Zwei Siege in 24 Stunden
Vollenweider mit emotionaler Premiere in Davos

Der eine Favorit ist abwesend, der andere zieht in den Schlussgang ein. Dort kann sich Domenic Schneider nicht durchsetzen. So gibts am Bündner-Glarner Kantonalen einen lachenden Dritten, der den Sieg erbt.
Publiziert: 15.06.2024 um 08:00 Uhr
|
Aktualisiert: 16.06.2024 um 10:47 Uhr
1/11
Jeremy Vollenweider jubelt in Davos.

Der Schlussgang

Domenic Schneider (30) und Martin Hersche (33) schenken sich über die zwölf Minuten nichts. Doch die Entscheidung fällt nicht. Beide schaffen es nicht, ihren Gegner auf den Rücken zu legen. So endet das Duell gestellt. Und beide verpassen den Festsieg. Stattdessen gibts eine Premiere. Jeremy Vollenweider (26) feiert den ersten Kranzfestsieg seiner Karriere.

Die Siegerstimme

Vollenweider gegenüber Swiss 1: «Ich glaube, ich muss immer zwei Wettkämpfe am Wochenende machen, denn dann läufts mir am besten. Als ich am Morgen herkam, habe ich nicht mit dem Sieg gerechnet. Mein Ziel war der Kranz. Der Start war verhalten, doch dann ist es immer besser geworden. Dass sie im Schlussgang stellen, ist mein Glück. Ich glaube, der Muni bleibt, wo er hingehört. Ich bin kein Bauer, und in den Garten oder auf den Balkon stellen ist schwierig.»

Die Schlussrangliste

Die Doppelbelastung

Jeremy Vollenweider hat Energie für zwei. Er ist nicht nur Schwinger, sondern auch Ringer und Nationalturner – und bestreitet erst am Freitag noch einen Wettkampf im Nationalturnen. Er holt in der Kategorie A am Bündner-Glarner Kantonalturnfest den Sieg, wenige Tage nachdem er schon Schweizer Meister im Nationalturnen wurde und feiert 24 Stunden nach diesem Triumph den ersten Kranzfestsieg seiner Karriere. Und dieser ist besonderes emotional für ihn. Denn Vollenweider hat schon einiges durchgemacht. 

Mit 18 Jahren musste er nach einem epileptischen Anfall wiederbelebt werden, vier Jahre später erhielt er die Diagnose Hodenkrebs, musste sich einer Chemo und wegen Ablegern auch einer grossen Bauch-OP unterziehen. Und liess sich deswegen nicht bremsen. Auch nicht, als er 2022 von einem Kreuzbandriss zurückgeworfen wurde. Nachdem er am Pfingstmontag mit dem Unterland-Schwinget sein erstes Fest bei den Aktiven gewinnen konnte, feiert er nun seine Kranzfest-Premiere. Emotionale Stunden für den Schaffhauser.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Der abwesende Topfavorit

Im Vorjahr hat Armon Orlik (29) das Bündner-Glarner Kantonale zum fünften Mal gewonnen. Keiner hat öfter triumphiert. Nun macht der Rücken dem Titelverteidiger einen Strich durch die Rechnung. «Leider muss ich infolge kleinerer Beschwerden im Rückenbereich meine Teilnahme am Bü-Gla in Davos zurückziehen», schreibt er am Donnerstagabend auf Facebook. Nicht nur Orlik fehlt, auch sein letztjähriger Schlussgang-Gegner Roger Rychen (32) gibt Forfait. Wegen körperlicher Beschwerden macht er bis voraussichtlich Ende Juni eine Pause.

Der Gabentempel

In Davos wird in unmittelbarer Nähe des Eisstadions geschwungen. Der Heimstätte des HC Davos kommt deswegen eine wichtige Rolle zuteil. Sie dient den Organisatoren als Gabentempel. Bei den garstigen Bedingungen von Vorteil. Zudem für die Zuschauer die Gelegenheit, dem Nass zu entkommen und zumindest vorübergehend im Trockenen zu sein. Wer Hockey-Fan ist, hat zudem die Chance auf einen besonderen Preis. Der HCD sponsert einen VIP-Tisch für acht Personen am Spengler Cup.

Werbung

Die bittere Niederlage

Nach drei Gängen hat Christian Biäsch als einziger Schwinger drei Siege auf dem Notenblatt. Er lässt das Publikum von einem Heimsieg träumen. Und dann das. Zum Start in den Nachmittag trifft er auf Domenic Schneider. Im ersten Zug lanciert dieser den entscheidenden Angriff – und Biäsch liegt nicht nur erstmals auf dem Rücken, sondern verdreht sich bei der Niederlage auch noch den linken Fuss. Mit schmerzverzerrtem Gesicht bleibt er liegen, humpelt anschliessend aus dem Sägemehl. Endet das Fest vorzeitig für ihn? Nein. Er bestreitet den 5. Gang und liegt nach diesem punktgleich mit Martin Hersche auf Platz 2. Bei der Einteilung hat er anschliessend das Nachsehen, er wird nicht für den Schlussgang aufgeboten. Und beendet das Fest nach einem Gestellten im 6. Gang auf Platz 3.

Die Bedingungen

Schwinger und Fans müssen in Davos zeigen, dass sie wetterfest sind. Zwar beginnt das Anschwingen noch trocken, dafür ist es kühl. Die Temperaturen sind auf 1560 m.ü.M. knapp im zweistelligen Bereich. Kaum beginnen im 1. Gang die Spitzenpaarungen, öffnet Petrus seine Schleusen. Es regnet teils in Strömen und fast durchgehend während des restlichen Festes. Nicht nur die Schwinger trotzen dem Nass, auch viele Zuschauer bleiben auf ihren Plätzen. Und müssen rund eine halbe Stunde weniger lang bei diesen Bedingungen ausharren, denn die Organisatoren streichen den Festakt, damit das Ganze früher endet.

Die Zaungäste

Unter den Zuschauern in Davos ist auch ein Vize-Weltmeister. Andres Ambühl ist mit seinem Vater, der ebenfalls Andres Ambühl heisst, auf dem Schwingplatz. Das HCD-Urgestein hat erst kürzlich mit der Hockey-Nati den WM-Final verloren. Gegenüber Swiss 1 verrät er, dass er gern schwingen schaut. Das könnte auch familiär bedingt sein. Denn sein Vater stieg einst selber in die Zwilchhosen – und gewann 1980 und 1983 einen Kranz am Eidgenössischen. Auch Ex-Skistar Marc Berthod lässt sich das Fest nicht entgehen.

Andres Ambühl (r.) mit seinem Vater und Swiss-1-Moderatorin Linda Gwerder.

So gehts weiter

Am Sonntag stehen die nächsten beiden Kranzfeste auf dem Programm. In Lausen steigt das Nordwestschweizer und in Täuffelen das Seeländische.

Werbung

Das Fest zum Nachlesen im Ticker

15.06.2024, 16:39 Uhr

Gestellter Schlussgang – Vollenweider erbt Sieg

Martin Hersche und Domenic Schneider legen von Anfang an los wie die Feuerwehr. Beide greifen an, versuchen die Entscheidung früh herbeizuführen. Nach gut drei Minuten versuchts Schneider mit einem explosiven Zug. Doch Hersche kann sich ausdrehen und entwischt ihn letztlich am Boden.

Eine gute Minute später der nächste Schneider-Angriff. Und dieses Mal nagelt er seinen Gegner fest, lässt ihn nicht mehr entkommen. Er greift ihm die Kniekehlen, drückt und drückt – und dann entwischt ihm Hersche doch wieder. Die beiden schenken sich nichts. Und finden letztlich beide nicht das richtige Rezept. Der Gang endet gestellt. Und wir haben einen lachenden Dritten. Jeremy Vollenweider erbt den Festsieg.

15.06.2024, 16:24 Uhr

Biäsch stellt – Vollenweider lauert

6. Gang – Christian Biäsch kommt in seinem letzten Gang gegen Roman Wittenwiler nicht über einen Gestellten hinaus. Damit kann er den Festsieg bei einem Gestellten im Schlussgang nicht erben. Anders siehts bei Jeremy Vollenweider aus. Er holt gegen Thomas Koch die Zehn und könnte am Ende der lachende Dritte sein.

15.06.2024, 15:46 Uhr

Schlussgang steht fest

Die Einteilung hat entschieden. Der Schlussgang-Gegner von Domenic Schneider heisst Martin Hersche. Er bekommt den Vorzug gegenüber Lokalmatador Christian Biäsch – wohl auch, weil es das Duell Schneider gegen Biäsch schon gab und sich der Bündner dabei weh getan hat. Gut möglich, dass er nicht befreit ins Duell hätte gehen können.

15.06.2024, 15:11 Uhr

Kein Festakt

Eigentlich wäre vor dem 6. Gang der Festakt vorgesehen gewesen. Wegen des garstigen Wetters haben sich die Organisatoren dazu entschieden, diesen zu streichen. Deswegen geht es nahtlos mit dem nächsten Gang weiter und der Schlussgang wird rund eine halbe Stunde früher als geplant stattfinden.

15.06.2024, 15:02 Uhr

Schneider im Schlussgang

5. Gang – Martin Hersche gibt sich gegen Kjetil Fausch keine Blösse und holt sich souverän den Sieg. Allerdings verpasst er die Maximalnote. Anschliessend fehlt nur noch eine Spitzenpaarung. Domenic Schneider lässt sich den Schlussgang nicht nehmen. Er greift gegen Reto Koch mit Gammen an und löst souverän das Ticket für den letzten Kampf.

Sein Gegner ist noch nicht bekannt. Infrage kommen noch zwei Schwinger: Christian Biäsch und Martin Hersche. Sie haben 48,25 Punkte auf dem Konto und damit einen Viertel Rückstand auf Schneider.

Schneider (oben) qualifiziert sich mit voller Wucht gegen Koch für den Schlussgang.
15.06.2024, 14:58 Uhr

Biäsch mit Maximalnote

5. Gang – Roman Wittenwiler zeigt weiterhin ein starkes Fest. Nach dem Gestellten zum Auftakt reiht er nun den vierten Sieg aneinander. Gegen Janos Bachmann gibts die Zehn.

Auch Janic Voggensperger gibts den nächsten Sieg. Er bodigt Niklas Lötscher und bleibt vorne dabei. Gleiches will Jeremy Vollenweider gegen Andrin Habegger tun. Und das gelingt, auch er gewinnt.

Anschliessend schreitet Christian Biäsch zur Tat. Das Publikum ist nur schon froh, dass er weiter mittun kann. Und er zeigt, dass er heute stark ist. Der umgeknickte Fuss ist vergessen, er legt Simon Winzeler platt aufs Kreuz. Und holt sich damit die Maximalnote.

Biäsch (r.) holt sich die Zehn gegen Winzeler.
15.06.2024, 14:48 Uhr

Spitzenpaarungen 5. Gang

Gute Nachrichten von Christian Biäsch. Er kann offenbar weitermachen, denn ihm ist ein Gegner für den 5. Gang zugeteilt worden.

Janos Bachmann – Roman Wittenwiler
Niklas Lötscher – Janic Voggensperger
Christian Biäsch – Simon Winzeler
Kjetil Fausch – Martin Hersche
Andrin Habegger – Jeremy Vollenweider
Reto Koch – Domenic Schneider

15.06.2024, 14:05 Uhr

So stehts nach vier Gängen

Nach vier Gängen übernimmt Favorit Domenic Schneider die Spitze. Allerdings muss er diese mit Andrin Habegger, Martin Hersche und Reto Koch teilen. Einen Viertelpunkt dahinter lauern Jeremy Vollenweider, Christian Biäsch, der hoffentlich weitermachen kann, und Niklas Lötscher.

15.06.2024, 13:54 Uhr

Schneider siegt – Biäsch mit Schmerzen

4. Gang – Janic Voggensperger hat eine Minute vor Schluss die Riesenchance, Andreas Niederer am Boden auf den Rücken zu drehen. Aber er ist zu wenig geduldig und sein Gegner entwischt ihm. Die beiden greifen noch einmal neu, aber zu einer Entscheidung kommts nicht mehr. Da Voggensperger mehr macht und aktiver ist, wird er besser bewertet und bekommt Note 9,00.

Kilian Kolb wird erstmals aufs Kreuz gelegt. Er unterliegt Jeremy Vollenweider. Derweil setzt sich Reto Koch gegen Linard Gantenbein durch. Damit werden die drei Halbzeit-Zweiten etwas zurückgebunden.

Im absoluten Spitzen-Duell trifft der Führende Christian Biäsch auf Domenic Schneider. Der Kampf dauert nur wenige Sekunden, Schneider gewinnt mit dem ersten Angriff. Und sorgt nicht nur deswegen für einen Dämpfer. Denn Biäsch verdreht sich dabei den Fuss, bleibt einen Moment mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und humpelt anschliessend aus dem Sägemehl. Bleibt zu hoffen, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hat.

Biäsch (l.) verdreht sich bei der Niederlage gegen Schneider den Fuss.
15.06.2024, 13:29 Uhr

Rückschlag für Kindlimann

4. Gang – Niklas Lötscher startet erfolgreich in den Nachmittag. Er bezwingt Daniel Oertle. Auch Roman Wittenwiller lässt sich gegen Christian Lanter einen Sieg notieren.

Fabian Kindlimann bekommt es nach dem Mittagessen mit Lars Rotach zu tun. Er findet das richtige Rezept nicht und muss sich mit einem Gestellten zufriedengeben. Beide haben den Morgen auf Platz 3 beendet. Und fallen nun ziemlich sicher aus dem Kampf um den Schlussgang.

Mehr zur Sache gehts in der Folge zwischen Shane Dändliker und Cédric Lenherr. Schon nach kurzer Gangdauer gibts eine heisse Szene, auch danach zeigen sich die beiden äusserst aktiv. Trotzdem endet auch dieses Duell ohne Sieger.

Kindlimann (r.) stellt gegen Rotach.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Alle Kommentare