Vom Kummerbuben zum Podest-Fahrer
Wie sich Meillard zurück an die Spitze kämpfte

Loïc Meillard meldet sich nach der schwierigsten Phase seiner Karriere in eindrücklicher Manier zurück. Experten betreiben Ursachenforschung.
Publiziert: 05.02.2024 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2024 um 12:14 Uhr
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Das Jahr 2024 beginnt für Loïc Meillard (27) mit einem Desaster. Beim Riesenslalom in Adelboden springt dem Walliser mit Neuenburger Wurzeln kurz vor dem Zielhang wie schon beim Saisonauftakt in Sölden ohne erkennbaren Grund die Bindung auf. Drei Tage später wird der Riesenslalom-Vizeweltmeister im Training zur Lauberhornabfahrt erneut von der Bindung im Stich gelassen. Diesmal verliert er den Ski beim Brüggli-S.

Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann (54) macht sich zu diesem Zeitpunkt grosse Sorgen um Meillard: «Wenn bei einem Athleten in derart kurzer Zeit, so oft die Bindung aufspringt, ohne dass er einen Fehler begangen hat, ist die Gefahr gross, dass er jegliche Sicherheit verliert, weil er am Rennstart dem Material nicht mehr vertraut.»

Haben das Bindungsproblem in den Griff bekommen: Loïc Meillard (l.) und Jean-Francois Jond von Rossignol.
Foto: Sven Thomann
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Zwei Podestplätze in drei Rennen

Deshalb kommt es schon fast einem Ski-Wunder gleich, dass Meillard knapp vier Wochen später vor Selbstvertrauen strotzt. Innert acht Tagen fährt er zwei Podestplätze ein. Beim ersten Super-G in Garmisch wird er Dritter, beim Slalom in Chamonix hinter Daniel Yule (30) Zweiter.

«Loïc hat mir in Chamonix sehr imponiert», schwärmt Blick-Experte und Ski-Legende Bernhard Russi (75). «Als Fünfter nach dem ersten Lauf musste er im zweiten Durchgang mit extrem schwierigen Bedingungen zurechtkommen. Nicht nur die Piste, sondern auch das Licht war bei seinem Start deutlich schlechter als bei Yule. Während der Olympiasieger Clément Noël bei diesen Bedingungen über zwei Sekunden auf Daniel verlor, hat Loïc lediglich etwas mehr als eine Sekunde eingebüsst – richtig stark!»

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Ein absoluter Modellathlet

Dass Meillards Ausrüster Rossignol das Bindungsproblem nach den Weltcup-Wochen im Berner Oberland in den Griff bekommen hat, ist ein Grund, warum der 27-Jährige in so kurzer Zeit die Kurve gekriegt hat. Liechtensteins Alpin-Fürst Marco Büchel (52) sieht aber noch andere Gründe, die dafür sprechen, dass der Sohn des ehemaligen Schweizer Rekordhalters im Speedski in der zweiten Saisonhälfte richtig durchstarten wird. «Für mich ist Loïc rein skitechnisch betrachtet der stärkste Schweizer. Um diese Klasse richtig ausspielen zu können, braucht er richtig schwierige Bedingungen. Und wenn die Temperaturen so hoch wie in Chamonix bleiben, werden wir in den nächsten Wochen viele Rennen mit ganz schwierigen Bedingungen erleben. Das spricht auch deshalb für Meillard, weil sein Material auf salzigem Schnee perfekt funktioniert.»

Und noch etwas: «Loïc ist ein absoluter Modellathlet, der in der Saisonvorbereitung kein einziges Detail übersieht. Während andere Athleten langsam aber sicher zu schwächeln beginnen, wird ihm der Saft im Saisonfinale ganz sicher nicht ausgehen.»

Beim Riesenslalom in Bansko wird Meillard am kommenden Samstag jedoch auf einen Giganten treffen, der kaum schwächeln wird. Dessen Name? Marco Odermatt.

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