Experte sauer auf Tierpark Goldau
«Erklärung für den tödlichen Bärenkampf ist absurd»

Vergangene Woche kam es im Tierpark Goldau im Kanton Schwyz zu einem Kampf, bei dem ein Bär getötet wurde. Ein international anerkannter Bärenexperte zeigt sich verärgert über den Vorfall.
Publiziert: 26.04.2022 um 15:39 Uhr

Letzten Donnerstag spielte sich im Tierpark Goldau eine traurige Szene ab: Wegen eines offenen Durchgangs kam es zu einem Kampf zwischen dem Bären Takis (14) und der Bärin Leila (31). Die Bären-Dame wurde dabei schwer verletzt und musste eingeschläfert werden.

Der Vorfall ereignete sich hinter den Kulissen und war somit nicht für die Tierpark-Besuchenden sichtbar. «Der Natur- und Tierpark Goldau bedauert diesen unglücklichen Vorfall», teilte der Park in einer Mitteilung mit. Betonte aber, dass solch ein Kampf «natürlich» sei.

Doch das sieht Reno Sommerhalder (56) anders. Der Schweizer, der international als Bärenexperte bekannt ist und in der Wildnis Kanadas lebt, ist bestürzt über den Bären-Kampf. Die Reaktion des Tierparks macht ihn wütend.

Vergangene Woche musste Bärin Leila im Tierpark Goldau eingeschläfert werden.
Foto: Natur- und Tierpark Goldau
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«Natürlich verletzten sich Bären ab und zu auch in freier Wildbahn», sagt er zur «Fondation Franz Weber», einer Stiftung für Tier- und Naturschutz. Aber solche aggressive Zwischenfälle seien in der Wildnis eher selten. In den meisten Fällen können dann der Bär, der unterlegen ist, auch flüchten.

Erklärung des Tierparks ist «absurd»

Dass ein nicht mehr reproduktionsfähiges Weibchen von ihren männlichen Artgenossen angegriffen wird, findet Sommerhalder im Gegensatz zum Tierpark nicht «natürlich». «Dass sich männliche und weibliche Bären nur zur Paarungszeit treffen, stimmt absolut nicht. Und schon gar nicht, dass Weibchen, weil sie nicht länger paarungsbereit sind, von den Männchen getötet werden.»

Die Erklärung des Tierparks bezeichnet der Bärenexperte als «absurd». Ein solches Verhalten lasse sich nicht mit wissenschaftlichen Fakten belegen. Das Gegenteil sei der Fall, sagt Reno Sommerhalder, denn «in freier Wildbahn habe ich wieder und wieder Szenen erlebt, wo jüngere und oft auch dominantere Tiere den älteren gegenüber mit viel Respekt begegnen.»

Keine Konsequenzen für Bär Takis

Der in Kanada lebende Schweizer ist davon überzeugt: «In einem Gehege können Bären, egal wie gewissenhaft man es versucht, nicht artgerecht gehalten werden.» Und auch Vera Weber, Präsidentin der «Fondation Franz Weber» pflichtet ihm bei: «Anstatt neue sogenannte Bärenparks zu planen, ist es dringend notwendig, dass wir unsere Energie und Ressourcen darauf konzentrieren, die natürlichen Lebensräume für die da lebenden Tiere zu schützen und zu fördern.»

Da der Tierpark Goldau der Meinung ist, dass das Verhalten des männlichen Bärs Takis «natürlich» gewesen sei, hat das Tier keine Konsequenzen zu befürchten. Zum Kampf sei es zudem nur gekommen, weil ein Schieber offengelassen wurde, erklärte der Tierpark Goldau. Eigentlich lebten die beiden Bären im Tierpark in getrennten Bereichen – sie sind auch in der Natur als Einzelgänger unterwegs.

Laila war mit 31 Jahren bereits sehr alt und musste letzten Herbst wegen eines Tumors operiert werden. Die tote Bärin wird nun pathologisch untersucht, um Erkenntnisse zu ihrem allgemeinen Gesundheitszustand zu erhalten. (obf)


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