Neue Details zum Turn-Wirbel
Ein Athletinnen-Brief brachte die Cheftrainerin zu Fall

Ein SRF-Bericht bei «10vor10» enthüllt, dass hinter der Trennung von STV-Cheftrainerin Wendy Bruce-Martin mehr steckte als eine schwache EM.
Publiziert: 17.06.2023 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2023 um 12:40 Uhr

Es ist ein Hilferuf in Briefform. Verfasst von einem Grossteil des Turnerinnen-Nationalkaders. Das Team schreibt Ende April an die Bosse des Turnverbands, dass es «fatale Missstände im Trainerteam gäbe». Zudem soll gemäss einem Bericht des SRF-Newsformats «10vor10» das Schreiben auch Berichte über heftige Schmerzen wegen unprofessionellen Trainings und von Verletzungen handeln, die von den Coaches nicht ernstgenommen wurden.

«Solche (Miss-)Handlungen seitens der beiden Trainer (...) können wir nicht nachvollziehen und hinterfragen ihre fachliche Kompetenz», heisst es weiter. Ausserdem gäbe es im Trainerstab permanente Streitigkeiten.

Konflikt unter dem Trainer-Duo

Die Enthüllung des Athletinnenbriefs wirft ein neues Licht auf die Trennungen beim STV Ende Mai von Cheftrainerin Wendy Bruce-Martin und Assistenztrainer Craig Tetreault. Das Duo aus den USA schien vor allem wegen des enttäuschenden 17. Rangs des Teams an der EM Mitte April zu gehen.

Sie musste im Mai den STV verlassen: Cheftrainerin Wendy Bruce-Martin. Jetzt kommen neue Details ans Tageslicht.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Nun scheint es aber eben auch an einem Konflikt zwischen den beiden gelegen zu haben, der gemäss des Briefs sogar die Turnerinnen in der täglichen Arbeit zu spüren bekommen haben. Drei Jahre nach dem Turn-Skandal um die «Magglingen-Protokolle» nun einen Zoff im Trainerteam. Das Trainer-Duo, das sich vom Verband im gegenseitigen Einvernehmen getrennt hat, nahm gegenüber SRF keine Stellung, es gilt die Unschuldsvermutung.

Turnverband schiesst gegen SRF-Beitrag

Der STV hingegen schreibt in einer Stellungnahme, dass man die Vorwürfe sehr ernst genommen und in eine umfassende Analyse einfliessen gelassen habe. Es sei auch mit der Ethikkommission des STV zusammengearbeitet worden, zudem sei vorsorglich die für Ethikverstösse zuständige Stiftung Swiss Sports Integrity (SSI) informiert worden.

Und der Turnverband schiesst gegen den SRF-Bericht. «Der STV missbilligt das Vorgehen des SRF überaus, Inhalte, welche vertrauensvoll nur an einen sehr kleinen internen Kreis gerichtet wurden, zu Recherchezwecken – ohne Wissen der Athletinnen und gegen ihren Willen – an verschiedene Personen zu schicken, die davon nicht in Kenntnis waren. Die Athletinnen lehnen eine Publikation oder Verwendung der Inhalte ausdrücklich ab, was dem SRF mehrfach mitgeteilt wurde.» (red)

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