Post vom Inkassounternehmen
Luzerner soll Maut zahlen – war aber gar nicht in Italien

Ein Luzerner soll Mautgebühren der italienischen Autobahn nicht bezahlt haben. Er sollte sogar betrieben werden – und das, obwohl er gar nicht in Italien war.
Publiziert: 01.03.2024 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2024 um 17:15 Uhr

«Hiermit informieren wir Sie, dass wir von dem italienischen Inkassounternehmen beauftragt wurden, die oben genannte Forderung einzutreiben», eröffnet eine Firma aus Lausanne die Mahnung an Hans R.* (74). Der Grund: Er soll im Sommer 2021 in Italien unterwegs gewesen sein und eine Autobahngebühr nicht bezahlt haben. Doch der Unternehmer weiss, dass ein Missverständnis vorliegen muss – er war nämlich seit zehn Jahren nicht mehr in Italien und auch mit dem Fahrzeug, mit dem er angeblich gefahren sein soll, gibt es mehrere Ungereimtheiten. 

«Ich soll am 19. Juli 2021 um 4.59 Uhr in der Nähe von Bergamo auf die Autobahn gefahren sein, nur um sie eine Minute später wieder zu verlassen», berichtet der Blick-Leser. Er ist sich sicher, dass es sich um ein Versehen, oder sogar Betrug handeln muss. Denn: «Das Nummernschild ist auf ein Auto zugelassen, unter dieser Nummer habe ich aber nur einen Roller registriert.» Und den Roller hatte er in der Zwischenzeit sogar verkauft. «Wieso sollte ich um 5 Uhr am Morgen auf einem verkauften Roller durch Italien brettern?»

Mahnung folgt kurz darauf

Auch ein Telefonat mit der italienischen Inkassofirma bringt R. nicht weiter: «Die Frau der italienischen Firma meinte nur, dass die Strassenverkehrsämter der Schweiz sowieso immer ein Durcheinander mit ihren Nummern haben.» Hans R. geht zur Polizei. Diese rät ihm, das Ganze einfach zu ignorieren. Das machte der 74-Jährige dann auch – bis die Mahnung aus Lausanne reinflatterte. Doch R. weigerte sich nach wie vor, die Summe zu begleichen.

Hans R. erhielt eine Mahnung für nicht bezahlte Mautgebühren in Italien. Nur war er seit zehn Jahren nicht mehr in Italien.
Foto: Lesereporter
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«Es ging mir nicht um die wenigen Franken, die ich hätte bezahlen sollen. Es ging mir darum, dass es schlichtweg unmöglich ist, dass ich das gewesen bin.» Stattdessen meldete er sich direkt bei der Wirtschaftsauskunftei aus Lausanne, die die Summe für die italienische Firma eintreiben sollte. Nachdem die Frau am anderen Ende der Leitung seine Geschichte samt Ungereimtheiten gehört hatte, strich sie die Mahnung kurzerhand.

Gleiche Nummer auf verschiedene Fahrzeuge zugelassen

Zwar ist die Sache für R. nun erledigt. Die Frage, wie das alles passieren könnte, bleibt aber dennoch offen. Die Polizei kann sich die Geschichte wie folgt erklären. «In der Schweiz sind manchmal identische Nummernschilder auf verschiedene Fahrzeuge aus verschiedenen Fahrzeugkategorien zugeteilt», sagt ein Sprecher der Luzerner Kantonspolizei zu Blick.

Somit ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es sich bei der Busse um eine Verwechslung gehandelt hat. Doch da die Nummer auch auf den Roller von Hans R. zugelassen ist, hat das System seinen Namen ausgespuckt, statt den des wirklich gesuchten Fahrzeughalters. «Das erklärt auch, warum die Frau meinte, wir Schweizer hätten ein Durcheinander mit unseren Nummern», schmunzelt Hans R. 

* Name geändert

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