Der grosse Schwing-Check
Das Schwinger-Lazarett und ein Berner ärgert die Favoriten

Was läuft in der Schwinger-Szene? Blick liefert die heissesten Sägemehl-Geschichten. Zu reden geben ein bekanntes Fischer-Trio, eine grosse Aufholjagd und ein Berner Talent.
Publiziert: 17.06.2024 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2024 um 14:58 Uhr

Das Lazarett

Die Verletzungshexe gastiert im Schwingen. Gleich mehrere grosse Namen müssen fürs Wochenende passen. Am schlimmsten erwischts Joel Strebel (27). Der Nordwestschweizer reisst sich auf dem Stoos das Kreuzband – der dreifache Saisonsieger (Solothurner, Baselstädtisches und Aargauer) verpasst nicht nur sein Verbandsfest, sondern fällt für den Rest des Jahres aus. Auch das zweite NWS-Aushängeschild fehlt in Lausen. Nick Alpiger (27), der zuletzt auf dem Stoos den Kranz verpasste, verzichtet auf die Teilnahme. Erholung ist angesagt.

Damian Ott (24) musste bereits für den Stoos wegen Kniebeschwerden passen, auch er meldet sich für das Fest noch nicht fit. Gleiches gilt für Joel Wicki (27). Der Schwingerkönig fehlt wegen kleineren Blessuren. Das Fest in Lausen nicht beenden konnte Tim Roth (19). Das vielversprechende Talent aus der Nordwestschweiz brach den Wettkampf nach drei Gängen ab. Was dahinter steckt, ist unbekannt. 

Rückenprobleme verhindern Armon Orliks (29) Teilnahme am Bündner-Glarner Kantonalen. Eidgenosse Roger Rychen (32) steigt in Davos ebenfalls nicht in die Zwilchhosen – wegen körperlicher Beschwerden legt er eine Pause bis voraussichtlich Ende Juni ein. Mit Remo Käser (27) zieht ein weiterer Schwinger seine Teilnahme zurück. Nachdem er sich beim Oberländischen eine Bauchmuskelzerrung und eine leichte Blockade eines Gelenkes zugezogen hatte, hoffte er auf ein Comeback beim Seeländischen in Täuffelen. Doch die Zeit hat nicht gereicht, um fit zu werden. König Kilian Wenger (34) zwickt es einmal mehr im Rücken. Auch er musste für das Seeländische passen. Seine Rückkehr ist ungewiss. 

Aebersold lässt Favoriten verzweifeln

Er hat es wieder getan! Fabian Aebersold (20) verärgert den nächsten Spitzenschwinger. Am Seeländischen Schwingfest in Täuffelen BE trotzt er Fabian Staudenmann (24) einen Gestellten ab. Obwohl der zweifache Saisonsieger unzählige Male angriff, konnte er den 1,78 Meter grossen Mann aus Walterswil BE nicht bezwingen. Staudenmann wurde letztlich Zweiter. Aebersold sicherte sich seinen dritten Saisonkranz.

Die Defensivkünste des 78 Kilogramm schweren Hobby-Hornussers sind spätestens seit dem Oberländischen Schwingfest in der ganzen Schweiz bekannt. Vor drei Wochen verzweifelte König Joel Wicki an ihm. Seither geniesst er im Berner Lager den Status des Publikumslieblings. «Ich bin sehr beweglich», sagt er über seine Stärken. Weil die Gegner «nichts in den Fingern haben», schwingen sie ungern gegen ihn. Das eröffnet den Bernern taktische Möglichkeiten. Gut möglich, dass sie Aebersold bald einmal Samuel Giger zuteilen. Ob der Unspunnensieger ein Erfolgsrezept findet?

Fabian Staudenmann (r.) verzweifelt an Fabian Aebersold.
Foto: keystone-sda.ch

Eidgenosse gelingt toller Fang

Am Sonntagabend gab es für Lario Kramer (25) ein besonderes Menü. Der Eidgenosse genoss seinen ersten selbst gefangenen Hecht. «Wir haben ihn auf den Grill geschossen», erzählt der Gemüsebauer aus dem Kanton Fribourg stolz. Mit «wir» meint er seine Fischer-Kollegen Remo Käser und Patrick Schenk. Vier Stunden waren die drei Eidgenossen auf dem Bielersee unterwegs.

Zum Fischen kam Kramer durch Käser. Die beiden hatten mit Andreas Lanz lange Zeit denselben Athletiktrainer. Während Käser immer noch bei ihm trainiert, wechselte Kramer zu König Matthias Glarner. Das Fischer-Brevet hat der Stoos-Sieger von 2018 während der Corona-Zeit gemacht. Drei bis vier Mal im Jahr fischt er. «So kann ich super abschalten.» Gestärkt durch den Hecht bereitet sich Kramer auf den Schwarzsee-Schwinget vom kommenden Wochenende vor.

Stolz hält Lario Kramer seinen gefangenen Hecht in die Kamera.

Eine gewaltige Aufholjagd und Lob vom König

Nach zwei Gängen am Nordwestschweizerischen herrschte bei den Südwestschweizern richtig miese Stimmung. Ihr Aushängeschild Benjamin Gapany (29) startete katastrophal! Zwei Kämpfe. Zwei Niederlagen. Andreas Döbeli und Samuel Schmid heissen seine Bezwinger. Dem Eidgenossen droht die vorzeitige Heimreise. Doch Gapany schlägt zurück. Er gewinnt die nächsten vier Kämpfe. Ein Nichtkranzer, ein Normalkranzer und zwei Teilverbandskranzer – so sein Programm nach dem Horror-Start. Gapany löst die Aufgaben souverän und sichert sich doch noch den Kranz. Dabei ist der Südwestschweizer sichtlich angeschlagen. Er läuft nicht rund. «Ein anderer hätte das Fest aufgegeben», so SRF-Experte Matthias Sempach. «Dass er es durchgezogen hat, ist ihm hoch anzurechnen.» 

Benjamin Gapany (unten) erlebte am Nordwestschweizerischen einen schwierigen Morgen.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Was Festsieger Walther zu denken geben dürfte

Adrian Walther (22) und Fabian Staudenmann (24) sind zurzeit die beiden besten Berner Schwinger. Dies zeigte sich einmal mehr am Seeländischen Schwingfest. Bereits zum zweiten Mal in dieser Kranzfestsaison bestritten sie den Schlussgang. Am Mittelländischen gewann Staudenmann, diesmal endete das Duell gestellt. Walther rettete sich kurz vor Schluss sensationell über die Brücke. Dank der Note neun triumphierte er als alleiniger Festsieger. 

Etwas dürfte ihm aber zu denken geben. Erneut verpasste er gegen seinen Freund und Trainingskollegen den Sieg. Zum neunten Mal standen sie sich bei einem Schwingfest gegenüber. Noch nie konnte Walther Staudenmann bezwingen. Sechs Niederlagen und drei Gestellte sind seine Bilanz. Will er in Zukunft regelmässig Feste im Bernbiet gewinnen, muss er sich etwas einfallen lassen.


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