Vor Grusel-Kulisse in Genf

Lugano-Wende bleibt aus – jetzt ruft die Conference League

Das Spiel

Ja, Cameron Puertas (25) hätte ein Aufgebot für die Schweizer Nati verdient. Weil der Mittelfeldspieler in Diensten von Royale Union Saint-Gilloise eine sackstarke Saison spielt. Zwei Tore und zwei Assists in den ersten vier Spielen der belgischen Liga. Und auch in der Europa-League-Quali gegen den FC Lugano brilliert der Lausanner.

Top-Assist in der Startphase, 1:0 für den belgischen Erstligisten. Auch in der Folge ist Puertas der auffälligste Spieler auf dem Platz, ist lauf- und zweikampfstark, bis zu seiner Auswechslung (65. Minute) oft nur durch ein Foul zu stoppen, eine Wucht. Auch dank ihm hat Lugano sowohl im Hin- als auch im Rückspiel fast keinen Stich – und muss sich nun mit der Gruppenphase der Conference League begnügen.

In Tränen bricht man am Luganersee deswegen aber wohl nicht aus. Weil der FC Basel in der letzten Saison bewiesen hat, wie attraktiv der Wettbewerb sein kann. Dass die Reise bis in den Halbfinal führen kann – und Prämien im zweistelligen Millionenbereich möglich sind.

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Fürs Schweizer Uefa-Ranking dürfte das Scheitern der Luganesi auch kein Nachteil bedeuten. Weil man in der Conference League wohl jene Punkte für den Koeffizienten sammelt, die man in der Europa Leauge versemmeln würde. Während in der Conference League Gegner vom Kaliber Eintracht Frankfurt, Fiorentina und Aston Villa in Topf 1 sind, hat die Europa League Mannschaften wie Liverpool, West Ham, Leverkusen, Marseille, Sporting Lissabon oder die AS Roma zu bieten.

Gegner, die vielleicht schon bald Bekanntschaft mit Cameron Puertas machen werden. Warum der gebürtige Lausanner nicht in der Nati spielt? Weil seine Eltern aus Spanien kommen. Und Puertas den Schweizer Pass erst 2025 bekommt. Grund dafür ist ein Verkehrsdelikt. Als ihm vor ein paar Jahren der Führerschein entzogen wird, setzt er sich einen Tag zu früh wieder ans Steuer – und gerät prompt in eine Polizei-Kontrolle. Passantrag futsch.

In zwei Jahren ist Puertas 27 Jahre alt. Spielt er so weiter wie in den beiden Spielen gegen Lugano, dann wirds auch in späten Jahren noch für ein Nati-Aufgebot reichen. Vor Spielern wie Uran Bislimi beispielsweise, der bei Lugano auf dem Rasen steht und in dieser Woche erneut ein Aufgebot für die Schweizer Nati bekommen hat, muss sich Puertas nicht verstecken. Ganz im Gegenteil.

Der Beste

Cameron Puertas. Chef auf dem Platz. Assist zum 1:0. Überragend drauf. Muss angeschlagen ausgewechselt werden.

Der Schlechteste

Zan Celar. Der Lugano-Stürmer ist praktisch unsichtbar. Sinnbild für die schwache Offensivleistung der Tessiner.

Das gab zu reden

Die Grusel-Kulisse im Stade de Genève. 1171 Zuschauer sind im Stadion. Klar, fast 400 Kilometer liegen zwischen Lugano und Genf, fast fünf Stunden sinds mit dem Auto. Und doch ist die Kulisse lächerlich klein.