Nach fünf Jahren endet die Erfolgsstory von Urs Fischer
1:06
Union trennt sich vom Trainer:Nach fünf Jahren endet die Erfolgsstory von Urs Fischer

Union trennt sich von Fischer
Das stilvolle Ende eines Fussball-Märchens

Urs Fischer und Union Berlin war ein Fussball-Märchen. Der Zürcher war derart beliebt und erfolgreich, dass sogar ein Panda nach ihm benannt wurde. Jetzt ist die Zeit zu Ende und Fischer geht mit Stil.
Publiziert: 16.11.2023 um 10:21 Uhr
Blick_Portrait_2285.JPG
Michael WegmannStv. Fussballchef

Im Sommer 2018 übernimmt Urs Fischer Union Berlin nach einer enttäuschenden Zweitliga-Saison mit Platz acht – und er passt zum Klub wie die Faust aufs Auge. Bescheiden, hemdsärmelig, fokussiert. Deshalb schliessen ihn die Köpenicker sofort ins Herz. Und natürlich auch, weil er Resultate liefert. Die ersten 17 Spiele bleiben die Eisernen unter ihm ungeschlagen, die Fans besingen ihn bereits nach wenigen Partien: «Urs Fischer – Fussballgott!»

«Das singen sie hier doch bei jedem!», sagte Fischer cool, als Blick ihn damals nach der Winterpause in Berlin besuchte. Er versuchte die Euphorie rund um den Klub ein wenig zu bremsen, wollte den Ball flach halten. «Das Ziel ist noch immer dasselbe wie bei Saisonstart: sich tabellarisch zu verbessern und spielerisch zu stabilisieren», sagte er. Dennoch führt er die Eisernen erstmals in der Klub-Geschichte in die Bundesliga. «Fischer – Fussballgott!» – jetzt erst recht. Fischer und der ganze Klub machen Ende Mai 2019 in der «Alten Försterei» die Nacht zum Tag und feiern durch.

Der Aufstieg ist sensationell, jedoch erst der Anfang des Märchens. Als Abstiegskandidat Nr. 1 der meisten Experten gehandelt, schafft Union den Klassenerhalt relativ locker. Platz 11 – und 10 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Fünfeinhalb Jahre passte Urs Fischer zu Union Berlin wie die Faust aufs Auge.
Foto: imago/Jan Huebner
1/6

Im Oktober 2020 wird Unions Erfolgstrainer sogar zum Bestseller. Für «Wir werden ewig leben» hat Christoph Biermann Union ein Jahr lang begleitet. Union ist hip in Deutschland, Fischer auch. Und sportlich gehts weiterhin nur in eine Richtung: Steil nach oben! Platz 7 und die Qualifikation für die Conference League schon in der zweiten Saison im Oberhaus.

Ein roter Panda wird im Tierpark Berlin «Urs» getauft

Wie sehr Urs Fischer in Berlin verehrt wird, sieht man im Herbst 2021. Als ein roter Panda im Tierpark Berlin geboren wird, bekommt er umgehend den Namen Urs verpasst. Nicht wegen des lateinischen Worts «ursus» (zu Deutsch: «der Bär»), sondern wegen Urs Fischer. Zu diesem Zeitpunkt ist dieser mit seinem Team auf dem Weg, das Ergebnis der Vorsaison noch zu toppen. Am Ende gehts hoch bis auf Rang 5 und in die Europa League. Zeitgleich steigt der grosse Rivale Hertha Berlin in die 2. Bundesliga ab – besser gehts für die Unioner nicht mehr! Denken alle. Und alle liegen falsch!

«Ich hatte immer Angst vor diesem Tag»
1:02
Union-Präsident Dirk Zingler:«Ich hatte immer Angst vor diesem Tag»

Ende vergangener Saison liegen nur die drei Riesen Bayern, Dortmund und Leipzig vor der Fischer-Elf. Ab in die Königsklasse! «Kein Unioner hätte sich je nur erträumt, einmal die Champions-League-Hymne hören zu dürfen», schwärmt Union-Legende Torsten Mattuschka. Union wird der Gruppe mit Real Madrid, Napoli und Braga zugeteilt. Innert fünf Jahren führten Fischer und sein Staff Union Berlin vom Mittelfeld der 2. Bundesliga in die absolute Weltspitze.

Stars für die Königsklasse

Auf diese Saison wird richtig aufgerüstet. Grosse Namen wie Robin Gosens, Leonardo Bonucci, Kevin Volland und David Fofana sollen die Unioner «Königsklasse-tauglich» machen. Klappt nicht! Nach zwei Siegen zum Bundesligaauftakt und der zwischenzeitlichen Leader-Position endet das Märchen abrupt. 14 Partien bleibt Union in Serie sieglos, fällt in der Bundesliga auf den letzten Platz zurück. Nach dem 0:4 gegen Leverkusen haben sich Fischer und Union gemeinsam entschieden, die Beziehung zu beenden. Am Dienstag geht das Fussball-Märchen zu Ende.

Es hat zwar kein Happy End gegeben, dennoch geht Fischer nicht als Verlierer. Ganz sicher nicht! Er geht mit Stil und Humor. In seinem Abschiedsbrief schreibt er am Ende: «‹Schlussendlich› ein ganz grosses Dankeschön an die Fans.» Mit dem Wort «Schlussendlich» hat er in seiner Zeit in Berlin vielerorts für Belustigung gesorgt.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
3
8
9
2
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
3
4
7
3
RB Leipzig
RB Leipzig
3
2
7
4
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
3
4
6
5
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
3
3
6
6
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
3
1
6
6
SC Freiburg
SC Freiburg
3
1
6
8
Werder Bremen
Werder Bremen
3
1
5
9
Union Berlin
Union Berlin
3
1
5
10
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
3
0
4
11
FC Augsburg
FC Augsburg
3
-2
4
12
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
3
0
3
13
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
3
-1
3
14
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
3
-4
3
15
FSV Mainz
FSV Mainz
3
-1
2
16
VfL Bochum
VfL Bochum
3
-4
0
17
FC St. Pauli
FC St. Pauli
3
-5
0
18
Holstein Kiel
Holstein Kiel
3
-8
0
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?