Harte Kritik der Fahrerinnen
Das erste Training in Crans-Montana sorgt für rote Köpfe

Weicher Schnee und hitzige Diskussionen: In Crans-Montana ist schon im ersten Training viel los. Eine Schweizerin übt harte Kritik – der Pistenchef zeigt Verständnis.
Publiziert: 14.02.2024 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2024 um 20:38 Uhr
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Mathias GermannReporter Sport

Frühlingshafte Stimmung in Crans-Montana VS. Im Zielraum der Piste Mont Lachaux auf 1545 Meter herrscht fast schon T-Shirt-Wetter. Die Sonne brennt, Wolken oder Wind gibt es kaum. Doch nicht nur das Wetter (sechs Grad) ist hitzig – auch einige Fahrerinnen sind nach dem ersten Abfahrtstraining ordentlich auf Betriebstemperatur. «Der unterste Teil der Strecke ist nicht weltcupwürdig. Du kriegst keinen Grip, rutschst weg – es fühlt sich nicht gut an», sagt Jasmine Flury (30).

Die Abfahrtsweltmeisterin ist nicht die Einzige, die Kritik übt. Norwegens Ski-Ass Kajsa Vickhoff Lie (25) meint: «Sie sind nicht die besten Salzer hier. Man sollte 100 Norweger einfliegen, die diesen Job erledigen – dann wäre es perfekt.» Man müsse nicht mehr, aber richtig salzen. Heisst für sie: Zuerst rutschen, dann salzen – und die Piste mindestens 30 Minuten ruhen lassen. Dann zeigt sie auf den Zielhang und meint: «Schau, jetzt salzen sie. Während des Trainings. Das ist zu spät.»

«Schwierig, einfach weich»

Michelle Gisin (30) gibt sich moderater, spricht aber von einem «schmierigen» Schnee. Abfahrtsweltcup-Zweite Stephanie Venier (30, Ö) meint: «Es ist schwierig, einfach weich – klassisch Crans-Montana halt.» Schliesslich ist für Italiens Ski-Königin Federica Brignone (33) nicht der Schlussgang, sondern der obere Teil problematisch. «Aber es ist nicht gefährlich.»

Abfahrts-Weltmeisterin Jasmine Flury findet, dass der Schlusshang der Piste Mont Lachaux «nicht weltcupwürdig» ist.
Foto: Getty Images
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Tatsächlich gibt es lange keinen Crash – bis zur Startnummer 53 und Ania Monica Caill (28). Die Rumänin stürzt nach der Ziellinie, bleibt liegen und wird ins Spital von Sitten transportiert. Eine Schulterverletzung wird befürchtet. Beste Schweizerin ist Lara Gut-Behrami auf Rang neun (+0,64) – Zeiten und Rangierungen haben aber keine Aussagekraft.

Zurück zur Kritik der Fahrerinnen. Blick konfrontiert Pistenchef Patrice Morisod. Er sagt: «Wir haben zwei Problemstellen. Zuerst die Bosse du Président und dann den Zielhang. Ich akzeptiere die Einwände. Aber es ist halt so, dass das Salz nicht ewig wirkt.»

Für ihn ist klar, dass man das Donnerstagstraining streichen sollte – wegen der steigenden Temperaturen – aber auch, um die Piste zu schonen. Tatsächlich sagen die Wetterfrösche sechs Grad plus voraus – beim Start auf 2210 Meter. Morisod: «Wenn wir fahren, ist das Blödsinn. Dann würden wir das Rennen am Freitag gefährden.»

Sprung völlig unnötig?

Doch da ist noch etwas, was bei Flury für Kopfschütteln sorgt: der Zielsprung. «Er hat eine Nase, ist wie ein Kicker. Und dann landet man im weichen Schnee. Es ist jedes Jahr dasselbe. Ich verstehe nicht, warum es diesen Sprung überhaupt braucht. Er ist unnötig.»

Wer nun meint, dass Morisod darüber den Kopf schüttelt, irrt: «Jasmine hat recht, wir tragen den Sprung noch ab. Und ich finde auch, dass er aus sportlicher Sicht keinen Sinn macht – dieser Sprung ist eine Marketing-Sache, weil man dank ihm Werbung platzieren kann.»

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