YB-Goalgetter Jean-Pierre Nsame vor der Roter-Stern-Finalissima
«Ich studiere am Spieltag die Bibel»

137 Tore hat Jean-Pierre Nsame für YB gemacht. Aber in sechs Anläufen noch keines in der Champions League. Das will er gegen Roter Stern ändern. Mithilfe der Bibel. Und er sagt, wo er nie spielen wird.
Publiziert: 28.11.2023 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2023 um 08:25 Uhr
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Alain KunzReporter Fussball

Blick: Jean-Pierre Nsame, drei Tage vor dem Endspiel um Platz drei ist YB in Zürich schwach aufgetreten. Nicht eben die beste Voraussetzung für das Spiel gegen Roter Stern.
Jean-Pierre Nsame: Das war enttäuschend, keine Frage. Wir haben uns immer wieder selber in Bedrängnis gebracht und nicht das umgesetzt, was der Coach verlangt hat.

So gehts nicht, hat Loris Benito betont.
Und er hat recht. Nochmals: Das war völlig ungenügend. Aber das haben wir uns ins Gesicht gesagt.

Es war nicht der erste maue Auftritt von YB diese Saison.
Nein. Es gab einige Spiele, die wir komplett unter Kontrolle hatten. Gegen Luzern oder Winterthur vielleicht. Viel zu viele Auftritte waren aber durchzogen.

Jean-Pierre Nsame kommt diese Saison erst auf 22 Spielminuten in der Champions League.
Foto: Toto Marti
1/6

Gegen die Serben darf es keinen solchen Auftritt geben.
Es ist verboten, so aufzutreten, wollen wir gewinnen.

Aber Sie sind optimistisch.
Klar. Wir spielen zu Hause. Das Stadion ist voll. Und mit einem Sieg ist die Sache geritzt. Das ist eine einmalige Gelegenheit.

Wie geht YB in dieses Spiel?
Es ist ein Final. So wie das Heimspiel gegen Maccabi Haifa. Und in einem Final gibt es keine Option. Es zählt nur eines: der Sieg!

Umso grösser ist der Druck.
Es ist, wie wir auf Französisch sagen, ein Druckspiel. Und da zählen Erfahrung, Stabilität und Emotionen. Das können wir alles bieten.

Vielleicht wirds viele Serben im Stadion haben.
Das ist mir egal. Unsere Fans werden bereit sein. Deren Energie müssen wir in eigene Energie umwandeln. Und zwar schon vom Warm-up an. Und sie mit hoher Intensität auf dem Feld unsererseits abholen. Und das Spiel darf für uns nicht um fünf nach neun beginnen. Sondern um 21 Uhr nullnull!

Gewonnen hat YB in drei Spielen gegen Roter Stern noch nie.
Jede Serie geht mal zu Ende.

Ist es ein Vorteil, zu wissen, was auf einen zukommt?
Klar. Wir haben das 2:2 in Belgrad noch bestens in Erinnerung. Die starke Phase nach der Pause und das enorme Leiden in den letzten fünfzehn Minuten. Aber ich habe auch das 1:1 2019 in Belgrad in Erinnerung, das uns die Champions League kostete. Da haben die Serben alles gemacht, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Auch darauf müssen wir vorbereitet sein.

Sie kommen diese Saison in den vier Champions-League-Spielen auf mickrige 22 Einsatzminuten.
Das ist wenig. Aber ich bin ja in zwei der vier Spiele nicht zum Einsatz gekommen.

Das ist für den aktuellen Torschützenkönig sicher unbefriedigend.
Das ist es, ja. Ich würde gerne mehr spielen. Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Aber es ist keine Frage, dass ich nicht zufrieden sein darf. Ich habe das mit 30 sowohl noch in den Beinen wie auch im Herzen!

Jetzt fällt aber Cedric Itten aus. Sie werden also automatisch zu mehr Einsätzen kommen.
Glauben Sie mir: ich bin der Erste, der traurig ist für Cedric. Aber er wird mit seinem Herzen und seinen Emotionen dennoch beim Team sein. Jetzt müssen halt andere in die Bresche springen.

Andere? Sie!
Das mag sein. Ich kann mich nicht in den Kopf des Trainers versetzen. Zumal es für mich keinen Einfluss darauf hat, wie ich mich vorbereite. Ich tue das immer so, wie wenn ich beginnen würde.

Sie waren zwar oft nur Joker. Aber Ihr Schnitt in Minuten für ein Tor ist dennoch fast gleich gut wie letzte Saison.
Das zeigt eines auf: Ich habe eine gewisse Regelmässigkeit.

Jean-Pierre Nsame persönlich

Jean-Pierre Nsame kommt am 1. Mai 1993 in Douala (Kamerun) zur Welt. Als er sechs Jahre alt ist, zieht er mit seinem Vater nach Frankreich, weshalb er auch den französischen Pass besitzt. 2016 wechselt der Stürmer nach innerfranzösischen Transfers zu Carquefou und Amiens von seinem Stammklub Angers in die Schweiz zum damaligen Challenge-League-Klub Servette. Dort erzielt er 23 Tore und wird zum Objekt der Super-League-Begierde. Das Rennen macht YB. Zur Legende wird «Schämpu», wie die Berner sagen, als er YB mit seinem Tor zum 2:1 gegen Luzern am 28. April 2018 zum ersten Meistertitel nach 32 Jahren schiesst. In der Saison 2019/20 wird er mit 32 Toren neuer Rekord-Torschützenkönig der Super League. Mit den Bernern wird er fünfmal Meister und gewinnt zweimal den Cup. Ende Januar 2022 wechselt er leihweise zu Venezia in die Serie A, kommt dort in elf Spielen mit total 235 Spielminuten zum Einsatz, aber nur einmal von Beginn weg, bleibt torlos und bucht einen Assist. Er kehrt nach einer halben Saison zu YB zurück, wird Torschützenkönig und gewinnt Meisterschaft wie auch Cup. Diese Saison ist er hinter Cedric Itten nur noch Stossstürmer Nummer zwei und deshalb oft Reservist. Er steht im kamerunischen Aufgebot für die WM 2022 in Katar, kommt aber nicht zum Einsatz.

Jean-Pierre Nsame kommt am 1. Mai 1993 in Douala (Kamerun) zur Welt. Als er sechs Jahre alt ist, zieht er mit seinem Vater nach Frankreich, weshalb er auch den französischen Pass besitzt. 2016 wechselt der Stürmer nach innerfranzösischen Transfers zu Carquefou und Amiens von seinem Stammklub Angers in die Schweiz zum damaligen Challenge-League-Klub Servette. Dort erzielt er 23 Tore und wird zum Objekt der Super-League-Begierde. Das Rennen macht YB. Zur Legende wird «Schämpu», wie die Berner sagen, als er YB mit seinem Tor zum 2:1 gegen Luzern am 28. April 2018 zum ersten Meistertitel nach 32 Jahren schiesst. In der Saison 2019/20 wird er mit 32 Toren neuer Rekord-Torschützenkönig der Super League. Mit den Bernern wird er fünfmal Meister und gewinnt zweimal den Cup. Ende Januar 2022 wechselt er leihweise zu Venezia in die Serie A, kommt dort in elf Spielen mit total 235 Spielminuten zum Einsatz, aber nur einmal von Beginn weg, bleibt torlos und bucht einen Assist. Er kehrt nach einer halben Saison zu YB zurück, wird Torschützenkönig und gewinnt Meisterschaft wie auch Cup. Diese Saison ist er hinter Cedric Itten nur noch Stossstürmer Nummer zwei und deshalb oft Reservist. Er steht im kamerunischen Aufgebot für die WM 2022 in Katar, kommt aber nicht zum Einsatz.

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Was wird im Sommer 2024 sein?
Keine Ahnung. Das liegt in den Händen meines Beraters. Ich weiss nur, dass mein Vertrag ausläuft.

Ist YB in dieser Frage auf Sie zugekommen?
Bisher nicht.

Was sagt Ihnen das?
Nun, dass man entweder anderweitig plant, also ohne mich, oder dass man bis zum letzten Moment zuwartet.

Würden Sie gerne bleiben?
Sie wissen, wie wohl ich mich hier fühle. Aber ich bin offen für alles und schlage keine Türe zu.

Wirklich für alles?
Nein, nicht ganz. Es gibt Länder, in denen werde ich nie Fussball spielen.

Weswegen?
Weil ich sie nicht mit meinen Ethikvorstellungen in Einklang bringen kann.

Das wären?
Die arabischen Länder wie Katar. Und Russland. Ich würde mich in keinem dieser Länder wohlfühlen.

Wie sieht der Champions-League-Matchtag von Jean-Pierre Nsame aus?
Morgens gibts ein Footing. Danach gehts ins Hotel. Theorie und Video. Mittagessen. Siesta. Und dann gehen wir los.

Das Mittagessen dürfte um halb zwei beendet sein. Bis zur Abfahrt ins Stadion bleiben also rund fünf Stunden. Das ist eine enorm lange Zeit. Wie bringen Sie die durch?
Ich lese.

Was im Moment?
Immer dasselbe Buch.

Da kommt wohl nur eines in Frage.
Genau. Die Bibel. Ich studiere sie seit fünf Jahren, versuche, sie zu verstehen. Das hilft mir enorm. Um als Mensch ruhig und stabil zu sein. Ich lerne unglaublich viele Dinge über mich. Man erträgt auch gewisse Situationen leichter, die nicht vorteilhaft für einen sind.

Haben Sie es geschafft, das Buch in diesen fünf Jahren durchzuarbeiten?
Ich bin mehr oder weniger durch, ja. Aber die Bibel liest man ja total unregelmässig. Man hat an einem Kapitel unter Umständen mehrere Tage, bis man es verstanden hat. Durchlesen kann man die Bibel in einem Jahr. Aber dann hat man sie garantiert nicht verstanden.

Bleibt zu hoffen, dass Sie daraus die Kraft für ein ganz spezielles Tor ziehen.
Welches?

Im siebten Anlauf Ihr erstes Champions-League-Tor… nach 137 anderen für YB.
Ich gebe mein Bestes.

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