Jetzt redet Schaffhausen-Boss Berisha
So soll der erste Scheich-Deal im Schweizer Fussball aussehen

Newcastle, Ronaldo, Neymar. Bisher machte sich Saudi-Arabien im grossen Fussball breit. Doch jetzt kommt mit dem bevorstehenden Besitzerwechsel in Schaffhausen erstmals saudisches Geld auch in die Schweiz.
Publiziert: 12.04.2024 um 17:17 Uhr
|
Aktualisiert: 12.04.2024 um 17:50 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_1046.JPG
Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Der Ramadan ist vorbei – das bedeutet beim FCS den baldigen Besuch eines besonderen Gastes. «Er möchte sich gerne ein persönliches Bild des FC Schaffhausen nach dem Ende des Ramadans machen», sagt FCS-Boss Jimmy Berisha (42). Er? Gemeint ist der saudische Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud. Der Scheich steht vor dem Einstieg beim Challenge-League-Klub, wie dieser selber im Netz bestätigte. Berisha schwieg bisher über seinen Besuch bei bin Saad in Dschidda.

Jetzt bricht der Präsident und CEO gegenüber Blick sein Schweigen. Und Berisha macht klar: Falls nicht unerwartete Probleme auftauchen, wird bin Saad einsteigen und Schaffhausen nach der jahrzehntelangen Ära unter Aniello Fontana (†71) und unter Noch-Aktionär Roland Klein (seit 2019) den dritten Besitzer in wenigen Jahren erhalten. Diesmal einen aus der Wüste. Es ist ein Hammer. Die Saudis machen sich mit einer beispiellosen Offensive im Weltsport breit, nun sogar auch in der Challenge League.

Der Scheich ist regelmässig als Tourist in der Schweiz

Berisha ist sich bewusst, dass hierzulande ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber ausländischen Investoren herrscht und eine potenzielle Beteiligung aus dem arabischen Raum mit Argwohn betrachtet würde. Doch er sagt: «Es ist Realität, dass sich in Europa kaum mehr ein Investor finden lässt, denn es ist bei uns im Moment kein Return of Investment zu erwarten.»

Es sieht alles nach einem Einstieg beim FC Schaffhausen aus: Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud posiert in Dschidda bereits mit einem FCS-Trikot und Klubboss Jimmy Berisha (r.).
Foto: Zvg
1/12

Verkauf ins ferne Ausland als klubrettend? Berisha verweist auf mittlerweile drei Super-League-Klubs in amerikanischem Besitz. Auch er habe sich in den USA umgeschaut, doch wegen seiner bereits bestehenden Kontakte in verschiedene Golfstaaten ist es im Nahen Osten rasch konkret geworden.

Prinz Abdullah bin Saad bin Abdulaziz Al Saud sei ein riesiger Fussballfan. Und er sei mit der Schweiz vertraut. Bin Saad besitzt gemäss Berisha ein Haus in der Nähe des Genfersees, ist im Winter und im Sommer regelmässig als Tourist im Lande.

Berisha zog bereits bei GC die Fäden, als er mit den Chinesen den Rekordmeister übernahm und den Aufstieg in die Super League bewerkstelligte. Jetzt ist er der Mann, der als erster einen Schweizer Klub mit saudischen Investoren ins Geschäft bringt und damit womöglich die langfristige Zukunft des FCS sichert.

Scheinbar in Rekordzeit landete der Schaffhausen-CEO nach Amtsantritt im Dezember bei seinem Dreistufenplan für den Klub bei Stufe drei: Er wollte zuerst regional, dann national und erst dann international nach einem Investor suchen. «Leider wurde schnell klar, dass in der Region Schaffhausen und auch schweizweit niemand für solche Investitionen bereit war», schildert Berisha. Mit dem Genfer Top-Banker Boris Collardi bestand Kontakt. Richtig konkret wurde es aber nicht.

Finanziellen Irrsinn soll es beim FCS nicht geben

Berisha versichert aber, es werde keinen Finanzirrsinn geben. «Ich habe unsere Absichten gegenüber dem Investor klar geäussert: Wir wollen nicht das höchste Budget der Liga haben.» Aktuell tingelt der Abstiegskandidat mit einem Budget von rund 4 Millionen durch die Liga. Und wenn der Saudi plötzlich wieder die Lust verliert, jährlich ein paar Millionen nach Schaffhausen zu schicken? Für Berisha ist Nachhaltigkeit Bedingung für den Deal. Ihm schwebt deshalb ein Vertragskonstrukt wie bei den GC-Chinesen vor, dass der Ausstieg nur mit einer valablen Nachfolgelösung möglich ist. 

Geld aus der Wüste für den FCS – Berisha betont, dass es unabhängig vom Fussball einen intensiven wirtschaftlichen Austausch zwischen der Schweiz und Saudi-Arabien gäbe. Saudis investieren in der Schweiz. Und Schweizer Firmen sind heiss auf Saudi-Aufträge. Bei der im Auftrag des Bundes tätigen Exportförderungsorganisation Switzerland Global Enterprise betreffen rund 70 Prozent der Vermittlungsanfragen für den Nahen Osten Saudi-Arabien.

Berisha hingegen war sein eigener Vermittler. Doch nun wurde er bereits von verschiedenen Wirtschaftszweigen kontaktiert, ob er bei der Vermittlung von der Schweiz nach Saudi-Arabien helfen könne.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
6
8
14
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
6
2
10
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
6
0
10
4
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
6
2
8
5
AC Bellinzona
AC Bellinzona
6
-2
8
5
FC Vaduz
FC Vaduz
6
-2
8
7
FC Wil
FC Wil
6
1
7
8
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
6
-4
7
9
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
6
-1
5
10
FC Aarau
FC Aarau
6
-4
5
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?