«Es raubt einem den Atem»
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Blick-Reporter am Rhein-Ufer:«Es raubt einem den Atem»

Starkregen, Schnee, Hochwasser
August-Wetter spielt verrückt

Für einmal ist es nicht der April, sondern der August, der macht, was er will! Der Regen hält die Schweiz fest im Griff. Flüsse treten über die Ufer. Pässe sind gesperrt. Menschen mussten evakuiert werden, da Hochwasser droht. Hier ein Überblick über die Lage.
Publiziert: 28.08.2023 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 10:01 Uhr
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Luisa ItaRedaktorin «Food»

Nach der Hitzewelle folgt der Regen. Die heftigen Güsse verursachen Anfang Woche mancherorts grosse Schäden und Chaos: Wassermassen überfluten den Campingplatz in Sur En bei Sent nahe Scuol GR. Ein Video zeigt, wie von einem Zelt-Pavillon lediglich das grüne Dach aus dem Wasser ragt. Auch ein gelber Wohnwagen versinkt in den braunen Fluten des Inn.

Der Bund hat am Montag für den Inn die Hochwasserwarnung von erheblicher auf grosse Gefahr erhöht. Der Bündner Fluss führt vom Pass Lunghin im Oberengadin an St. Moritz vorbei durchs Unterengadin und von dort weiter nach Österreich. Der Inn könne jederzeit überall über die Ufer treten und Gebäude sowie Strassen fluten, lautet die Warnung. Es müsse mit Schäden gerechnet werden.

Campingplatz in Sur En GR überflutet
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Hochwassergefahr im Inn:Campingplatz in Sur En GR überflutet
Ein Bild aus dem Rheinvorland.
Foto: Blick
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Hausbewohner in Glarus Süd evakuiert

Wegen der starken Niederschläge hat auch die Gemeinde Glarus Süd reagiert: Sie hat ein Betretungsverbot für das Hangrutschgebiet in Schwanden erlassen. Elf Personen mussten ihre Häuser verlassen und können derzeit nicht nach Hause zurückkehren. Bis wann die Evakuierung andauert, ist noch nicht abzusehen.

Prekär ist die Lage Anfang Woche auch im Rheinvorland zwischen Kriessern und der Bodenseemündung. Der Rhein führe in diesem Abschnitt so viel Wasser, wie es nur etwa alle 20 Jahre vorkomme. Dies sagte Ralph Dietsche, Mediensprecher der internationalen Rheinregulierung, gegenüber Keystone-SDA. Der Fluss sei am Montag dreimal so breit gewesen wie üblich. Meteonews erwartet gar ein Jahrhunderthochwasser des Rheins. 

Diverse Schweizer Pässe geschlossen

Aufgrund der sehr grossen Wassermengen wurde der Zivilschutz aufgeboten, um Kontrollen an den Aussendämmen vorzunehmen, erklärte Dietsche. Auch flussaufwärts stieg der Pegel des Rheins deutlich an. Bei Domat-Ems GR lag er am frühen Montagmorgen bei Warnstufe 3, was erhebliche Gefahr bedeutet, wie SRF Meteo mitteilte. 

Problematisch sei demnach auch die Schneefallgrenze. Da sie am Wochenende meist über 3000 Meter über Meer lag, sei praktisch der ganze Niederschlag abgeflossen. Die Alpenpässe Furka, Susten, Grimsel, Gotthard, Simplon und Nufenen sind am Montag aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Tage komplett geschlossen worden. Eine Neubeurteilung der Lage folgt voraussichtlich am Dienstagmorgen. Die Kantonspolizei Tessin teilte ausserdem mit, dass auch der Gotthardpass von Montagnachmittag bis voraussichtlich Dienstagmorgen um 8 Uhr geschlossen werde.

«Flutwellen könnten Sie überraschen»

In Biasca TI waren von Samstagmittag bis am frühen Montag mehr als 360 Millimeter Regen niedergegangen, teilte SRF Meteo mit. In zwei Ortsteilen von Bellinzona ist aktuell das Leitungswasser verschmutzt. In den Ortsteilen Preonzo und Moleno wurde eine entsprechende Warnung ausgerufen. Das Wasser solle nicht zum Trinken, Kochen oder Waschen verwendet werden, heisst es bei der Warn-App Alertswiss. Auch in Bodio, in der Maggia und in Brissago ist das Leitungswasser derzeit verunreinigt. Die Behörden teilen mit, dass das Wasser unbedingt abgekocht werden soll.

Im Kanton Thurgau wird am Montag vor Überschwemmungen gewarnt: Das Gebiet rund um die Sitter solle man nicht betreten beziehungsweise sofort verlassen. Die Goldach stelle in den Kantonen Thurgau und St. Gallen ebenfalls eine Gefahr dar. «Flutwellen könnten Sie überraschen und Ufer könnten einbrechen», schreibt Alertswiss.

Es regnet weiter!

Gleichzeitig mit den heftigen Regenfällen gibt es auch einen Temperatursturz. Das bedeutet: Der Schnee ist da! Am Montag liegt die Schneefallgrenze laut dem Wetterdienst Meteonews zwischen 2000 und 2400 Metern über Meer. An ersten Orten hat sich die weisse Pracht bereits bemerkbar gemacht. Zum Beispiel die Sunnegga bei Zermatt VS ist schon in ein Winterwunderland verwandelt worden.

Laut Meteo Schweiz hält der Niederschlag auch am Dienstag am Alpennordhang an, die Schneefallgrenze liege bei 2'000 Meter. Im Laufe des Vormittags lässt zuerst im Flachland sowie im Berner Oberland, in der zweiten Tageshälfte auch in den zentralen und östlichen Alpen der Niederschlag nach.


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