«Früher gingen wir nach dem Training eins trinken»
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ZSC-Materialwart Peter Schrag:«Früher gingen wir nach dem Training eins trinken»

Seit 50 Jahren beim ZSC
Einst machte Materialwart Schrag gar die Aufstellung

Seit August 1973 versorgt Peter Schrag (76) die ZSC-Spieler. Er wäscht, repariert, näht und greift überall unter die Arme, wo er gebraucht wird.
Publiziert: 18.09.2023 um 14:49 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2023 um 09:26 Uhr
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Peter Schrag (76) blättert in einem Album und schaut sich alte Artikel über ihn und den ZSC an. Seine Frau Käthi hat diese liebevoll ausgeschnitten und gesammelt. Im August 1973 begann der Materialwart beim ZSC. Am Dienstag wird er vor dem Heimspiel gegen Biel geehrt. Und es ist nicht das einzige 50-Jahr-Jubiläum. Im Oktober feiern seine Käthi und er ihre Goldene Hochzeit.

Der durchorganisierte Profibetrieb von heute ist nicht mit den Anfangszeiten Schrags zu vergleichen, als es nur drei Trainings pro Woche gab und er noch mit den Spielern um die Häuser zog. Der ZSC war klamm, pendelte zwischen Nati A und B. Titel gab es erst 27 Jahre später.

Zu Beginn musste sich der ehemalige Fussballgoalie des FC Thalwil um alles kümmern. Die erste Waschmaschine kaufte er selbst. Mit der Bernina-Nähmaschine, die aus der Aussteuer seiner Frau stammte, sorgt er noch heute peinlich genau dafür, dass kein Loch in den Strümpfen ist. Ehrensache.

Materialwart Peter Schrag blättert im Album, in dem seine Frau Käthi Artikel über ihn und den ZSC gesammelt hat.
Foto: Pius Koller
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Zweimal kassierte Schrag eine Strafe

Meist ist der gelernte Maler der Erste im Stadion, wenn er um 6.30 Uhr mit seiner Arbeit beginnt. Die Arbeit bei den Auswärtsspielen überlässt er hingegen längst seinen Kollegen Michael Rüetschi und Stefan Julmy.

Inzwischen schaut sich «Schräge», wie ihn fast jeder nennt, auch die Heimspiele oft zu Hause am TV an. «Da sieht man es besser», sagt er. «Dabei ärgere ich mich jeweils noch mehr.» Früher, als er noch neben der Bank stand, verschaffte er seiner Verärgerung lautstark oder gestenreich Luft und winkte ab, wenn ihm ein Entscheid missfiel. «Zweimal habe ich eine Strafe erhalten. Einmal in Kloten und einmal im Hallenstadion», erinnert er sich. Der Schiedsrichter war zweimal der gleiche: Brent Reiber.

Die Refs gaben auch mal verbal zurück, wenn Schrag «Skandal!» rief. So konterte der mit ihm befreundete Danny Kurmann: «Heb d Schnurrä, Schräge!» Schrag betont, dass er stets ein gutes Verhältnis zu den Unparteiischen hatte. Noch heute bereitet er alles in der Kabine der Schiedsrichter vor und sorgt für ihr Wohl.

Auch Spieler mussten sich im Verlauf der Jahre einiges von der knorrigen Institution anhören. «Wenn ich ein Tor zwischen den Beinen bekomme, weiss ich, dass Schräge der Erste ist, von dem ich etwas zu hören kriege», sagte der inzwischen zurückgetretene dreifache Meistergoalie Lukas Flüeler (34), der 2020 den Materialwart auf seiner Maske verewigen liess. Der einstige Nati-Verteidiger Edgar Salis (53) warf bei einem Spiel einen Bidon nach Schrag, als es ihm zu bunt wurde. Dem guten Verhältnis tat dies keinen Abbruch. Salis, später erfolgreicher Sportchef und jetzt Nachwuchschef der Lions, und Schrag rauchen noch heute gemeinsam vor der Arena.

Im alten Hallenstadion qualmte Schrag seine Brissago noch in den Katakomben. In der Swiss Life Arena ist das nicht mehr möglich. «Da hat es überall Rauchmelder», sagt der Mann, der meist einen Strohhalm im Mundwinkel hat.

«Ich muss noch etwas machen»

Schrag wurde oft als heimlicher Trainer bezeichnet. «Das hiess es jeweils», sagt er trocken und erzählt schmunzelnd, dass er einst die Aufstellung änderte – und der ZSC 3:1 gewann. Trainer Lasse Lilja (†1998) habe freilich keine Freude daran gehabt. Schrag soll ihm gesagt haben: «Reg dich nicht auf. Ich bin sowieso länger als du im Hallenstadion.» Beim nächsten Spiel machte der Schwede die Aufstellung wieder selbst. Der ZSC verlor. Und Schrag sollte recht behalten: Nach Weihnachten 1978 wurde Lilja beim B-Ligisten entlassen – und führte Arosa in der folgenden Saison zum Meistertitel. 

Lilja war nicht der Einzige, mit dem er die Klingen kreuzte. Hans Zach (74) passte es nicht, dass Schrag in seinem Räumchen paffte, und er hatte den gemäss Schrag unbegründeten Verdacht, dass sich Spieler dort vor dem Training ein Bier gönnten. Schrag scheuchte den «Alpenvulkan» aus seinem Reich.

Auch wenn er sagt, dass die Spieler «Mimosen» geworden seien und sich bei jedem blauen Flecken behandeln lassen, ist Schrag keiner, der den alten Zeiten nachtrauert. Ihm gefällt es auch in der neuen Arena in Zürich-Altstetten bestens. Aufhören? Nein. «Ich muss noch etwas machen», sagt er. Der ZSC wäre ohne den Mann mit der harten Schale und dem weichen Kern nicht mehr der gleiche Klub.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
1
3
3
2
SC Bern
SC Bern
1
2
3
2
ZSC Lions
ZSC Lions
1
2
3
4
EV Zug
EV Zug
1
1
3
4
Lausanne HC
Lausanne HC
1
1
3
6
HC Lugano
HC Lugano
2
1
3
7
EHC Kloten
EHC Kloten
1
1
2
7
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
1
1
2
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
1
-1
1
10
HC Davos
HC Davos
2
-3
1
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
1
-1
0
12
EHC Biel
EHC Biel
1
-2
0
12
SCL Tigers
SCL Tigers
1
-2
0
14
HC Ajoie
HC Ajoie
1
-3
0
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