YB-Star Fassnacht spricht über seinen Crash gegen GC
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Probleme mit Gehör:YB-Star Fassnacht spricht über seinen Crash gegen GC

YB-Fassnacht spricht über sein Leiden
«Ich hatte den Eindruck, mein Kopf platzt»

Natispieler Christian Fassnacht ist wieder voller Tatendrang im Training. Dabei sah er sich vor kurzem mit einem Leben konfrontiert, das keinen Spass mehr machte.
Publiziert: 18.12.2021 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 23:47 Uhr

Tatort Letzigrund. YB gegen GC. 6. November. 6. Minute. GC-Schrank Toti Gomes stürzt sich mit wenig Rücksicht auf Verluste in einen Luftzweikampf mit Christian Fassnacht (28). Und räumt ihn mit dem Kopf voll ab. Der Berner bleibt benommen liegen. Er hat Schwindelgefühle.

Erst im Spital stellt man fest: Gehirnerschütterung. Bruch des Schläfenbeins. Und: Fasi hört auf dem rechten Ohr praktisch nichts mehr. «Von einer Sekunde auf die andere veränderte sich mein Leben», blickt der Zürcher auf die dramatischen Momente vor sechs Wochen zurück. Nicht zum Positiven für ihn.

Comeback wohl mit Helm

17. Dezember. Nach wie vor hört Fassnacht auf dem rechten Ohr kaum etwas, auf gewissen Frequenzen gar nichts. Aber am Telefon antwortet wieder der aufgestellte, positive junge Mensch, der er von Natur aus ist. «Ich kann wieder richtig trainieren. Und ich habe gemerkt: Nichts limitiert mich mehr – ausser, dass der Bruch noch nicht vollständig verheilt ist. Weshalb ich noch keine Zweikämpfe bestreiten kann.» Das bleibt auch vorderhand so, denn das Risiko eines gebrochenen Schädels könnte in dieser Situation im schlimmsten Fall zum Tod führen. Aber, und das ist schon mal enorm wichtig, trotz des lädierten Gehörgangs hat Fasi keine Gleichgewichtsprobleme. «Wenn ich dann wieder in die Zweikämpfe steigen darf, werde ich wohl einen Helm anziehen», sagt er. «Zumindest zu Beginn. Aber hoffentlich nicht für lange Zeit. Wir haben dafür schon Guillaume Faivre im Team», sagt Fassnacht. Und lacht. Ein Lachen, das guttut.

Letzten Sonntag: Ein aufgestellter Christian Fassnacht ist Teil der SFV-Delegation an den Sports Awards, wo er sich mit Freundin Jennifer zeigt.
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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«Lebensqualität war plötzlich weg»

Rückblende. Ein paar Wochen zurück. Da war die Stimmungslage eine komplett andere. «Da spürte ich erstmals, was es heissen kann, depressiv zu werden», erzählt der Nationalspieler. «Plötzlich machten Dinge, die man liebte, keinen Spass mehr. So das Chillen mit der Freundin. Kochen, Filme anschauen. Aus dem Restaurant musste ich nach zehn Minuten flüchten, weil ich das Gefühl hatte, mein Kopf platze. Die Lebensqualität war weg. Von einem Moment auf den anderen. Am Morgen hatte ich keine Lust aus dem Bett zu steigen. Das Leben fühlte sich plötzlich nicht mehr so an, wie es eigentlich ist. Das war sehr, sehr mühsam und frustrierend.»

Das Hirn passt sich an

Doch Fassnacht kommt wieder hoch. Zum einen wegen seines Umfelds, Freundin, Familie, Kollegen, YB. Und natürlich auch, weil sich körperliche Fortschritte einstellten. Nicht beim Gehör. Das ist immer noch gleich beeinträchtigt wie nach dem Crash, hat ein Test von Wochenbeginn ergeben. Und niemand weiss, ob sich da Verbesserungen einstellen werden. «Aber das Gehirn hat sich daran gewöhnt, dass es nicht mehr dieselben Signale vom Ohr kriegt wie vor dem Unfall. Also passt es sich an.» Sprich: Es geht nicht mehr derart in den Abwehrmodus wie zum Beispiel bei Umgebungslärm. «Nun kann ich wieder in ein Restaurant gehen», sagt Fassnacht, einer der Nati-Helden des EM-Achtelfinals gegen Frankreich. Ebenso wichtig ist seine persönliche Reaktion auf die Situation: «Ich habe sie offensiv kommuniziert, nie etwas versteckt. Wenn mich die Teamkollegen fragten, wie es mir gehe, weil ich schlecht aussah, sagte ich nicht: Okay. Sondern: Mir geht es schlecht. Das hat geholfen.»

Auf einer Mission

Fassnacht auf dem Weg zurück. Und auf einer Mission: «Ich setze mich fortan in der Öffentlichkeit vehement dafür ein, dass der Kopf im Fussball besser geschützt wird. Das Verhältnis zwischen der Bestrafung bei Fouls am Kopf und zum Beispiel bei einer offenen Sohle stimmt einfach nicht. Wenn ein Schiedsrichter die Sohle sieht, zückt er gleich Rot. Wie zum Beispiel bei Remo Freuler im EM-Viertelfinal gegen Spanien. Das war ein Fehlentscheid. Aber in meinen Fall gab es nicht mal Gelb. Nur schon ein fahrlässiges Einsteigen kann schlimme Folgen haben. Ich hatte Glück im Unglück. Andere haben das nicht. Solche Fouls müssen konsequent sanktioniert werden. Wenn nötig wie im Eishockey mit nachträglichen Sperren.»

Hat er sich den Crash mittlerweile angeschaut? «Ein paar Mal», sagt Fassnacht. Dann setzt ein langes Schweigen ein. Das mehr sagt als viele Worte. Und Toti? Hat dieser sich entschuldigt? «Er hat mir eine Nachricht geschrieben.» Punkt. Das wars. Fassnacht hat eben Glück gehabt. Schwamm drüber.


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