswil-Jona gibts bereits viele attraktive öffentliche Seezugänge.» Und auch die Angst, dass Federer das

Ufer verbauen könnte, wie es Von Wartburg befürchtet, sei unbegründet. «In der Schweiz gilt ein Mindestabstand von 20  Metern zum Gewässer. Daran hat sich auch Federer zu halten.»

Dem Federer-Grundstück nah zu kommen, ist für Otto Normalbürger trotzdem nicht unmöglich. Es gibt kein Gesetz, das es verbieten würde, im Wasser entlang des Ufers zu schwimmen ... (leu)

Die Forderung ist klar: Victor von Wartburg von Rives Publiques will, dass das Seeufer auf Roger Federers Grundstück in Rapperswil-Jona SG für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist. «Es gibt weder eine rechtliche noch eine moralische Verpflichtung, dies zuzulassen», entgegnet Marie-Theres Huser.

Huser ist bei Spiess + Partner Rechtsanwältin und Spezialistin bei Baurechtsfragen. «Für einen durchgehenden Seeuferweg existiert keine kantonale Gesetzesgrundlage. Zudem wäre ein solcher Weg ein baulicher Eingriff in die geschützte Uferlandschaft, was eine Interessenabwägung, ein Planverfahren und Kreditzusagen der Steuerzahler zwingend macht.»

Das Argument, der Grossteil des Schweizer Seeufers sei bereits verbaut, lässt Huser so nicht gelten. «Gerade in der Stadt Rapperswil-Jona gibts bereits viele attraktive öffentliche Seezugänge.» Und auch die Angst, dass Federer das

Ufer verbauen könnte, wie es Von Wartburg befürchtet, sei unbegründet. «In der Schweiz gilt ein Mindestabstand von 20  Metern zum Gewässer. Daran hat sich auch Federer zu halten.»

Dem Federer-Grundstück nah zu kommen, ist für Otto Normalbürger trotzdem nicht unmöglich. Es gibt kein Gesetz, das es verbieten würde, im Wasser entlang des Ufers zu schwimmen ... (leu)

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