«Alpstaeg ist immer noch Teil des Aktionariats»
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FCL-Aktionär Bieri klärt auf:«Alpstaeg ist immer noch Teil des Aktionariats»

Hauptaktionär nennt Plan «abstrus»
So will der FCL Alpstaeg rausschmeissen

Der Streit beim FC Luzern ist um ein Kapitel reicher. Das Aktionariat hat rechtliche Schritte eingeleitet, um Bernhard Alpstaeg die Anteile zu entziehen.
Publiziert: 17.10.2023 um 21:07 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2023 um 22:27 Uhr
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Man stelle sich Kinder auf einem Spielplatz vor. Plötzlich beginnen zwei, sich zu streiten. Wenn die jeweiligen Eltern eintreffen, rennen die beiden Kinder völlig entrüstet auf sie zu und schildern ihre Sicht der Dinge. Beide Aussagen klingen völlig plausibel. Dem Frieden zuliebe fordern die Eltern ihre Kinder schliesslich auf, sich die Hand zu geben.

So könnte es auch beim FC Luzern sein. Ist es aber nicht. In der Zentralschweiz jagt eine Klage die nächste. Längst ist die Situation für alle Beteiligten und alle Aussenstehenden undurchsichtig geworden. Eins stellt sich aber immer mehr heraus: Bernhard Alpstaeg (78) ist zunehmend isoliert. Neben dem Verwaltungsrat des Klubs und der Stadt Luzern stellt sich nun auch noch das Aktionariat öffentlich gegen ihn.

Neue Aktionäre stellen sich gegen Alpstaeg

Bis im Mai dieses Jahres hielt neben Alpstaeg lediglich der Vizepräsident des Verwaltungsrats, Josef Bieri, Aktien am FC Luzern. Dann sind neun weitere Anteilseigner dazugekommen – mit Samih Sawiris und Hans Schmid zwei Altbekannte. Bislang haben sie sich zurückgehalten. Doch jetzt schlagen sie zu. «Wir wurden mehrfach betrogen. Jetzt braucht es einen Schritt, um aus der Sackgasse zu kommen», stellte Aktionär Michael Wehrle am Dienstag klar.

Die neuen Aktionäre beim FC Luzern stellen sich gegen Bernhard Alpstaeg.
Foto: keystone-sda.ch
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Dieser Schritt hat es in sich. Konkret wird versucht, Alpstaeg wegen «wiederholter schwerwiegender Pflichtverletzungen» vom Aktionärsbindungsvertrag (ABV) auszuschliessen. Der Ausschluss löse ein Kaufrecht zum Erwerb der Aktien aus, erklären die restlichen Aktionäre. Das sei alles so im ABV festgehalten, den auch Alpstaeg unterschrieben habe.

«Alpstaeg ist nicht mehr tragbar»
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Aktionäre treffen Ultimatum:«Alpstaeg ist nicht mehr tragbar»

Verwirrung um den ABV

Plötzlich soll also der ABV wieder aktuell sein. Dabei war er eigentlich gar nicht mehr in Kraft, hat ihn doch Bieri 2021 mittels Aufhebungsvertrag höchstpersönlich aufgelöst. «Damals war alles Friede, Freude, Eierkuchen», erinnert sich Bieri. Dass der ABV nun aber trotzdem wieder wirksam sein soll, ist vor gut einem Jahr eingefädelt worden.

Am 2. Oktober 2022 gab Alpstaeg im SonntagsBlick ein Interview. Damit brachte er den Streit in die Öffentlichkeit. Wegen Alpstaegs Äusserungen focht Bieri exakt einen Monat später den Aufhebungsvertrag des ABV an. Das war die «vorsorgliche Massnahme», mit der er in letzter Sekunde die angesetzte ausserordentliche GV verhinderte, an der Alpstaeg ein erstes Mal den gesamten Verwaltungsrat abwählen wollte.

Für den heute vollzogenen Schritt reichte die Anfechtung nicht aus. Hierfür brauchte Bieri die Unterstützung von Ex-Aktionären wie Schmid und Sawiris. Die beiden haben ihre Aktienverkäufe an Bieri rückgängig gemacht, weil die Hauptbedingung ihres Verkaufs verletzt worden sei. «Alpstaeg hat uns schriftlich mitgeteilt, dass er sich bis Mitte 2024 total zurücknimmt und nichts mehr in der Öffentlichkeit tut», sagt Schmid heute. Blick benannte die Rückkehr von Schmid und Sawiris schon im Mai als rechtlichen Schachzug. Nun hat sie sich genau als das erwiesen.

Wigdorovits bleibt ruhig

Dass der ABV tatsächlich wieder aktiv sein soll, sorgt bei Alpstaeg für Stirnrunzeln. Von einer «völlig abstrusen Argumentation, die rechtlich haltlos ist», spricht Alpstaegs Sprecher Sacha Wigdorovits. Er wirft Bieri vor, dass er den ABV je nach Lust und Laune interpretiere. Schliesslich hätten Alpstaegs Anwälte wenige Tage nach der eingereichten Anfechtung beüglich der Aufhebung des ABV, auf rund fünf Seiten die Behauptungen widerlegt. «Dass Bieri selber dann bei Gericht die Abschreibung des Verfahrens verlangte und Alpstaeg eine Prozessentschädigung von 8077 Franken bezahlen musste, verschweigt er natürlich.»

Dann wirds hypothetisch. Wigdorovits meint, dass, auch wenn der ABV tatsächlich noch in Kraft sein sollte, dann habe Bieri ihn verletzt, als er in den letzten Monaten Teile seiner Aktien veräussert habe. «Denn im ABV steht klipp und klar, dass bestehende Aktionäre wie Alpstaeg in einem solchen Fall ein Vorkaufsrecht haben.» 

Mit diesem Punkt sind die Aktionäre aber nicht einverstanden. In einer schriftlichen Vereinbarung soll Alpstaeg bis Mitte 2024 auf ein Vorkaufsrecht verzichtet haben, wenn die Aktien, die Bieri von Sawiris, Schmid und Marco Sieber übernommen hat, bei Dritten platziert werden.

Nächste Klage ist vorprogrammiert

Klar ist für Wigdorovits aber ein weiterer Punkt: Wenn die neuen Aktionäre tatsächlich alle Aktien von Alpstaeg wollen, müssen sie vor Gericht. So wie Alpstaeg das seit längerem tut, um 25 Prozent seiner Aktien zurückzukriegen. Dabei wünsche Wigdorovits den Aktionären viel Glück, ergänzt Alpstaegs Sprecher mit ironischem Ton.

Tatsächlich müssen die Aktionäre, sollte Alpstaeg, wie anzunehmen ist, nicht von seiner Position abrücken, eine Klage auf Vollstreckung einreichen. Spätestens dann wäre der nächste juristische Akt eröffnet. Und die Parteien wären weiter denn je davon entfernt, sich die Hand zu geben – dem Frieden und dem FCL zuliebe.

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