Ohrfeige für die Rega
Luftrettung im Wallis bleibt Aufgabe von Air Zermatt und Air-Glaciers

Seit Monaten streiten sich Luftrettungsorganisationen um das Mandat im Kanton Wallis: Jahrelang agierte dort die Air Zermatt als Platzhirsch. Jetzt wollte auch die Rega ein Stück vom Kuchen. Doch daraus wird nichts: Air Zermatt und Air-Glaciers behalten den Auftrag.
Publiziert: 29.11.2022 um 08:23 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2022 um 15:30 Uhr
Der Entscheid steht: Air Zermatt und Air-Glaciers kümmern sich weiterhin um die Luftrettung im Kanton Wallis.
Foto: keystone-sda.ch
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Der Platzhirsch kann sein Revier verteidigen: Im Luftrettungsstreit im Wallis wurde ein Entscheid gefällt. Air Zermatt und Air-Glaciers, die indes fusioniert haben, erhalten den Zuschlag für das Luftrettungsmandat. Das hat die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO) am Dienstag bekannt gegeben.

Die grosse Verliererin: die Rega. Sie hat sich ebenfalls beworben, unterlag aber gegen die beiden Gesellschaften, die im Wallis seit Jahrzehnten verunfallte Skifahrer und Berggänger auf dem Luftweg retten. Air Zermatt kümmert sich weiterhin um das Oberwallis, Air-Glaciers um das Unterwallis.

Fritz Anthamatten, Präsident des KWRO-Verwaltungsrats, sagte, dass die beiden Gesellschaften eine «zufriedenstellende, effiziente und rationelle Abdeckung des Bedarfs an Luftrettungen» bieten. Gegen die Rega sprach vor allem ein Argument: Sie hatte nur einen einzigen Helikopter in Sitten stationiert. Damit decke die Rega den Bedarf «nur teilweise».

Öffentliche Ausschreibung erzwungen

Um die Bedürfnisse zu decken, hätte Air-Glaciers im Unterwallis beigezogen werden müssen. Der Verwaltungsrat schlussfolgert: Eine weitere Gesellschaft bringe keinen Mehrwert für den Patienten. Das Ergebnis wäre eine komplexere Situation im Hinblick auf die Sicherheit, die Qualität und den administrativen Aufwand. Das Resultat: eine Ohrfeige für die Rega – kein Auftrag im Wallis. Der Entscheid fiel einstimmig.

Auf Blick-Anfrage schreibt die Rega, dass sie den Entscheid zur Kenntnis genommen hat. Ob sie die Wahl der Behörde anfechten möchte, kommentiert die Rega in ihrem Statement nicht.

Diesem Entscheid ging ein monatelanger Streit voraus: Francis Sermier, Geschäftsführer der Firma Héli-Alpes, wollte im Jahr 2015 auch ins Rettungsgeschäft einsteigen. Nach einer anfänglichen Zusage und Investitionen von rund 50'000 Franken liess man ihn aber abblitzen. Der Walliser wehrte sich bis vors Bundesgericht – und erhielt recht.

Damit hatte Sermier erwirkt, dass der Kanton die Mandatsvergabe neu öffentlich ausschreiben musste – und die Air Zermatt in Zusammenarbeit mit Air-Glaciers nicht mehr automatisch den Zuschlag erhielt. Héli-Alpes und die Rega reichten bei der folgenden Ausschreibung eine gemeinsame Bewerbung ein. Die Rega hatte sich aber auch noch als eigenständiges Unternehmen beworben. Das Dossier von Héli-Alpes sei, wie die KWRO am Dienstag bekannt gab, als unzulässig eingestuft worden: Die Bewerbung sei unvollständig und erfülle mehrere Kriterien nicht.

Behörde mit Filz-Vorwürfen konfrontiert

Eine erste vorläufige Auswertung der Bewerbungen sorgte zuvor für rote Köpfe: Die KWRO kam zum Schluss, dass die aktuelle Vergabe an Air Zermatt und Air-Glaciers die wohl beste Lösung sei.

Für Sermier war klar: «Das ist typischer Walliser Filz!» Auch die Rega sprach von Befangenheit. Philipp Perren, der im Verwaltungsrat der KWRO sitzt, ist gleichzeitig auch Verwaltungsratspräsident von Air Zermatt und Air-Glaciers. Patrick Fauchère von Air-Glaciers sitzt ebenfalls im Verwaltungsrat der KWRO.

Während die Air Zermatt und die Air-Glaciers keine Stellung zu den Vorfällen nehmen wollten, äusserte sich die KWRO auf Blick-Anfrage schriftlich. Sie wies sämtliche Filz-Vorwürfe zurück. Die Behörde sei neutral und ergreife Massnahmen, um die Neutralität zu wahren. Um den finalen Entscheid zu fällen, hat sich der Verwaltungsrat in einen «eingeschränkten Verwaltungsrat umorganisiert, um potenzielle Interessenkonflikte zu vermeiden».

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