Lausanne-Goalie rassistisch beleidigt
«Wenn das so weitergeht, werden die schwarzen Spieler streiken»

Mory Diaw bekommt nach dem 1:1 gegen Basel eine rassistische Nachricht. Zum zweiten Mal innert zwei Wochen. Nun hat der Lausanne-Goalie genug, wie er im Blick-Interview sagt.
Publiziert: 06.12.2021 um 18:48 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2021 um 18:49 Uhr
10 - Ugo Curty - Journaliste Blick.jpeg
Ugo Curty

Mory Diaw, Sie haben in Ihren sozialen Netzwerken den Screenshot einer rassistischen Nachricht geteilt.
Ja, ich schaue mir immer die Nachrichten an, die ich nach dem Spiel von Freunden und Fans erhalten habe. Ich habe die Nachricht eines Unbekannten auf Instagram gefunden, der mich als Affen bezeichnet. Das ist schlimm und noch schlimmer ist, dass mir das zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen passiert ist. Ich wurde bereits nach unserem Sieg in St. Gallen Ende November rassistisch beschimpft.

Was haben Sie in diesem Moment gefühlt?
Eine tiefe Traurigkeit. Wir haben bald das Jahr 2022 und es gibt immer noch dieses beschissene Verhalten. Das ist nicht normal.

Hat der Schweizer Fussball ein Rassismusproblem?
Ich würde nicht sagen, dass es ein generelles Problem gibt. Ich bin seit drei Jahren in der Schweiz und bin selten mit Rassismus konfrontiert worden. Dies ist jedoch das zweite Mal hintereinander. Wenn sich das wiederholt, sind die Sanktionen nicht streng genug. Ich hatte die Liga nach der ersten Nachricht über die Netzwerke angesprochen und keine Antwort erhalten. Wenn sie schweigt und die Spieler nicht verteidigt, stellt sich die Liga auf die Seite der Rassisten. Es reicht nicht mehr, stillschweigend nicht rassistisch zu sein. Rassismus muss aktiv angeprangert werden. Die Liga muss harte Strafen verhängen.

Gegen den FCB der beste Lausanner auf dem Feld: Mory Diaw (l.).
Foto: Pascal Muller/freshfocus
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Das sagt die Liga zum Fall Diaw!

Dass die Swiss Football League (SFL) hart gegen Rassimus kämpft, ist kein Geheimnis. In Fällen wie bei Mory Diaw aber sind ihr juristisch die Hände gebunden. Weil die rassistischen Beleidigungen nicht in einem Stadion und während des Spiels, sondern direkt über die privaten sozialen Netzwerke des Spielers verschickt werden, könne der Fall von der Liga nicht verfolgt werden, wie SFL-Sprecher Philippe Guggisberg bestätigt. Der Spieler sei aber dringend aufgefordert, den Vorfall privatrechtlich zu verfolgen.

Auf erneute Anfrage und auf die Forderungen von Diaw angesprochen, sagt Guggisberg: «Ich höre immer wieder von den Clubs, dass auf Social Media inakzeptable Dinge geschrieben werden. Allerdings ist das kein Fussballproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem, das von allen Beteiligten unbedingt thematisiert und jeder Vorfall konsequent zur Anzeige gebracht werden muss.» Gegenseitiger Respekt komme immer öfters abhanden, so die Liga.

«Uns ist das bei Weitem nicht egal», sagt Guggisberg und nimmt den Fall von Mory Diaw zum Anlass, das Thema auf der Agenda der Liga zu verstärken: «Gemeinsam mit unseren Clubs müssen wir tagtäglich gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft kämpfen. Das erfordert das Engagement jedes einzelnen. Und braucht auch einmal den Mut, seinem Gegenüber direkt zu sagen, dass sein Verhalten nicht tolerierbar ist.»

Jener «Fan», der Diaw vier Affenbilder und Mittelfinger schickte, hat sich mittlerweile beim Spieler entschuldigt. Er sei kein Rassist, die Smileys seien falsch interpretiert worden.

Dass die Swiss Football League (SFL) hart gegen Rassimus kämpft, ist kein Geheimnis. In Fällen wie bei Mory Diaw aber sind ihr juristisch die Hände gebunden. Weil die rassistischen Beleidigungen nicht in einem Stadion und während des Spiels, sondern direkt über die privaten sozialen Netzwerke des Spielers verschickt werden, könne der Fall von der Liga nicht verfolgt werden, wie SFL-Sprecher Philippe Guggisberg bestätigt. Der Spieler sei aber dringend aufgefordert, den Vorfall privatrechtlich zu verfolgen.

Auf erneute Anfrage und auf die Forderungen von Diaw angesprochen, sagt Guggisberg: «Ich höre immer wieder von den Clubs, dass auf Social Media inakzeptable Dinge geschrieben werden. Allerdings ist das kein Fussballproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem, das von allen Beteiligten unbedingt thematisiert und jeder Vorfall konsequent zur Anzeige gebracht werden muss.» Gegenseitiger Respekt komme immer öfters abhanden, so die Liga.

«Uns ist das bei Weitem nicht egal», sagt Guggisberg und nimmt den Fall von Mory Diaw zum Anlass, das Thema auf der Agenda der Liga zu verstärken: «Gemeinsam mit unseren Clubs müssen wir tagtäglich gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft kämpfen. Das erfordert das Engagement jedes einzelnen. Und braucht auch einmal den Mut, seinem Gegenüber direkt zu sagen, dass sein Verhalten nicht tolerierbar ist.»

Jener «Fan», der Diaw vier Affenbilder und Mittelfinger schickte, hat sich mittlerweile beim Spieler entschuldigt. Er sei kein Rassist, die Smileys seien falsch interpretiert worden.

Wurde der Autor der ersten Nachricht identifiziert?
Ja, Lausanne-Sport hat mir mitgeteilt, dass er für eine gewisse Zeit Stadionverbot erhalten und dass er eine Geldstrafe bekommen hat. Das Traurigste an dieser Geschichte ist, dass es sich um ein 13-jähriges Kind handelt. Wie kann ein Kind so etwas sagen? Man wird nicht als Rassist geboren, man wird es. Er muss also dem «Beispiel» von Freunden oder seiner Familie gefolgt sein.

Welche Rolle sollten die Vereine, insbesondere Ihr Verein, Lausanne-Sport, in diesen Fällen spielen?
Alle Vereine sollten kommunizieren und öffentlich Stellung beziehen. Jede Mannschaft der Super League hat schwarze Spieler in ihrem Kader. Wenn einer von ihnen betroffen ist, sind alle betroffen. Müssen die Spieler streiken, damit man uns endlich zuhört und die Liga etwas unternimmt?

Wäre ein Streik wirklich eine Option für Sie?
Ja, ich denke, wir könnten es so weit kommen lassen. Das wäre ein starkes Mittel, um ein Zeichen zu setzen. Solche rassistischen Handlungen dürfen 2022 nicht mehr vorkommen.

Ist es möglich, Rassismus aus den Stadien zu verbannen? Der Fussball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft und Rassismus gibt es leider überall.
Es stimmt, dass es überall Rassismus gibt, aber die Leute, die sich dessen schuldig machen, müssen bestraft werden. In den Stadien genauso wie auf der Strasse. Jeder muss sich gegen Rassismus zu Wort melden.

Aus diesem Grund haben Sie sich bereit erklärt, heute zu sprechen?
Ja, ich hoffe, dass dies zu einer gewissen Bewusstseinsbildung beiträgt. Dank meiner Community in den Netzwerken habe ich eine Stimme, die gehört wird, und ich werde sie nutzen. Auch andere Spieler haben das Gleiche erlebt und nichts gesagt. Aus Angst, dass man ihnen nicht zuhört oder ihnen nicht glaubt. Aber unabhängig von ihrem Niveau oder ihrer Popularität sollten alle Spieler solche Botschaften anprangern.

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